Kassenstelle für Gänserndorf

Das lange Warten auf den Kinderarzt

Im Dezember 2022 wurde vom Land Niederösterreich die blau-gelbe Gesundheitsoffensive zum Ausbau der ärztlichen Versorgung präsentiert. Im Zuge dieser Offensive hätte im ersten Quartal unter anderem in der Pilotgemeinde Gänserndorf ein Kinderfachärztepool eingesetzt werden sollen. Bis heute, Ende des zweiten Quartals, gibt es immer noch keinen Kassenarzt für Kinder- und Jugendheilkunde in Gänserndorf.

GÄNSERNDORF. Schon Ende März berichteten die Bezirksblätter und meinbezirk.at über die Verzögerung des Pilotprojekts, bei dem ein Pool an Ärzten zur Überbrückung vakanter Stellen eingesetzt werden sollte. Als Pilotgemeinden, in denen es dringenden Versorgungsbedarf gab, wurden Gänserndorf, Mistelbach und Maissau definiert. In Gänserndorf fehlt seit Anfang Jänner eine Kassenstelle für Kinder- und Jugendheilkunde, nachdem die bisherige Kassenärztin Beate Böchzelt ihren Vertrag zurücklegte und seither als Wahlärztin tätig ist. Bis heute, Ende des zweiten Quartals, gibt es weder einen neuen Kinderarzt, noch den versprochenen Ärztepool zur Überbrückung.

Kein Kinderarzt in Sicht

Der Ärztevertreter für den Bezirk Gänserndorf, Franz Tödling, zeigte sich von Beginn an von dem Plan der Politik, einen Pool an Ärzten installieren zu können, verwundert. Er habe schon damals darauf hingewiesen, dass für diesen Ärztepool in Gänserndorf unbedingt Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde zur Verfügung stehen müssen, weil es eben Kinder mit schweren und chronischen Erkrankungen gebe, die einer fachärztlichen Betreuung bedürfen. "Woher man diese Ärzte nehmen möchte, weiß ich jedoch nicht", erklärt Tödling in einem aktuellen Gespräch mit den Bezirksblättern und führt weiter aus:

"Die Kinderärztin in Gänserndorf hatte einen Grund, die Kassenstelle zurückzulegen. Die Arbeit der Kassenärzte ist oftmals aufgrund des starken Arbeitsaufkommens nicht mehr bewältigbar, ohne selbst Schaden zu nehmen. Unser Gesundheitswesen befindet sich im freien Fall, sowohl im niedergelassenen Bereich, als auch im Spitalsbereich. Eine Lösung für die Krise im Gesundheitssystem kann nur auf Bundesebene gedacht werden", fordert Tödling.

Datum noch nicht fixiert

Von Seiten des Landes Niederösterreich liege - was die Umsetzung des Ärztepools anbelangt - der Ball nun bei der Wiener Ärztekammer und der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK): 

„Im Dezember 2022 wurde mit der blau-gelben Gesundheitsoffensive der Grundstein für die Entwicklung der Gesundheitsversorgung im niedergelassenen Bereich gelegt. Die darin enthaltene Maßnahme des Ärztepools befindet sich aktuell in der Abstimmung zwischen den Vertragspartnern der Ärztekammer Wien und der Sozialversicherung. Als Land NÖ werden wir weiterhin auf die Umsetzung dieses Projektes pochen", 

so die Stellungnahme des Landes NÖ. Auch der Gänserndorfer Bürgermeister, René Lobner sieht das Thema nun bei den Vertragspartnern liegen:

"Aber ich übe weiterhin Druck aus, damit der Ärztepool endlich realisiert wird",

erklärt Lobner.

Laut ÖGK sind die Verhandlungen mit der Ärztekammer weitestgehend abgeschlossen, die nächsten Verhandlungstermine wurden für den Sommer vereinbart. Die ÖGK bemühe sich um einen baldigen Vertragsabschluss, sodass die drei Pilotprojekte in NÖ rasch starten können, sollten bis dahin keine Besetzungen der vakanten Stellen über Kassenärzte gelingen. Auch die Ärztekammer Wien erklärt, dass über den Sommer die finalen Gespräche stattfinden und danach das Projekt zügig umgesetzt werden soll:

"Derzeit finden Gespräche zwischen Ärztekammer und Sozialversicherung zum Thema Honorar statt. Außerdem ist das Gutachten zu den wesentlichen Haftungsfragen noch ausständig",

Die Umsetzung könnte also im vierten und letzten Quartal des Jahres realisiert werden, weit weg von dem ursprünglich gestecktem Ziel, den Kinderärztepool im Medizinischen Zentrum Gänserndorf im ersten Quartal zu installieren.

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