Das Mauthausen Komitee Gallneukirchen lädt am Sonntag, 18. Mai, um 18.30 Uhr zur Befreiungsfeier beim "Mahnmal für den Frieden" in der Anton-Riepl-Straße in Gallneukirchen ein. Das Leitthema der Veranstaltung: „1945: Die Befreiung kam im Mai“. Mitwirkende: Katholische Jugend, Sozialistische Jugend, Stadtkapellchen und das LMS-Ensemble "Die Schlaganfälligen". Die Festrede hält Uni-Professor Michael John. Gedacht wird dem Todesmarsch von Gallneukirchen nach Pregarten. Zentral ist dabei nicht nur das Leid, das tausende deutsche Soldaten hier erfahren haben, sondern auch das enorme Engagement der US-Soldaten zur Befreiung von der Diktatur des Nationalsozialismus. Das Mauthausen Komitee Gallneukirchen weist auch auf eine Gedenkfeier des Kameradschaftsbunds Pregarten am Samstag, 17. Mai, ab 15 Uhr, am Stadtplatz Pregarten hin.
GALLNEUKIRCHEN. Das Mahnmal in Gallneukirchen ist der zentrale Ort dieser Gedenkinitiativen. Denn eine der Stelen beim Mahnmal informiert, dass in diesem Areal im Mai 1945 die US-Armee tausende deutsche Soldaten zu Kriegsgefangenen erklärte, und jene Soldaten, die zuletzt an der Ostfront kämpften, den Sowjets ausgeliefert hatten. Die Gestaltung des Mahnmales mit den aus der Erde ragenden Stahltafeln ist die Aufforderung zum Erkunden, „nicht das Gras des Vergessens über das verdrängte Unheil wachsen lassen“.
Der Text der Stele entspricht den mündlich überlieferten Erinnerungen in der Zeit um das Jahr 2000. Unser heutiges Wissen über den Zweiten Weltkrieg ist umfangreicher. Heute gibt es publizierte Chronikberichte, wissenschaftliche Publikationen und Berichte von Veteranen der elften US-Panzerdivision, die für dieses Kriegsgefangenen-Wiesenlager die Verantwortung trug. Überaus informativ ist die Autobiographie des damals 19-jährigen US-Soldaten J.Ted Hartman, der als Panzerfahrer am US-Einsatz zur Befreiung Österreichs mitgewirkt hat, auch an der Übergabe der Deutschen Soldaten an die Sowjets. Bei der Feier wird die Gedenkschrift “Audiatur et altera pars” (=Auch die andere Seite hören) verteilt.
Berichte von US-Soldaten
Chronikberichte und persönliche Erzählungen lassen mitfühlen, in welchem Elend diese kriegsgefangenen Soldaten waren und wie empört sie waren, dass die US-Soldaten ihre flüchtenden Kameraden abgeschossen hatten. Die US-Soldaten bezeichneten sie als herrische Sieger, die willkürlich gegen das Kriegsrecht gehandelt hätten.
Um die andere Seite hören, verstehen zu können, sind die biographischen Erinnerungen des US-Soldaten Ted Hartmann wertvoll. Er war 1945 als 19-jähriger GI, als Panzerfahrer der 11. US-Panzerdivision im Einsatz. Sein erster Fronteinsatz war gegen die Ardennenoffensive der Wehrmacht. Dann war seiner Division befohlen worden, bis zur Enns vorzurücken. Als Lenker eines Sherman-Panzers war er immer an vorderster Front. Obwohl seine Einheit in Waffen- und Mannstärke den Deutschen weit überlegen war, musste sie häufig Nahkämpfe mit deutschen Einheiten, mit „Hitlers letztem Aufgebot“, bestehen. Soldaten haben ihr Leben verloren, in einem Krieg, der militärisch schon entschieden war. Immer wieder, schon bei den Kämpfen in den Ardennen, waren die US-Soldaten mit verbrecherischen Befehlen und Handlungen der SS-Soldaten konfrontiert, zuletzt auch im Mühlviertel. Bei der Befreiung der KZ Flossenbürg (23. April) sowie Gusen und Mauthausen (5. Mai) und zuvor mehrerer Gefangenenlager erlebte er mit seinen Kameraden das abscheuliche Wirken der SS.
SS-Männer wollten fliehen
Ted Hartman beschreibt in seiner Autobiographie die Tagesbefehle zur Übergabe der Kriegsgefangenen an die Sowjet-Einheit. Die Kriegsgefangenen, die zuletzt gegen die Sowjets gekämpft hatten und rechtswidrig nach der Kapitulation geflüchtet waren, wurden registriert und der Sowjetunion überantwortet. Beim Transfer war zu achten, dass Kriegsgefangene nicht zu ihren Waffen flüchten und nicht in Gruppen flüchten. Gegebenenfalls Schießbefehl. Viele der Kriegsgefangenen waren SS-Soldaten. Als sie dies erkannten, dass sie den Sowjets übergeben werden, rissen sie panisch alle SS-Distinktionen aus ihrer Kleidung und versuchten zu fliehen. Dem Konvoi folgte ein Sanitätszug, der sich um Verwundete und Getötete annahm. Die Überstellung dieser Kriegsgefangenen an die Sowjets war kein Willkürakt der US-Army, sondern entsprach den Vereinbarungen der Konferenz von Jalta 1945.