Letzte Wildkatze war in Bisamberg
Die Wildkatze ist in vielen Teilen Europas verschwunden, auch in Österreich gilt sie als ausgestorben. In letzter Zeit mehren sich jedoch Hinweise, dass die scheue Katze wieder in Niederösterreichs Wäldern unterwegs ist.
BEZIRK/NÖ (fd). In Niederösterreich gab es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch spärliche Wildkatzenpopulationen, so im Wienerwald, Gutensteiner und Türnitzer Bergland und im südlichen Abschnitt der Weinviertler Klippenzone bis zum Ernstbrunner Wald.
Bis 1903 am Bisamberg
Die letzte Wildkatze im Weinviertel wurde 1903 am Bisamberg gefangen. Ab 1910 waren dann die scheuen Tiere in ganz Niederösterreich nicht mehr nachzuweisen. Erst 1957 kam es wieder zu verifizierten Hinweisen auf Wildkatzen im Bezirk Korneuburg. 1957 im Donaurevier Schmida, Hausleiten und 1970 bei Seebarn-Harmannsdorf. Seit 1989 wird die Wildkatze in der Österreichischen Roten Liste als „ausgestorben, ausgerottet oder verschollen“ geführt. Seit dem Jahr 2007 können im Rahmen von Untersuchungen im Nationalpark Thayatal Wildkatzen nachgewiesen werden. Auch in anderen Regionen Niederösterreichs hoffen die Experten, auf Grund von Hinweisen, dass die Wildkatzen in Österreich wieder überlebensfähige Populationen aufbauen könnten. Ob es sich bei den bis jetzt nachgewiesenen Tieren um sesshafte Wildkatzen handelt oder nur um „Gäste“ aus den Nachbarländern, gilt es noch zu klären.
Lebensraum Wald
Optimale Lebensräume findet die scheue Katze in naturnahen, störungsarmen Laub- und Mischwäldern mit vielfältigen Strukturen, wie Tot- und Altholz, Lichtungen und Wasserstellen. Eine vom Naturschutzbund 2008 in Auftrag gegebene und von den Bundesforsten finanziell unterstützte Studie zeigte, dass die Europäische Wildkatze auch in Niederösterreich, ganz besonders im Waldviertel, geeignete Lebensräume vorfinden würde. Diese Tatsache lässt die Hoffnung auf eine Rückkehr in unsre Wälder weiter wachsen.
Doch die Katzen sind neben der Bedrohung durch den Menschen (jetzt nur mehr durch Bewirtschaftung der Wälder) auch anderen natürlichen Feinden ausgesetzt. Den anfangs blinden und völlig auf die Mutter angewiesenen Jungtieren drohen zahlreiche Gefahren durch Räuber wie Fuchs, Marder, Greifvögel und Eulen.
Das Schutzprojekt
Seit 2009 verfolgen die Projektpartner der „Plattform Wildkatze“ das gemeinsame Ziel, mehr über den Bestand der Wildkatze in Österreich zu erfahren und ihr die Rückkehr in unsere Wälder zu erleichtern.
Mittels Fragebogenaktion in Jagd- und Försterzeitungen werden mögliche Vorkommen in ganz Österreich erhoben. Dazu wurde eine zentrale Koordinations- und Meldestelle in der Bundesgeschäftsstelle des Naturschutzbundes eingerichtet. Unterstützt wird dieses Projekt auch von der Asfinag und den Autobahn- und Straßenmeistereien, welche Haarproben toter, wildfarbener Katzen zur genetischen Bestimmung sammeln. Optisch unterscheidet sich die Wildkatze von der Hauskatze vor allem durch ihre wuchtigere, gedrungene Statur, den breiteren Kopf und einen kürzeren, aber buschigeren Schwanz mit zwei bis drei Ringen und einem stumpfen Ende.
„Aktiv für Wildkatzen“
Weitere Informationen gibt es in der Broschüre „Aktiv für Wildkatzen“, welche von den Österreichischen Bundesforsten gemeinsam mit dem Naturschutzbund herausgegeben wurde. An der Aktion „Plattform Wildkatze“ wirken neben den Bundesforsten und dem Naturschutzbund auch Jägervertreter, Grundbesitzer und Wissenschafter mit. Die Wildkatze wird vorerst bis 2012 im Mittelpunkt vieler Veranstaltungen stehen, eine Ausstellung und Bildungsangebote werden die Menschen für diese faszinierenden Tiere sensibilisieren und damit auch die Aktion „vielfaltleben“ um einen weiteren wichtigen Bereich erweitern.
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