Ein "skandalöses" Künstlertrio

Ihr Foto der nackten Conchita Wurst ging um die Welt. Ungeahnte Publicity für die Künstlergruppe TEAM[:]niel.
GÄNSERNDORF SÜD. Das Trio macht mit spektakulären Projekten von sich reden. Veronika Bayer, Claudia und Daniel Feyerl aber zu unterstellen, sich ausschließlich zu Marketingzwecken prominenten Personen und skandalträchtigen Themen zu widmen, ist vollkommen falsch.
"Unsere Kunst entsteht aus Dingen, die uns berühren, aus einer Wut heraus", erklärt Daniel Feyerl. Die Entstehungsgeschichte der Ausstellung "Geheimes Kabinett" beweist es. Feyerl hatte die geheimnisvollen pompejanischen Fresken mit erotischem Inhalt, die von der italienischen Kirche jahrhundertelang unter Verschluss gehalten worden waren, in Neapel besichtigen wollen.

Anschauen verboten

Auf mühsamem Weg bekam er eine ministerielle Ausnahme für die Besichtigung. "In Begleitung einer christlichen Ordensfrau durfte ich mir die Werke anschauen, nach wenigen Sekunden, wenn mein Blick scheinbar zu sehr ins Detail ging, wurde ich von ihr weitergeschoben", erzählt er. Jahrzehnte später entstand die Idee, Teile der Fresken durch Fotomodelle zu ersetzen.
Als die Museumsdirektorin das bereits vertraglich zugesicherte Kunstprojekt zu verhindern versuchte, brachte ein Freund die drei Künstler auf die Idee: Fragt Prominente, ob sie mitmachen. Damit waren die Zensurversuche der öffentlichen Hand obsolet. "Wir haben alle Promis, die wir kennen, gefragt - und alle sagten zu. Wir hatten zu wenig Bilder", erzählt Bayer. Trotz einiger expliziter, gewagter Posen präsentierten sich Conchita Wurst, Nitsch & Co. in blanker Haut.
Der Presseansturm war enorm - erst bei der Ausstellungseröffnung im Jahr 2013, dann bei Conchitas Song-Contest-Sieg im Mai 2014.

Kunst mit Edward Snowden

Mit "I told you" gelang dem Team der nächste Coup. Die Künstler setzten das Thema Überwachung in Form einer Performance in Washington um. Dazu konnten sie sogar den amerikanischen Whistleblower Edward Snowden, der in Russland im Exil lebt, gewinnen. Über verschlüsselte Internetverbindungen gab er seinen Text für die Kunstaktion durch. Nicht nur das Publikum wurde bei der Aktion durch einen "Drohnenangriff" in Aufregung versetzt, auch die Regierung in Washington war nicht sehr "amused"; die drei stehen bei Ein- und Ausreise unter genauer Beobachtung.
Über das nächste Projekt hüllen sich die Künstler in Schweigen, dazu sind sie vertraglich verpflichtet. "Unser aktuelles Projekt heißt Hausbau", lacht Feyerl. Die drei wollen im Dezember nach Gänserndorf Süd übersiedeln. Bis dahin soll das biedere 70er-Jahre-Haus, das sie erworben haben, zur "Artvilla" umgebaut werden. Mit Wasserfall im Haus, mit Orgelpfeifen als Türglocke und versenkbarem Griller.
Dann wird TEAM[:]niel einen Künstlersalon etablieren. Junge und etablierte Künstler sollen dort zusammenfinden.

I told you

Der Drohnentanz

art projekt I told you