Ebenthals Winzer unter Hochspannung
EBENTHAL. Die örtlichen Winzer fürchten um ihre Existenz. Sie sehen die geplante Hochspannungsleitung durchs Weinviertel als Bedrohung ihrer Weingärten. "Ich bin von der fehlenden Konsensbereitschaft der Errichter enttäuscht." Bürgermeister Raimund Kolm hat mehrfach, bisher erfolglos, seine Wünsche bei der APG (Austrian Power Grid) deponiert, die Weinbauern fordern eine Trassenverlegung, denn noch ist die von der APG geplante Trasse nicht fixiert. "Wir haben jetzt schon massive Probleme durch Vogelfraß, führt die Leitung direkt über die Weingärten, werden die Stare überhand nehmen", befürchtet Kolm. Zudem würden die bis zu 90 Meter hohen Masten die Landschaft verschandeln. "Der Raum Ebenthal ist einer der letzten Regionen, der geschützten Zwergmandel. Es wäre schade, wenn sie verschwinden würde."
Kolms Vorschlag: Die 380-kV-Freileitung vor Ebenthal auf die östlich gelegene Trasse der bestehenden, zukünftig demontierten 220-kV-Leitung zu verlegen.
Christoph Bruny, Projektleiter bei APG, zeigt sich grundsätzlich verhandlungsbereit. Ein Jahr wurden mit allen betroffenen Grundeigentümern Gespräche geführt. "Wir haben in einigen Bereichen die Trasse optimiert, im Fall Ebenthal haben wir alle Vorschläge geprüft und als nicht geeignet befunden." Weder könne man nach Westen noch nach Osten zur alten Trasse ausweichen, da man zu nahe an Siedlungsgebiet herankäme.
Die 70 Jahre alte 220-kV-Leitung ist sanierungsbedürftig und an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt. Laut NÖ Energiefahrplan wird sich im Weinviertel die Stromausbeute aus Windkraft und Photovoltaik in den nächsten Jahren verdoppeln, damit wird so viel Strom wie aus 7,5 Donaukraftwerken erzeugt. Die 380-kV-Leitung, die zum Umspannwerk Neusiedl führt, wird den Strom verteilen.
In drei Wochen wird die Trasse fixiert und noch vor dem Sommer zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht.
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