Autokino vor dem Aus
Mit „Fast & Furious 5“ hätte die Saison vergangenes Wochenende eröffnet werden sollen. Doch Österreichs einziges Autokino steht vor dem Aus.
GROSS-ENZERSDORF. „Ich wehre mich gegen die exorbitante Erhöhung der Vergnügungssteuer. Um 500 Prozent müsste ich mehr zahlen. 2009 betrug die Abgabe 3800 Euro, mit der neuen Forderung wären es hochgerechnet 15.000 Euro pro Saison.“ Kinobetreiber Franz Lampesberger, Präsident des österreichischen Kinoverbandes, ist über die Vorgehensweise der Stadtgemeinde Groß-Enzersdorf emmpört.
Mit 1.1.2011 hat diese die Lustbarkeitsabgabe, die bis dahin per Landesgesetz verordnet war und nun im Zuständigkeitsbereich der Gemeinden liegt, für den Kinobetrieb von fünf auf zehn Prozent erhöht.
Wettbewerbsverzerrung
Lampesberger nennt zahlreiche Beispiele von Kino-Standortgemeinden, die keine Lustbarkeitsabgabe einheben, so z. B. Deutsch-Wagram, Matzen, Laa, Stockerau, Zwettl und Neunkirchen. Der Standort Groß-Enzersdorf ist besonders problematisch, da die Stadtgrenze Wien knapp 200 Meter entfernt liegt. Und die Wiener Kinobetreiber zahlen ebenfalls keine Vergnügungssteuer. Um diese Wettbewerbsverzerrung auszugleichen, fordert Lampesberger einen Steuererlass. „Bürgermeister Hubert Tomsic hat jedes Gespräch mit mir verweigert und eine schriftliche Eingabe verlangt, die eh nur entsorgt wird“, ärgert sich der Kinobetreiber.
Der Stadtchef zeigt sich jedoch kompromissbereit: „Im Vorjahr hätte die Steuer, die übrigens bis jetzt noch nicht gezahlt wurde, nur 1600 Euro ausgemacht. Über diese Summe bin ich selbstverständlich bereit, zu sprechen.“
Doch Tomsic grundsätzliche wirtschaftliche Probleme hinter dem Wirbel um die Steuer. Die Digitalisierung und Umstellung auf 3D würde Zigtausende Euro kosten, wäre aber notwendig, soll das Autokino wettbewerbsfähig bleiben. Denn die neuen Technologien, mit denen Lampesberger im Vorjahr nicht mithalten konnte, bescherten dem Kino 2010 die schlechteste Saison seit 26 Jahren und ein Minus von 70.000 Euro.
Hoffnung besteht
Tomsic will, falls Lampesberger sich doch noch zu einem schriftlichen Ansuchen durchringen kann, das Thema bei der nächsten Stadtratssitzung vorbringen und stellt auch eine kurzfristige Entscheidung in Aussicht. Für die Saison 2011 besteht also Hoffnung. „Wenn nötig, kann ich von heute auf morgen Filme bekommen, ich habe beste Kontakte“, verspricht Lampesberger.
Ulrike Potmesil
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