Lokal-Tipp
Ein kleines Paradies mitten in der Josefstadt
Seit kurzem ist Wien um ein neues Lokal reicher: Es heißt nicht nur "Das kleine Paradies", es ist auch paradiesisch schön und bietet darüber hinaus herrliche irdische Genüsse.
JOSEFSTADT. „Es war immer ein Traum von uns, gemeinsam ein Lokal zu eröffnen – jetzt haben wir ihn uns erfüllt. Wir wollten etwas schaffen, in dem sich alle willkommen fühlen, eben ein 'kleines Paradies', aus dem man nicht vertrieben werden kann. Etwas Schönes, Gutes, Wildes und doch Entspanntes. Und wir wollten so kochen, wie wir es uns selbst in einem Restaurant wünschen", erklären die beiden „Paradies-Mütter“ und enge Freundinnen Michaela Klein und Eschi Fiege.
Beide bringen gastronomische Erfahrung mit. Michi Klein führt mit ihrem Mann seit mehr als 20 Jahren eine Weinhandlung (Unger & Klein) und seit vier Jahren ein Kaffeehaus (Unger & Klein im Hochhaus). Gemeinsam mit ihrem Bruder leitet sie Almdudler und ist Obfrau des Flüchtlingsvereins Tralalobe. Eschi Fiege ist als Köchin des „Mittagstisch“ am Wiener Naschmarkt bereits eine kulinarische Legende, ihre Kochbücher ebenso. "Eigentlich sollte es ja etwas ganz Kleines, Intimes werden. Wenn man so will sind aus unserem geplanten Lokal-Baby jetzt Drillinge geworden", lacht Fiege. Doch wer kann schon "Nein" sagen, wenn plötzlich solch prachtvolle, riesige Räumlichkeiten auftauchen, die nach jahrelangem Leerstand zwar "sehr kaputt" waren, aber mit dem denkmalgeschützten Bestand einfach "ein Riesenpotenzial hatten".
Mit Liebe zum Detail
Zwei Jahre wurde das Schreibmaschinengeschäft aus den 1920er Jahren in Abstimmung mit dem Denkmalamt renoviert und restauriert. "Die Holztäfelungen in den Auslagen haben wir in einem Monat abgebaut, um dahinter alles zu sanieren. Der Aufbau dauerte dann dreimal so lange", erinnert sich Michi Klein an die aufwändige Arbeit, alles wieder in den Originalzustand zurückbauen. Der Eingangsbereich wurde von Wolfgang Schrenk zu einem beeindruckenden Gastraum umgestaltet. Die gekachelte Perlmutt-Bar, intarsiertes Holz aus den 1920er-Jahren, große Tische, kleine Tische und eine Mischung aus alten und neuen Bereichen – inklusive einem gemütlichen Eck mitten im Schaufenster - laden ein ins Paradies und machen Lust auf mehr.
Ein großes Miteinander
Das gemeinsame Genießen ist ein wichtiger Teil des Restaurantkonzeptes. Deshalb spielt im kleinen Paradies abends auch der Sharing-Charakter eine große Rolle: Eine große Platte oder Schüssel für den Tisch und alle essen gemeinsam. "Es soll so sein, als würden wir daheim für Freunde kochen und miteinander essen und es ist uns wichtig, auch mal über den eigenen Tellerrand zu blicken", so Eschi Fiege.
Küchenchef ist Thomas Fink, der bereits bei Starköchen wie Ana Ros und Konstatin Filippou gekocht hat. "Wir bieten entspanntes Comfort-Food. Es gibt Bio-Fleisch, -Fisch, -Geflügel und jede Menge Beilagen und Veganes." Mittags wird ein täglich wechselndes vegetarisches Menü angeboten und dazu eine kleine Nachmittagskarte. Und wer noch nie gemütlich in einer Auslage seinen Tee, oder Kaffee genossen hat, sollte das hier unbedingt einmal versuchen.
Dass das kleine Paradies ganz groß im Miteinander ist, beweist auch ein Blick in die Stockwerke darüber: Dort hat der gemeinnützige Verein Tralalobe, dessen Gründerin Michaela Klein ist, Wohnungen für derzeit 60 Menschen mit Fluchterfahrung eingerichtet. Schon im Jänner 2019 zogen die ersten BewohnerInnen ins Tralalobe-Haus ein, heute ist es voll besetzt. Fünf bis sechs Hausbewohner arbeiten bereits "als vollwertige Teammitglieder", wie Michi Klein betont, unten im Erdgeschoß im "Kleinen Paradies" mit.
Zur Sache
Das kleine Paradies befindet sich in der Blindengasse 3 in der Josefstadt.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 11 bis 23 Uhr, samstags von 17 bis 23 Uhr.
Sonntag, Montag und Feiertags hat das Lokal geschlossen
www.daskleineparadies.at
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