Verein Lebenswertes Stillfried-Grub
Gekommen sind 89. Alfred Knasmiller im Porträt

Alfred Knasmiller, Obmann des Vereins "Lebenswertes Stillfried-Grub". | Foto: Franz Leutgeb
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Er war Bundesbahner und ist Vereinsobmann mit Leib uns Seele. Alfred Knasmiller. Sein aktuelles Herzensprojekt ist der Dorfstadel in Grub.

STILLFRIED-GRUB. Dass er schon Richtung Siebziger geht, sieht man ihm nicht an. Braungebrannt, attraktiv, sportlich, er kommt grad von einer Radtour. Weiße Haare, Bart, schlank, großgewachsen, Typ Jeff Bridges. Kräftiger Händedruck, man ist sofort per Du - hier in Stillfried, beim Staringer.
Alfred Knasmiller ist der Obmann des Vereins „Lebenswertes Stillfried-Grub“. Pensionierter Bundesbahner, er war dort Sicherheitstechniker.
Den Verein gibt es schon 20 Jahre. Die Idee sei ihnen beim Verschönerungsverein gekommen, erzählt er. Ein einfaches A4-Blattl mit einer Einladung haben sie dann in den Briefkästen im Ort verteilt. Gekommen seien dann nicht die erwarteten paar, sondern 89. Neunundachtzig: Jeder zehnte Stillfrieder wollte mittun. Bis heute ist die Gesamtzahl derer, die bei den diversen Aktivitäten je nach Interessen und Fähigkeiten mitmachen und jährlich ihre zehn Euro Mitgliedsbeitrag zahlen, weit über hundert.

Theater, Wanderungen und mehr

Projekte und Unternehmungen gab und gibt es viele: Der Verein gestaltete und betreut drei Wanderwege, es finden regelmäßig Wanderungen, gesellige und kulturelle Veranstaltungen statt, im Advent der traditionelle Stillfrieder Kreativmarkt. Die Theatergruppe musste zwar in der Coronazeit pausieren– man durfte ja nicht einmal gemeinsam proben. Aber das nächste Stück, von einer Autorin aus der Region geschrieben, ist schon fix geplant. Vor Corona haben sie sich auch jährlich mit der Partnergemeinde Ratenice in Tschechien getroffen. Mit diesem böhmischen Ort 40 km westlich von Prag hat Stillfried eine gemeinsame Geschichte, über das Geschlecht der Freiherren von Stillfried und Rathenitz.

Alfred Knasmiller, Obmann des Vereins "Lebenswertes Stillfried-Grub". | Foto: Franz Leutgeb
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Größtes Vereinsprojekt und gleichzeitig größter Erfolg der letzten Jahre war die Realisierung des „Dorfstadels“. Ein ehemaliges Gasthaus in Grub, das nach dem Konkurs der Betreiber von der Gemeinde ersteigert wurde und das sie in über 3.800 unentgeltlichen Arbeitsstunden für ihre Zwecke umgebaut haben. Beim Dachabdecken allein hätten 35 Leute mitgeholfen, erzählt er. Damals hat er auch den schlimmsten Moment in seiner Vereinstätigkeit in Erinnerung. Vor zwei Jahren, als er um neun in der Früh beim Stemmen eines Durchbruchs nach einer Ziegelmauer auf eine armierte 60-Zentimeter-Betonwand gestoßen sei. Ihm war damals nur mehr zum Heulen zumute. „Ich war mir in dem Moment sicher, dass wir das Projekt nicht mehr schaffen würden“. Aus der Patsche geholfen haben ihnen aber letztlich die Gemeindearbeiter, nach einem Anruf des Bürgermeisters.

Preisgekrönter Stadel

In der Coronazeit durfte nicht gemeinsam gearbeitet werden. Der Umbau war daher unglaublich schwierig zu koordinieren und Spaß hätte es natürlich auch nicht gemacht, jeder für sich ganz alleine. Aber jetzt haben sie endlich ihren Stadel, für den sie auch einen Preis der NÖ Dorferneuerung gekriegt haben. Den Kirtag haben sie heuer erstmals dort veranstaltet, für Dorfbewohner ist die Benutzung gratis, die Chöre proben schon dort.
Bei zwei Chören singt er selber mit. In Stillfried haben sie nämlich noch einen eigenen Kirchenchor, zwar nur mehr halb so viel Leute wie früher, als sie weit über 40 Sänger und Sängerinnen waren, aber viele Kirchen in der Gegend haben ja heute überhaupt keinen Chor mehr. Und auch beim „Jugendchor“ singt er mit, die singen rhythmische Messen und so, der Jüngste sei er dort aber eher nicht, vermerkt er augenzwinkernd.
„GstettenReiter“ nennt sich die Zeitung des Vereins. „Gstettenreiter“, das sagte man früher zu den Stillfriedern, erklärt er mir. Die Mannersdorfer nannte man die „Krawattlbauern“. Weil die ja ursprünglich überwiegend kroatische Bauern waren und damals– wie in Kroaten zum Teil noch heute - schwarze Halsbänder trugen. Die Ollersdorfer waren die „Zeiserlbuam“, wegen der Ziesel.
Die Zeitung gab es von Anfang an, über 80 Ausgaben haben sie bereits herausgegeben, pünktlich viermal im Jahr. Da gibt es Artikel über die Orts- oder die Regionsgeschichte, über die benachbarte Slowakei, Kräuterkunde, und – besonders wichtig – es wird jedes Mal eine „zuagroaste“ Familie interviewt. Die Maria Bruckner, die diese Interviews immer gemacht hat, ist leider vor kurzem verstorben. Das war einer der schlimmsten Moment seiner Obmannzeit, so als ob ein enger Familienangehöriger gestorben sei.

In der Opa-Rolle

Familie ist ihm überhaupt wichtig, seine Frau Susanne unterstützt ihn nach Kräften, einen Sohn haben sie. Der schönste Moment seines Lebens für ihn sei es gewesen, als er seinen Enkel kurz nach der Geburt erstmals in den Händen halten durfte. „Dieses zerbrechliche und kostbare Stück Leben“ sei es ihm damals bewusst geworden, beim eigenen Kind kann er sich nicht mehr an dieses Gefühl erinnern. Einmal wöchentlich macht er jetzt mit Susanne Enkeldienst, und man sieht in seinen Augen, wieviel Freude ihm das bereitet.
Was hat sich in seiner Lebenszeit in Stillfried-Grub am Augenfälligsten verändert, zum Guten oder zum Schlechten? Der Wein schmecke heute um Vieles besser als damals, meint er. Früher habe man einfach alles abgeerntet und zusammengeschüttet. Sein Vater sei damals einer der ersten gewesen, die sortengetrennt geerntet haben. Dass heute die Erntemaschinen das gemeinsame Weinlesen ersetzt haben, empfindet er als großen Verlust. Da wurde gemeinsam gearbeitet, gegessen, nachher Wein getrunken und oft auch miteinander gesungen, das war damals noch Ortsgemeinschaft pur.
Naja, eine Ortsgemeinschaft gibt’s hier offenbar noch immer. Anteil daran hat ein Verein, um den die Stillfrieder und Gruber wohl viele Orte beneiden …

Hier geht's zur Webpage des Vereins

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