Gemeinden gegen Atommüll

- In einem ehemaligen Uranbergwerk, nur 70 km von Retz entfernt, sollen zukünftig ausgebrannte Brennstäbe gelagert werden.Foto: Archiv
- hochgeladen von Josef Hess
Gemeinden protestieren gegen mögliches Atommüll-Endlager in Tschechien, knapp an der Grenze.
chechischen Regierung ein geeigneter Platz für ein Atommüll-Endlager gesucht. Von den acht ursprünglich ausgewählten möglichen Standorten ist immer wieder Kravi Hora im Gespräch, das durch die herrschenden Bedingungen am geeignetsten für das Endlager erscheint. Im Berg dort wurde bis Ende der 80er-Jahre Uranerz abgebaut, und die Bewohner der Region, denen der Uran-Bergbau ein gutes Einkommen brachte, sind gegenüber der Kernenergie durchwegs positiver eingestellt als die Menschen in anderen Landesteilen. Außerdem gibt es für den Berg in Kravi Hora schon seit 1998 eine Standortgenehmigung zur Errichtung eines Zwischenlagers für ausgebrannte Brennstäbe, das bisher allerdings noch nicht errichtet wurde. Derzeit lagern die verbrauchten Brennstäbe einfach in Containern bei den Atomkraftwerken Temelin und Dukovany.
Bedrohlicher Nähe
Der Haken des von der tschechischen Atombehörde favorisierten Standortes ist seine Nähe zum Weinviertel. So sind es nur 50 km Luftlinie bis Laa/Thaya und 70 km bis Retz. Und dazwischen liegen Pulkautalgemeinden, die auch keine Freude mit der Aussicht auf eine „strahlende“ Zukunft haben.
In Laa begann die Gemeinde eine Unterschriftenaktion gegen den Standort Kravi Hora, und inzwischen beteiligen sich auch immer mehr Gemeinden im Bezirk Hollabrunn. Die Unterschriftenlisten sollen dann der NÖ Landesregierung und der Bundesregierung mit dem Ersuchen übergeben werden, sich gegen einen grenznahen Endlager-Standort einzusetzen.
Unterschriftenlisten liegen auf
In Seefeld-Kadolz und Hadres liegen bereits Unterschriftenlisten gegen das geplante Endlager auf. „Wir haben uns dem Protest sofort angeschlossen“, sagt Bgm. Karl Weber. Für Alberndorf, Bgm. Johann Neubauer: „Wir wurden bisher nicht informiert. Aber wenn wir gebeten werden, Listen aufzulegen, sind wir dabei.“ Ähnlich ist die Lage in Haugsdorf, wo Bgm. Johann Bauer meint: „Bis jetzt haben wir uns noch nicht beteiligt, aber wir werden uns sicher auch dagegen wehren.“ In Retz ist man sich noch nicht sicher, wie man vorgehen wird. Bgm. Karl Heilinger: „Wir werden darüber reden. Bis jetzt ist noch alles offen.“
Hilfe für die Protestaktion kommt auch von der NR-Abgeordneten des Bezirks, Eva-Maria Himmelbauer: „Ich bin mit den Gemeinden schon in Kontakt und habe auch mit dem Landeshauptmann gesprochen. Und der hat inzwischen schon Gespräche mit dem zuständigen Kreishauptmann in Tschechien aufgenommen. Wir schauen jetzt einmal, was sich in dieser Frage regional erreichen lässt.“
Der zweite, aus tschechischer Sicht geeignete Standort für ein Atommüll-Endlager wäre Horka, was für den Bezirk aber auch nicht besser wäre: Von Horka bis Hardegg sind es gerade einmal 50 km Luftlinie. Allerdings sind in Horka 53 % der Bewohner gegen das Endlager.
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