Photovoltaik-Zonen im Bezirk Hollabrunn
Weniger Anbauen mehr Strom durch PV

Zu viele Dächer in Hollabrunn stehen für Grüne Landtagsabgeordneten noch leer und es müsste vor allem schneller voranschreiten. | Foto: Ecker
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  • Zu viele Dächer in Hollabrunn stehen für Grüne Landtagsabgeordneten noch leer und es müsste vor allem schneller voranschreiten.
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Auf welchen Äckern zukünftig Photovoltaik-Anlagen errichtet werden dürfen, legt der Zonenplan des Landes NÖ fest. Ein umstrittenes Thema innerhalb der Parteien und Gemeinden.

Wie stehen Sie zu Photovoltaikanlagen?

BEZIRK HOLLABRUNN. Künftig dürfen im Bezirk Hollabrunn an sechs Stellen Photovoltaikanlagen bis zu fünf Hektar auf Ackerflächen errichtet werden. Das sieht der Zonenplan des Landes NÖ vor. Vier Zonen gibt es im auch Gemeindegebiet von Hollabrunn.

Ohne Böden kein Essen, ohne Essen kein Leben

Das sorgte bei der Gemeinderatssitzung für heftige Dementi von Seiten der Liste Scharinger. "Bei Photovoltaikanlagen gibt es nicht nur die Sonnenseite. Der enorme Verbrauch an landwirtschaftlichen Nutzflächen senkt unsere Ernährungsunabhängigkeit und gefährdet damit die Versorgungssicherheit. Schon jetzt können wir uns in Österreich etwa mit Erdäpfeln nur zu 83 Prozent selbst versorgen. Äcker sollen unser Leben sichern und nicht den Handyakku laden", betonte Scharinger, der klar betonte, nicht gegen PV-Anlagen zu sein, allerdings sollten zuerst alle möglichen Dachflächen auf Privat- und Firmengebäuden oder Parkplätze genutzt werden. Er hat auch bezüglich der Kosten Bedenken. "Wer zahlt die Zuleitung zu den Feldern?" 

Effiziente Energie mit PV

In der ganzen Energiedebatte und der sehr herausfordernden Zeit in Bezug auf die Klimakrise sieht Grüne-Gemeinderat Georg Ecker wenig Alternativen: "Um unseren Strombedarf in Zukunft mit heimischen, erneuerbaren Energien zu erfüllen, brauchen wir sowohl Windkraft als auch Photovoltaik. Wer hier dagegen ist, sagt "ja" zu russischem Gas und Atomkraft. Um die Klimaziele bis 2030 schaffen zu können, brauchen wir mehr Photovoltaik und es muss vor allem viel schneller voranschreiten. Versiegelte Flächen sollen für den PV-Ausbau natürlich vorrangig verwendet werden. Selbst wenn wir aber das Windkraftpotenzial ausnutzen und alle Dächer und Flächen, die realistisch für Photovoltaik verwendet werden können, mit PV-Modulen versehen, fehlen uns laut einer Studie von „Österreichs Energie“* österreichweit zumindest 5,7 TWh, die auf Freiflächen realisiert werden müssen. Das wären etwa 0,2% der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Österreich. Im Vergleich dazu werden derzeit 7,5% der Fläche für Agrar-Energie (zB. „Bio“-Diesel) verwendet. Da Photovoltaik deutlich mehr Energieausbeute erbringt als Agrar-Energie, würden für denselben Energieertrag mit Photovoltaik deutlich weniger Flächen benötigt. Am Ende können durch das Ersetzen von Agrar-Treibstoffen sogar neue Flächen für die Lebensmittelproduktion gewonnen werden! Ein Hektar Photovoltaik kann – je nach Nutzungsart – zwischen 32 und 190 Hektar, die derzeit für Agrar-Energie verwendet werden, ersetzen und somit für andere Nutzungsarten frei machen. Das heißt, für den Stromertrag von einem Hektar Freiflächen-Photovoltaik für ein E-Auto würden 190 Hektar Energiepflanzen benötigt. Dazu kommt, dass durch die so genannte „Agri-Photovoltaik“, bei der PV-Anlagen auf Feldern senkrecht aufgestellt werden sodass Traktoren den Boden weiterhin bearbeiten können, bis zu 98% der Fläche weiterhin für eine landwirtschaftliche Nutzung zur Verfügung stehen. Andere Bauarten, bei denen keine landwirtschaftliche Nutzung mehr angestrebt ist, können dennoch für die Umwelt nützlich sein – denn unter den Modulen können neue, dringend benötigte Biodiversitätsflächen entstehen oder Weidetiere gehalten werden. Die Förderrichtlinien seitens des BMK sehen hier deutliche Anreize vor, die eine naturfreundliche Umsetzung der Anlagen begünstigt.

GR Georg Ecker: „Ich bin überzeugt, dass auch wir als Gemeinde Hollabrunn unseren Beitrag zur Energiewende leisten müssen. Wer jetzt so wie die Liste Scharinger dies blockieren will, handelt verantwortungslos. STR Scharinger muss beantworten, wo der Strom seiner Meinung nach stattdessen herkommen soll – aus russischem Gas, Atomstrom oder Kohlekraftwerken? Photovoltaik und Wind sind die derzeit besten und günstigsten Lösungen. Sie erhöhen unsere regionale Versorgungssicherheit und werden noch dazu mittelfristig den hohen Energiepreisen entgegenwirken.

Unverständlich ist für mich, warum das Land Niederösterreich unter LH-Stv. Stephan Pernkopf zwei Jahre gewartet hat, um größere Freiflächen-Anlagen zu ermöglichen und dabei nicht einmal die besten Standorte gewählt hat. Denn klar ist, dass bevorzugt Flächen mit schlechterem Boden für Freiflächen-Anlagen herangezogen werden sollen. Dass in Hollabrunn nun vom Land eine Fläche mit hochwertigem Boden vorgeschlagen wurde, ist unverständlich. Wir unterstützen daher das Ansinnen der Stadtgemeinde, dass diese Fläche gegen ein Gebiet mit schlechteren Bodenverhältnissen getauscht werden soll." 
Alfred Babinsky, der Bürgermeister von Hollabrunn, bemerkt dazu: "Wir legen die Priorität auf Dächer. Welche Flächen für Großanlagen geeignet sind, werden wir uns noch genau ansehen. Jedenfalls werden keine Anlagen auf fruchtbarem Ackerboden errichtet werden."

Sechs Zonen im Bezirk Hollabrunn

Für den Bezirk Hollabrunn sind insgesamt sechs Zonen vorgesehen, vier davon im Raum Hollabrunn, eine in Hadres und eine in Zellerndorf. Nicht zufrieden mit der Zonierung ist der Bürgermeister von Hadres Josef Fürnkranz, der sich einen geringen Anteil an PV-Anlagen auf Äckern gut vorstellen kann: "Schon vor zwei Jahren haben wir in Hadres eine Fläche von insgesamt 38 Hektar für die Bebauung mit Photovoltaik eingereicht und jetzt bekommen wir eine Fläche in Untermarkersdorf zugewiesen, die sich gegenüber dem Siedlungsgebiet befindet. Das werden wir beeinspruchen. 38 Hektar sind 1,9 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche im Gemeindegebiet von Hadres, damit könnten wir 14.000 Haushalte versorgen, sprich das gesamt Pulkautal. Leider dürfen wir jetzt nur zehn Hektar nutzen und zusätzlich zehn Hektar Ersatzbrache haben sie uns auch noch aufs Aug gedrückt, ohne die Bracheflächen der Landwirte damit gleich zu verbinden."

Netzausbau ist notwendig

Die fehlenden Netzkapazitäten sind beim Ausbau von Sonnen- und Windkraftanlagen ein großes Problem. Der Umweltstadtrat von Retz, Martin Pichelhofer fordert: "Im Bezirk Hollabrunn ist ein sofortiger und schneller Netzausbau die erste und dringendste Aufgabe, die zu lösen ist. Ohne diesen wird es wohl auch keine Energiewende geben können." Diese Problematik kennt auch Bürgermeister von Hadres Josef Fürnkranz: "Wir haben auf unseren Dächern bereits dermaßen viele PV-Anlagen, dass wir für einen weiteren Ausbau fünf neue Transformatoren benötigen, dafür müssten wir aber viele Gehsteige und Straßen aufreißen."

Stadtrat der Hollabrunner Liste Scharinger Wolfgang Scharinger möchte auf keinen Fall, dass Privathaushalte für einen Einspeisungsvertrag abgewiesen werden, weil das Netz die Leistung nicht mehr stemmen kann.

Zellerndorf verzichtet auf PV auf Ackerflächen

Fördern und unterstützen möchte die Gemeinde Zellerndorf Hauptwohnsitzer für ihre privaten Anlagen. "Es ist nicht angedacht in Zellerndorf Anlagen auf Ackerflächen zu errichten. Wir arbeiten seit Jahren daran, im öffentlichen Bereich, Strom zu sparen. So sind etwa alle Gassenlampen in der Großgemeinde auf LED umgestellt und schon vor drei Jahren wurde begonnen, Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden zu installieren", erklärt Bürgermeister Markus Baier.

Streitpunkt Photovoltaik im Freiland

Vorschlag Andreas Fischer
Entlang der S3 gibt es so viele ungenutzte Grünflächen, die könnten für PV-Anlagen verwendet werden.

Was ist grüner: Acker oder PV-Anlagen

HOLLABRUNN: Der Strom, der aus dem Boden wächst, Photovoltaik-Anlagen

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