Ein Floridsdorfer entdeckt Schmalspurbahn Idylle mit Draisine
Der Grat zwischem ausgefallenem Hobby und Spinnerei ist dünn
Als Maschinenbauer initiierte Herbert Schranz ein Matura Projekt an der größten Schule Wiens, dem TGM in Wien 20, mit den Titel "Mobile Draisine". Mobil steht für Transportmöglichkeit in einem PKW, was durch niedriges Gewicht („damit man sich beim Verladen nicht das Kreuz verreißt!“) und einfache Zerlegbarkeit erreicht wird. Das Gefährt ist viersitzig und wird über zwei Tretkurbeln an den beiden hinteren Sitzen angetrieben. Eine Gangschaltung erleichtert das bergauf Fahren. Im letzten Sommer wurde die Mobilität besonders ausgereizt, das Ziel war die Bregenzerwaldbahn. Das erforderte eine achtstündige Anreise, die durch zwei herrliche Sommersonnentage auf der Schmalspurbahn mit den österreichweit höchsten Fahrgastzahlen belohnt wurde.
Besondere Herausforderungen
Die technisch größte Herausforderung, zugleich auch die landschaftlich schönste Strecke ist die Bergstrecke der Ybbstalbahn zwischen Gaming und Lunz am See. Mehr als 10 Kilometer bergauf mit nahezu ständig 30 Promille Steigung lassen die Muskel leicht übersäuern. Zwischendurch kann man die unvergleichlichen Testlework Brücken bestaunen. Belohnt wird man durch eine herrliche dreißig Minuten Abfahrt durch die Canyons, das sind künstliche Felsschluchten durch die sich die Gleise schlängeln. Bergab sind die Rückttrittbremsen gefordert. Da ist man froh, die Fahrtauglichkeits Überprüfung einer Staatlichen Versuchsanstalt absolviert zu haben. Immerhin erreichen die vier Kunststoffräder fast 800 U/min auf geraden Gefällstrecken.
Es wäre unfair, Schönheit als Reihungskriterium der einzelnen Schmalspurbahnen heranzuziehen. Jede Strecke hat besondere Reize und eigene Idylle. Eine Fahrt auf der Fesitritztalbahn von Oberfeistritz nach Birkfeld bietet herrliche Viadukte und Tunnels, restaurierte Bahnhöfe sowie Landschaften, wo einem nur die Zuggleise hinlenken fern ab vom Autoverkehr. Das Steyrtal wiederum begeistert durch besonders gemütliche Fahrweise, weil kaum Höhenunterschiede zu bewältigen sind.
Eisenbahnliebhaber als Streckenerhalter
Das Höllental bietet als besonderen Reiz den Anblick der Rax und die Tatsache, dass in Payerbach am Nebengleis sowie auch im Gurktal bei Treibach Althofen der Railjet am Nebengleis vorbeisaust. All diese Strecken sind nur deswegen nutzbar, weil Eisenbahnfreunde einen Museumsbahnbetrieb ermöglichen und diese Streckenabschnitte kultivieren und erhalten. Das erklärt wiederum, warum es oft schwierig ist, Fahrgenehmigungen zu erhalten, weil die Betriebsführung den Bahnbetreibern von den Behörden nicht immer leicht gemacht wird.
Ein Sonderfall ist die Strecke von Rupprechtshofen nach Wieselburg, die einem Betreiber für ausschließlichen Draisinenbetrieb überantwortet wurde. Dort sind daher auch Zwischenstationen mit kulinarischen Angeboten möglich, wenn die Strahlkraft der Dominanz des Ötschers im Mostviertel nicht ausreicht.
Es gibt noch genug Neues auszuprobieren
Die höchste Schmalspurbahn Östgerreichs ist im Lungau beheimatet. Genaugenommen wurde die Mobile Draisine für diese Strecke konzipiert. Aber bisher haben die komplizierten Besitz Regelungen und der Status als Anschlussbahn keine Fahrten ermöglicht. Auch der berühmte Flascherlzug bei Stainz, Strecken im Waldviertel oder die Abschnitte Lunz-Göstling und von Oberfeistritz nach Weiz blieben bisher von der Draisine unentdeckt.
Gewinn des Salzburger Regionalitätspreises
Im Herbst 2015 schlug für den Draisinenbesitzer eine besondere Stunde. Unter den zahlreichen Einreichern konnte beim Regionalitätspreis, der von den Bezirksblättern vergeben wird, in der Kategorie Verkehr mit dem Projekt „Lungau Draisine“ der erste Platz errungen werden. Die entwickelten Konzepte für die Herstellung in der Region, die Finanzierung und die Betriebsführung im Biosphärenpark Lungau überzeugten die Jury. Die Umsetzung in einen realen Publikumsbetrieb steht noch aus. Solange bleibt dem Floridsdorfer „Draisinen Pionier“ das Idyll Schmalspurbahn Erlebnis mit einer Draisine ihm allein und seinen drei Mitfahrern vorbehalten.
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