Erwachsenentaufe in Retzer Kirche
Ein Asylant aus dem Iran empfing das Sakrament in der Osternacht.
RETZ (jm). Der Taufe und somit der Aufnahme in die Kath. Kirche war eine intensive Vorbereitungszeit von einem Jahr vorausgegangen. Dechant Clemens Beirer selbst hat den Täufling, einen Asylanten aus dem Iran, auf diesen bewussten Schritt vorbereitet, ersucht allerdings um Datenschutz. Die Bezirksblätter veröffentlichen daher weder Bild noch Namen, da Personen aus gewissen Ländern, die zum Christentum konvertieren, Repressalien gegen sich oder ihre Familienangehörigen befürchten müssen. Sie gehen sogar das Risiko ein, von den eigenen Familienangehörigen umgebracht zu werden.
Die Entscheidung, sich taufen zu lassen, ist bei dem Täufling in mehreren Phasen gereift. „Im Heimatland des Täuflings kann man sein Religionsbekenntnis nicht wählen, man wird als Moslem geboren“, erklärt Dechant Beirer die Ausgangssituation. In Österreich gab es die Möglichkeit, sich über christliche Werte zu informieren und im Gespräch Antworten auf offene Fragen zu erhalten. Der Erwerb von Glaubenswissen sowie das Hineinwachsen in die christliche Gemeinschaft sind wichtige Säulen bei Taufwerbern. In diesem Zusammenhang zitiert der Dechant eine Aussage des Täuflings: „Ich habe hier in Retz Menschen kennengelernt, die gütig und fröhlich waren. Die Pfarre ist für mich zur zweiten Heimat geworden.“ In der Osternacht wurden alle drei Grundsakramente gespendet: die Taufe, die Erstkommunion und die Firmung.
Immer mehr muslimische Asylwerber und Flüchtlinge wollen zum christlichen Glauben konvertieren. Gerade bei Asylwerbern sorgt das für Misstrauen. Denn Muslime, die zum Christentum konvertieren, können schwer abgeschoben werden. In Ländern wie dem Iran sind das Juden- oder Christentum zwar anerkannt, auf das Konvertieren von Muslimen zu diesen Religionen steht allerdings die Todesstrafe. Die Österr. Bischofskonferenz hat nun einen Leitfaden herausgegeben, der Qualitätskriterien zur Taufvorbereitung definiert. Gleichzeitig muss die Kirche die Konvertiten auch schützen. In der Erzdiözese weiß man von Fällen, wo taufwillige Muslime von anderen Muslimen bedroht wurden. (Quelle: Die Presse)
Zur Sache:
Einen sprunghaften Anstieg bei erwachsenen Taufwerbern verzeichnet die Erzdiözese Wien. 254 Frauen und Männer (2016 waren es 121) nahmen kürzlich an der Zulassungsfeier mit Kardinal Christoph Schönborn in Wien teil. Die Feier fand aus Diskretionsgründen nicht öffentlich statt, denn nicht wenige Taufbewerber, vor allem aus dem Iran, fürchten Repressalien gegen ihre Angehörigen zuhause. Die Vorbereitungszeit dauert mindestens ein Jahr, ehe die Taufbewerber die bischöfliche Erlaubnis zur Taufe erhalten. 80 Prozent haben einen islamischen Hintergrund, etwa zwei Drittel leben in Wien, ein Drittel in NÖ. Es müssen aber immer wieder Taufwerber abgewiesen oder zurückgestellt werden, wenn sie sich nur aus einer Nützlichkeitserwägung um die Taufe bewerben. Von den 254 Katechumenen, die aus 19 Nationen kommen, haben nach Angaben der Diözese rund 80 % islamischen Hintergrund, die meisten der anderen Taufbewerber sind ohne Religion aufgewachsen. Die größte Gruppe der Taufbewerber kommt aus dem Iran, gefolgt von Afghanistan und Österreich. Taufbewerber stammen auch aus Fernost (Japan, Korea, China) und anderen europäischen Ländern. Der überwiegende Teil ist zwischen 14 und 35 Jahre alt und männlich (69 Prozent).
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