Niedermair-Eröffnung nur mit Männern: Sind Frauen nicht lustig?

Flüsterzweieck, ausgezeichnet mit dem Österreichischen Kabarettpreis, sind unglaublich komisch, obwohl sie weiblich sind. Geht das? Sie gehören auch zu jenen wenigen Frauen, die im Niedermair spielen. | Foto: Gabriel Rizar
  • Flüsterzweieck, ausgezeichnet mit dem Österreichischen Kabarettpreis, sind unglaublich komisch, obwohl sie weiblich sind. Geht das? Sie gehören auch zu jenen wenigen Frauen, die im Niedermair spielen.
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JOSEFSTADT/MARIAHILF. Ein Aspekt der Kleinkunst in Wien wirft, bei genauerer Betrachtung, einige Fragen auf: Wo, zum Teufel, sind die Frauen? Sind sie nicht lustig genug, vor allem für die renommierten Bühnen? Will sie niemand sehen? Der Eindruck könnte entstehen, treibt man sich, jetzt, zur Saisoneröffnung, in manchen Spielstätten und auf den Programmseiten der Bühnen im Internet herum. Manches, was frau da zu sehen bekommt, ist erschreckend - und fast ausschließlich männlich. 

Das Niedermair, die bekannte Bühne in der Josefstadt, feiert die neue Spielsaison traditionellerweise mit einem großen Aufsperrfest. In diesem Jahr fand dieses Fest am Samstag, 19. und Sonntag, 20. August statt. Ein „Feuerwerk des Kabaretts“ versprach das Niedermair. Und auf der Hompage stand zu lesen: „Das traditionelle, extra angenehme und garantiert abwechslungsreiche Saisonbeginnfest mit (fast) allen Größen der heimischen Kabarettszene!“ 

Männerabende

Tatsächlich standen wahre Größen der Kabarettszene auf der Bühne. Doch Frauen waren unter den 17 Acts, die an diesen beiden Tagen das Publikum zum Lachen brachten und die Spielsaison eröffneten, keine zu finden. Und auch ein Blick ins Internet verrät, dass in der kommenden Saison im Niedermair Frauen zwar anwesend sein werden, allerdings weit seltener als ihre männlichen Kollegen. Im September und Oktober spielen zum Hauptabendtermin je vier Frauen, im November und Dezember sind es gar nur zwei. Und das, wo die Bühne doch an jedem Abend ein Programm bietet. Der Rest wird von Männern gestaltet.

"Tatsache ist, dass verhältnismäßig sehr viel mehr Männer den Weg zum Kleinkünstler und Kabarettisten einschlagen. Entsprechend diesem Verhältnis ist wohl auch die Anzahl derer kleiner, die den Sprung ins Profilager schaffen. Im Kabarett Niedermair können wir dieses Verhältnis nur abbilden und ein ganz klein wenig gegensteuern, indem wir Künstlerinnen immer wieder die Möglichkeit zu Auftritten geben. Die einzigen Kabarettistinnen, die in den Spielplan des Niedermair passen und das Haus auch füllen, sind derzeit Lisa Eckhart und Nadja Maleh", Andreas Federer, Geschäftsführer im Niedermair.

Noch ernüchternder wird es, wirft man einen Blick auf die Programmseite des Stadtsaals. Maria Bill singt an einem Abend im September, im Oktober steht eine Frau als Hälfte eines Duos (Heilbutt und Rosen) auf der Bühne und ein weibliches Duo (RaDeschnig) kann sich im Zuge eines Benefizabends mit sechs männlichen Kollegen die Bühne teilen. An allen anderen Tagen: Männer wo man hinschaut. In anderen Bühnen, etwa der Kulisse in Hernals oder dem Rabenhof in der Landstraße,  sieht das Verhältnis zwischen Männern und Frauen auf der Bühne schon besser aus. Auch wenn es nicht ganz ausgeglichen ist, ob im Duo oder als Solokünstlerinnen, zumindest herrscht hier nicht gähnende Leere bei den weiblichen Vertreterinnen der Kleinkunstszene.

Keine Quote - trotzdem mehr Frauen

"Unser Spielplan wird nach den Kriterien wie speziell ein Programm ist und wie gut es beim Publikum ankommt erstellt, heißt es aus der Kulisse. "Wir haben keine Quote für Männer oder Frauen. Bisher hab ich da auch nicht wirklich drüber nachgedacht." Dass in der Kulisse trotzdem wesentlich mehr Frauen im Programm sind als etwa im Stadtsaal kann auch daran liegen, dass in der Kulisse Frauen das Sagen haben. Die Chefin und die Veranstalterin sind weiblich. Das Orpheum in der Donaustadt hingegen lädt im September zahlreiche Frauen auf die Bühne ein, im Oktober findet man keine einzige weibliche Künstlerin in der Programmankündigung. Etwas läuft hier gewaltig schief.

Antonia Stabinger und Ulrike Haidacher von Flüsterzweieck, die vor Kurzem mit dem Österreichischen Kabarettpreis für ihr Programm „Stabile Eskalation“ ausgezeichnet wurden und, wie sie betonen, auch vom Kabarett Niedermair gefördert werden, sehen die Sache so: "Die Norm ist immer noch überall das Männliche. Und nicht nur im Kabarett. Wenn Männer Kabarett machen, ist es Kabarett. Wenn Frauen Kabarett machen, ist es Frauen-Kabarett, also das Andere. Aber wir sehen auch, dass sich das vor allem in den letzten Jahren extrem stark geändert hat. Das sieht man allein in Österreich, wo erfolgreichen Komikerinnen wie Stefanie Sargnagel, Lisa Eckhart, RaDeschnig, die Miri, Erika Ratcliffe oder uns, entsprechend Platz gegeben wird." Flüsterzweieck werden bis inklusive Dezember auch im Kabarett Niedermair dreimal auf der Bühne stehen.

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