Als falscher Augustin getarnt
BEZIRK. "Hat der Deutsch-Wagramer Marktleiter Angst vor der Bettlermafia?", fragt der Strasshofer Stephan Pestitschek in einem Leserbrief an die Bezirksblätter. "Er hat wegen einer Beschwerde zwei Mädchen, die für krebskranke Kinder des St. Anna Kinderspitals gesammelt haben, vertrieben, aber die organisierten Bettler treiben dort nach wie vor ihr Unwesen."
Bezirkspolizeichef Heinz Kirchner bestätigt: "Die Bettler werden mit Bussen hergeliefert, die meisten stammen aus Ungarn und Rumänien." Aggressives und Kinderbetteln ist eine Straftat, solange sich die Leute unauffällig verhalten, schreitet die Polizei jedoch nicht ein.
Es liegt auch am Ermessen der Marktleiter, wann sie gegen Bettler aktiv werden. Vor dem Eurospar in Gänserndorf findet man keinen einzigen. Der Marktleiter schaltet bei Belästigungen seiner Kunden rigoros die Polizei ein. "Wenn sich Kunden beschweren, werden unsere Marktmanager aktiv", bestätigt auch REWE-Sprecherin Corinna Tinkler in Bezug auf den Merkur Deutsch-Wagram. Den Fall der beiden Mädchen kenne sie nicht, "im Normalfall ist das kein Anlass für eine Wegweisung."
Ebenso werden Augustin-Verkäufer geduldet, sofern sie einen gültigen Ausweis bei sich tragen. "Wir haben aber schon Leute mit gefälschten Ausweisen erwischt. Häufig werden die Bettlerbanden in Ortschaften abgeladen, wo fünf Leute von Tür zu Tür gehen, sich auch unter einem Vorwand ins Haus schleichen", warnt Gerald Reichl von der Kriminalpolizei Gänserndorf.
"Wenn man unbedingt spenden will, dann Essen statt Geld hergeben", gibt Reichl eine Tipp. Zur Hochsaison setzen die organisierten Bettler 2000 Euro im Monat um. Geld das an die Bosse abgeliefert wird.
Ulrike Potmesil
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