„Schnitt“: Früh und sehr mager!
Hohe Frühjahrstemperaturen haben Erntebeginn vorverlegt, Trockenheit drosselte aber Ertrag und Qualität.
BEZIRK (jm). Die hohen Frühjahrstemperaturen haben einen um etwa zwei Wochen früheren Erntebeginn bewirkt. Die Trockenheit in den Wachstumsmonaten wirkte sich jedoch ungünstig sowohl auf Menge als auch auf die Qualität der Getreideernte aus. Laut Schätzungen dürften vor allem die Erntemengen beim Weichweizen unterdurchschnittlich ausfallen (17 % unter dem Durchschnitt). Dieser ist die mit Abstand wichtigste Getreidekultur in Niederösterreich.Starke regionale Unterschiede
BBK-Obmann Fritz Schechtner erreichten wir auf dem Mähdrescher beim Ernteeinsatz. „In Niederfladnitz hat die Getreideernte soeben begonnen, weiter im Süden des Bezirkes ist sie größtenteils abgeschlossen“, beschreibt Schechtner den früheren Erntebeginn. Auch die Erträge weisen große regionale Unterschiede auf. „Wo es im Mai und Juni Gewitter gegeben hat, ist der Ertrag zufriedenstellend. Wo diese fehlten, hat die Trockenheit zu erheblichen Schäden geführt. Diese werden durch die Ernterisikoversicherung etwas abgefedert“, so Schechtner. Sachverständige der Versicherung haben schon vor Erntebeginn die zu erwartenden Einbußen geschätzt und anerkannt.
Gleich bis leicht darüber
Die Getreideernte 2018 stuft der Zellerndorfer Standortleiter Franz Hackl vom Lagerhaus Hollabrunn-Horn mit „gleich bis leicht darüber“ ein, wenn man sie mit 2017 vergleicht. „Beim Weizen erreichen wir heuer Hektarerträge von 3 bis 4,5 Tonnen, bei der Gerste sind es 2,8 bis 3,7 Tonnen“, so Hackl. Allerdings hat die Gerste heuer aufgrund der Trockenheit nicht die erwartete Qualität erreicht. „80 bis 90 Prozent haben aufgrund des hohen Eiweißgehaltes nicht Braugersten-Qualität und können daher nur als Futtergerste vermarktet werden. Normalerweise ist das Verhältnis umgekehrt“, stellt Hackl fest.
Trockenheit im Pulkautal
Wir sprachen mit einem „Körndl-bauern“ aus dem Pulkautal, dem Pernersdorfer Karl Neubauer. „Beim Weizen ist die Qualität hervorragend, die Menge lässt zwar etwas zu wünschen übrig, doch ich konnte heuer mehr ernten als im Vorjahr.“
Klimawandel ist angekommen
Der Chef der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer, Hermann Schultes, rechnet nicht mit einem besonderen Anstieg der Getreidepreise. Die Aussichten seien „nicht so, dass wir besonders gute Perspektiven haben“ und der Klimawandel sei in der Land- und Forstwirtschaft angekommen. Jetzt geht es darum, sich auf die veränderten Rahmenbedingungen einzustellen.
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