Die Werft im Weinviertel
SCHRICK. Gut, Österreichs Meerzugang ging zwar nach dem ersten Weltkrieg verloren, aber das ist noch lange kein Grund, sich nicht als Seefahrer-Nation zu fühlen. Und noch weniger eine Werft zwischen den Weinbergen einzurichten.
Das findet zumindest der Rabensburger Tischlermeister (in Pension) Heinfried Gessinger. In der Werkstatt eines Schricker Freundes Hannes Westermayer werkt der frisch gebackene 80-Jährige gelegentlich zu privaten Zwecken. Der spontane Kauf einer Jacht – getätigt von Heinfried Gessingers Tochter Ulli und deren Mann Christoph – lässt die Schicker Werkstatt nun zur Werft werden.
Schiffbauer zwischen Reben
Die alte Jacht ist zwar rostfrei und aus Stahl, aber noch nicht hundertprozentig hochseetauglich für die geplante Atlantik-Überquerung von Ulli und Christoph Potmesil. Gerade die künstlerische Ausarbeitung des Cockpits sowie die Innenausstattung erfordern fachliches Geschick. "Wir haben viel Arbeit gekauft und ein Teil dieser Arbeit hat mein Papa geleistet" lacht Tochter Ulli voller Vorfreude. Zwei Monate lang verpasste der Tischlermeister dem Holz den perfekten Schliff. Das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen.
Familien-Fernweh
Das Fernweh liegt in der Familie scheinbar in den Genen. Mit 60 Jahren hatte Heinfried Gessinger seinen Koffer gepackt und war nach Venezuela ausgewandert, wo er in Puerto Ordaz eine Tischlerei eröffnete. Erst die politischen Umbrüche zwangen den Rabensburger nach fünf Jahren wieder zurückzukehren.
Für Ulli und Christoph wird es im Frühling 2019 soweit sein, dass sie in ein weiteres Abenteuer ihres Lebens in See stechen. Wer sie begleiten möchte, kann ihren Blog abonnieren unter Sailing-Mahananda. Prädikat: Absolut lesenswert
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