Liebe, die zu Ende geht
Das älteste Haus Kaisermühlens ist seit 114 Jahren im Besitz der Familie Bastel.
Walter Bastels Haus liegt versteckt und ist für den flanierenden Spaziergänger nicht gleich sichtbar. Es befindet sich in einem Hof eines Kaisermühlner Wohnbaus und ist von großen Wänden und pompösen Hochbauten umgeben. Die Szenerie wirkt wie aus einem anderen Zeitalter, fernab der rasanten Welt außerhalb. Im Inneren des Hauses zeigt sich indes das typische Flair eines Holzbaus – ein für alte Häuser üblicher Baustil mit breiten Flächen und niedrigen Decken.
Ein ehemaliges Gasthaus
Bastel zeigt auf eine Skizze und erinnert sich. "Früher war es hier üblich, die Häuser nach dem Lauf der Donau auszurichten", erklärt er die ungewöhnliche Lage seines Domizils und greift zu einem Dokument aus dem Jahre 1850. Es zeigt, dass sein Haus früher das "Gasthaus zum Dampfschiff" und im Besitz von Josef Humpenberger war. Jener hatte von der k. u. k. Cameral-Bezirksverwaltung die Befugnis erhalten, Tabakwaren zu verkaufen. Bastels Großvater Johannes hatte ein kleines Geschäft geführt und sich um die Jahrhundertwende den Kauf des Hauses leisten können. Was das genaue Alter des Hauses betrifft kann Walter Bastel nur schätzen. Rund um die 30er Jahre des 19. Jahrhunderts haben sich in dieser Gegend die Gasthäuser angesiedelt, 15 Jahre später soll das "Gasthaus zum Dampfschiff" entstanden sein.
Eine tiefe Bindung geht zu Ende
Die Bastels bindet nicht nur das eigene Wohnheim an Kaisermühlen. Es ist eine tiefer gehende Liebe, wie das eigens komponierte Lied "An der Alten Donau, drunt' in Kaisermühlen" seines Vaters Karl zeigt: "Vorzugschüler war i nie, schwach in Rechna, Geographie, darum hab i gern und oft, selber Freizeit mir verschafft. An der Alten Donau, drunt in Kaisermühlen, seh' i heut mi no, in meiner Jugend spiel'n".
Mit Walter geht die dritte Generation der Bastels in Kaisermühlen dem Ende entgegen. Sein Sohn hat leider kein Interesse das Haus zu übernehmen und lebt mit seiner Famile woanders. "Na ja, das Haus ist alt. Im Winter ist es kalt, im Sommer zu heiß. Mein Sohn meint, hier aufzuwachsen war genug", sagt Walter Bastel mit dem verständnisvollen Lächeln eines Vaters, der doch ein wenig Trauer verspürt, das älteste Haus Kaisermühlens irgendwann aus dem Familienbesitz schwinden zu sehen.
Info:
Kaiermühlen lag bis April 1975 am rechten Ufer der unregulierten Donau und war nach dem "Gedächtnisprotokoll" Johann Bastels von 1957 nach ein wenig besuchtes Gebiet. Bis dahin gab es in Kaisermühlen nur einfache Holzhäuser und alte Riegelbauten. Es gehörte damals zum zweiten Bezirk und lag abseits der Stadt. Nach dem Durchstich in den Jahren 1870 bis 1875 befand sich der Stadtteil auf der linken Seite. Diese Zeit der Donauregulierung gilt als die Geburtsstunde Kaisermühlens.
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