Traumatisierte Flüchtlinge: Angekommen in Lainz

- Pädagoge und Buchautor Udo Baer erklärte anschaulich, was im Umgang mit schwertraumatisierten Flüchtlingen zu beachten ist
- hochgeladen von Mathias Kautzky
Im ehemaligen GZW leben mehrere Hundert Flüchtlinge. Grund genug, sich in Lainz näher mit der Thematik zu beschäftigen.
HIETZING. Die Verantwortung, die sich aufgrund so vieler geflüchteter Menschen ergibt, nimmt man in Lainz durchaus ernst: So entstand im GZW auch das Projekt IGOR, bei dem sich Menschen aus dem Bezirk mit Geflüchteten kreativ beschäftigen. Aber auch an der Lainzer Pfarre ist die "Flüchtlingswelle" nicht spurlos vorübergegangen - so leben seit Jahren einige Flüchtlingsfamilien in den Pfarrhäusern im Umkreis des Lainzer Platzes, und auch im Kardinal König Haus beschäftigt man sich seit langem in Vorträgen und Workshops mit dem Thema Flucht und Integration.
So auch am 5. März, als Udo Baer, deutscher Pädagoge und Autor des Buches "Wie gelingt die Integration traumatisierter Flüchtlinge?", in seinem anschaulichen Vortrag über die besonderen Bedingungen berichtete, die für die Integration traumatisierter Flüchtlinge gelten. Aufgrund der Erfahrungen von Modellprojekten, an denen er mitwirkte, stellte er vor, wie Integration mit traumasensibler Unterstützung gelingen kann.
Dabei wies er darauf hin, dass Traumatisierungen stets aufgrund existenziell bedrohlicher Erlebnisse entstehen, zu deren Bewältigung die Möglichkeiten der betreffenden Menschen nicht ausreichen und dass die Folgen zwar immer lange andauern, aber oft erst mit Verzögerung auftreten.
Kriegssymptome sind vielfältig
Symptome von Kriegs-Traumatisierungen können etwa Verstörung und Sich-Abschließen sein, was allerdings oft mißverstanden werde: So komme es vor, dass diese eindeutigen Symptome eines Traumas als kultur- oder sprachbedingt angesehen würden, dass man also glaubt, diese Menschen seien eben verschlossen oder schlössen sich von anderen ab - dabei seien sie bloß traumatisiert. Udo Baer bemerkte auch, dass Flucht stets bedeute, dass geliebte Familienmitglieder zurückgelassen werden müssten und dass Smartphones und die Möglichkeit zur Kommunikation mit den Heimatländern für das seelische Wohl der Menschen überaus wichtig seien. Interessanterweise erwähnte Udo Baer auch, dass zwei Drittel der aktuell über 72-jährigen Deutschen und Österreicher durch die Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg spättraumatisiert seien, was sich durch unterschiedlichste psychische Phänomene wie etwa Depressionen äußern würde - auch heute noch.
Das Thema Flucht setzt sich in Lainz auch in der Volksschule Steinlechnergasse fort, wo im Rahmen des Projekts "Angekommen in Lainz" in den nächsten Wochen Workshops mit den Schulkindern abgehalten werden. Im April wird auch Sonja Brauner aus ihrem Kinderbuch "Die große Reise" lesen. Mit dem Statement "Grundsätzlich brauchen Geflüchtete Schutz und Sicherheit, sowie das Gefühl, dass sie nicht allein sind und sich jemand um sie kümmert", schloss Udo Baer seinen Vortrag.
In Lainz scheint man dafür auf dem besten Wege zu sein.
Infos: Kardinal König Haus


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