Ernährungsgewohnheiten
HOLLABRUNN. Chemie verändert unseren Geschmack

Mit Zusätzen wird das Essen haltbarer und geschmackiger gemacht. | Foto: pixabay
  • Mit Zusätzen wird das Essen haltbarer und geschmackiger gemacht.
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Ziehen wir die Uniform der Ernährungsgewohnheiten aus - befreien wir unsere Geschmacksnerven!

HOLLABRUNN. Wir sind alle Feinschmecker. Wir lieben „gutes“ Essen. Wir lassen uns da nix ‚vormachen’!
Tatsächlich? Nichts vormachen? - Die stetig steigenden Verkaufszahlen und die gelegentlich geradewegs explodierenden Aktienkurse der weltweit agierenden Nahrungsmittelkonzerne sprechen da allerdings eine andere Sprache: der Griff zu Produkten aus industrieller Massenfertigung wird, mittlerweile fast weltweit, zu einer tag-täglich immer häufiger praktizierten Handlung. Nun: je mehr industriell (oder von „System-Gastronomie-Outlets“) produzierte Nahrung, wir zu uns nehmen, desto mehr Farbstoffe, Konservierungsmittel, Aromasubstanzen, Geschmacksverstärker und andere ‚Werkzeuge’ der Lebensmittelchemie führen wir unserem Körper zu. Damit lassen wir ständig auch eine „Verwandlung“ unserer Geschmacks-Empfindung über uns ergehen. Ist uns das bewusst?

Mehr Spiel-Raum für Zusätze

Da die Gesetzgebung, seit 1995 auch in Österreich, den Nahrungsherstellern im Rahmen der EU-Gesetzgebung deutlich mehr „Spiel-Raum“ zur Verfügung stellt, nimmt seither, v.a. bei industrieller Produktion, die Zahl verwendeter „Zusatzstoffe“ und auch „Hilfsstoffe“ permanent zu. Bis 1994 war laut österreichischem Gesetz lediglich eine zahlenmäßig äußerst übersichtliche Anzahl von „Lebensmittel-Zusätzen“ gestattet („Positiv-Liste“: was nicht ausdrücklich ‚erlaubt’, ist automatisch untersagt). Die EU-Gesetzgebung sieht im Unterschied dazu eine „Negativ-Liste“ vor: nur was ausdrücklich ‚verboten’ ist, darf bei der Nahrungsmittelherstellung nicht verwendet werden. Damit ist die Zahl der Zusatzstoffe sprunghaft auf ein Vielfaches gestiegen.

Von Werbung beeinflusst

Unsere Ernährung wird außerdem seit vielen Jahren mit immer subtileren, emotionalisierenden, Marketing-Kampagnen und -Strategien (zB. Instrumente des Neuro-Marketing) weltweit, beeinflusst, geprägt, ‚modifiziert’. Durch aktiv-kreative Gestaltung von schnell wechselnden „Ernährungs-Moden“, sehr oft mit jeweils vehement propagierten „Superfood“ (meist teuer, meist nicht „regional“) als „Speerspitze“, vergesellschaftet mit skrupellosen Börsenspekulationen mit Nahrungsrohstoffen und Grundnahrungsmittel wurde „unsere Ernährung“ (von der landwirtschaftlichen Urproduktion bis zu „verschwenderischen“ Eßgewohnheiten, incl. Lebensmittel- und Verpackungs-Müllbergen) im Zuge der „Globalisierung“ exzessiv zum „Welt-Wirtschaftsfaktor“. Die Ernährungswirtschaft, in der Hand global agierender Konzerne, ist einer der weltweit größten Wirtschaftsbereiche. Bei kritischer Beobachtung könnte so der Eindruck entstehen, daß es in dieser Wirtschaftssparte wie bei allen Aktienspekulationen, selbstverständlich auch primär um Gewinnsteigerung und Kursgewinne geht. – Äußerst nachteilig für die Gesundheitssituation der Bevölkerungen! Es ist kein „Geheimnis“ mehr, daß rund 2/3 der diagnostizierten Erkrankungen im direkten oder indirekten Zusammenhang mit unserer Ernährung stehen!

Geschmäcker verändern

Dieser „Erfolg“ der Nahrungsmittelindustrie ist, neben erwähnter Marketing-Feldzüge der Konzerne, der „Beeinflußbarkeit“ unserer Geschmacksnerven zuzuschreiben. Einem Naturgesetz, nach den „Entdeckern“ Weber und Fechner benannt, folgend, werden unsere Geschmacks-Rezeptoren mit zunehmend intensiver einwirkenden Geschmacksintensitäten (süßer, schärfer, synthetischer, …) immer unempfindlicher, bzw. wir benötigen demnach, um weiterhin Geschmackserlebnisse zu erhalten, immer stärkere Intensitäten der Geschmacksreize. Und diese ermöglichen uns, u.a., immer raffiniertere Aroma- und Aroma-Verstärker-Cocktails aus den Labor-Küchen der internationalen Konzerne. Die Qualität und die ernährungsphysiologisch sehr bedeutende „Natürlichkeit“ der Rohstoffe und der Ausgangsstoffe tritt immer mehr in den Hintergrund, da ja – Dank der lebensmittelchemischen, synthetischen ‚Kompositionen’ und der bereits routinemäßigen, manipulativen Marketing-Kampagnen – der „unverwechselbare Geschmack“ des Endprodukts in den Mittelpunkt gerückt wurde.

Selbst-bewußter Einkauf

Wie können wir uns nun der „Uniform der Ernährungsgewohnheiten“ entledigen? Wie können wir unsere Geschmacksnerven befreien? – Wir haben ein unschlagbares Befreiungsinstrument in unseren Händen! Unsere Ernährung beginnt mit dem sorgfältigen, selbst-bewußten Einkauf! Wir entscheiden, was wir einkaufen. Mit dem Kauf, z.B., von Elektro-Autos werden wir nicht weit kommen. Aber mit verantwortungsbewußt ausgewählter Ernährung jeder Person, können wir uns und unserer Umwelt – auch „global“ – nachhaltig Gutes tun! Entscheiden wir uns gegen „synthetisch-gut-schmeckende“ Produkte - entscheiden wir uns für ernährungsphysiologisch Wert-volle Lebensmittel: regional, saisonal, wenn möglich biologisch. Nutzen wir, selbst-bewußt, diese Markt-Macht!

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