"Die Chemie ist mein Leben"

- <b>Karl Rametsteiner,</b> hier bei der Entgegennahme der Hermann Mark-Medaille, widmete sein Leben der Chemie.
- Foto: privat
- hochgeladen von Stefan Paul
Karl Rametsteiner ist bescheiden aufgewachsen. Sein Vater war ein einfacher Magistratsangestellter, eine höhere Schulbildung kam somit schon aus finanziellen Gründen nicht infrage. So begann der heute 71-Jährige eine Lehre als Chemielaborant in den Linzer Stickstoffwerken. Und entdeckte dort seine große Leidenschaft. Was folgte, war ein Lehrabschluss mit mehrfacher Auszeichnung, "weil Chemie mein Leben ist". Schon damals blieb er länger in der Firma, um nach der Arbeit noch zu forschen. "Ich habe einen Prozess um den Faktor zehn vergünstigt. Dafür habe ich ein Schreiben bekommen als Dank, sonst gab es nichts." Entmutigt hat ihn das nicht, er forschte weiter. "Ich habe in einem Anflug von Größenwahn meine Ergebnisse anderen Firmen angeboten, was, wie ich später erfuhr, natürlich verboten war. Eine Schweizer Firma hat sich daraufhin tatsächlich gemeldet, die gleichzeitig versucht hat, herauszufinden wer ich bin. Sie haben dann beim Magistrat angerufen, und mich mit meinem Vater Karl Rametsteiner senior verwechselt, da er gleichen Namen und Adresse hatte. Der war erst mal sehr verdutzt, es war dann aber schnell klar, dass das nur ich gewesen sein konnte. Nun, das hat dann auch der Magistratsdirektor mitbekommen, der wiederum den Chef meiner Firma angerufen hat. Eine Stunde später hatte ich dann keinen Job mehr, da alle meine Ergebnisse nicht mein Eigentum waren", erzählt Rametsteiner.
Karriere bei KE KELIT
Probleme, einen Job zu finden hatte der talentierte Chemiker aber nicht. Er legte eine Zwischenstation bei zwei Linzer Unternehmen ein. "Aber als dann die Firma, in der ich gearbeitet habe, nach Deutschland verkauft wurde, hätte ich da auch mitkommen sollen. Da kam gerade mein erster Sohn auf die Welt und ich dachte, da wächst mein Sohn als 'Piefke' auf, das geht nicht", erzählt Rametsteiner mit einem Schmunzeln. "Ich kannte die Deutschen damals ja nur vom Lignano-Urlaub." Davor bewahrte ihn Karl Egger II., seines Zeichen Chef von KE Kunstoffwerk, dem Vorläufer der heutigen KE KELIT. "Der sagte 'Kommen Sie zu mir, machen Sie was Sie wollen, verkaufen müssen wir es halt dann könnnen und in die Installationsbranche muss es passen.' Ich hatte sofort zugesagt und musste nicht nach Deutschland."
Viele Auszeichnungen
Stattdessen begann die KE KELIT-Karriere von Karl Rametsteiner, für die er mehrmals ausgezeichnet wurde. Für seine Entwicklungen – vom Zwei-Komponenten-Kleber bis zu modernen Kunststoffrohrsystemen – sowie seine Verdienste als Lehrender an der Fachhochschule Wels erhielt Rametsteiner das Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich. Weiters hat er auch eine Auszeichnung des Österreichischen Normungsinstituts sowie die goldene Ehrennadel der Vereinigung Österreichischer Kunststoffarbeiter (VÖK) erhalten. "Am meisten freut mich aber die Hermann Mark-Medaille" – eine Auszeichnung für sein Lebenswerk in der Polymerchemie. Rametsteiner blickt zufrieden auf sein Leben, das geprägt war von einer Zeit des Aufbruchs. "So eine Karriere ist heute undenkbar, ohne akademischen Titel geht heute nichts mehr." Maßgeblich für sein Lebenswerk war aber auch ein anderer Faktor. "Meine Stärke war immer die Kreativität. Wenn ich drei Patente lese, fällt mir ein eigenes ein", sagt Rametsteiner und fügt hinzu: "Ich forsche heute noch leidenschaftlich gerne, aber ich beschränke mich darauf, viele Ideen zu haben."
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