Hausen wie auf der Baustelle
Zwei, die nicht zusammen kommen konnten: Franziska L. und ihr Wohnungsvermieter
(siv). Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Die Margaretnerin Franziska L. ist unzufrieden mit ihrem Vermieter, der ist nun andererseits froh, dass sie aus seinem Haus auszieht.
Franziska L. klang verzweifelt am Telefon, als sie in der BZ anrief: „Mein Vermieter hat mich rausgemobbt, ich muss nun aus meiner Wohnung ausziehen. Und das, obwohl er nichts in meiner Wohung gemacht hat. Überall sind Sprünge in der Wand, und die Fenster sind auch nicht verputzt, ... Ich sag’s Ihnen, ich bin ganz fertig!“
Ein Lokalaugenschein in der Wohnung in der Oberen Amtshausgasse ließ die Situation dann doch in einem etwas anderen Licht erscheinen.
Nicht in Wohnung gelassen
Tatsächlich gibt es Risse in der Wand, und auch der Anblick der Fenster ist kein schöner, aber: „Frau L. hat uns nie in ihre Wohnung gelassen, natürlich hätten wir alles in Ordnung gebracht“, erzählt Hans Jörg Ulreich, der Bauträger des Hauses. Die neuen Fenster wurden von außen eingebaut. Und auch Frau L. gibt zu, dass sie die Handwerker zum Einbauen der Fenster nicht in ihre Wohnung lassen wollte.
Der Verdacht liegt mehr als nahe, dass Frau L. ein Messie ist. Menschen, die das Messie-Syndrom haben, sammeln allerlei Dinge und können sich von ihnen auch nicht mehr trennen. Sie müllen ihre Wohnungen immer mehr zu.
Bei Frau L. hat man den Eindruck, sie sieht die Unordnung nicht, die in ihrer Wohnung herrscht, sehr wohl aber die Missstände, die sie ihrem Vermieter anlastet. Diesem wurde es nach mittlerweile acht Jahren zuviel, und die Pensionistin muss ausziehen – wegen „unleidlichem Verhalten“. Wie in einem Gerichtsurteil vom Mai diesen Jahres festgelegt wurde. Frau L. hat sich ihren Nachbarn gegenüber nicht sehr fein benommen, um es vorsichtig auszudrücken.
Endlich Garten genießen
Eine neue Wohnung hat Frau L. bereits gefunden. Wiener Wohnen stellt ihr eine Gemeindebauwohnung zur Verfügung. Derzeit zieht sie noch um, obwohl sie schon seit einigen Wochen ihre alte Wohnung verlassen hätte sollen, „aber wir haben ihr noch eine Schonfrist eingeräumt“, so Ulreich.
Die restlichen Mieter freuen sich, können sie nun endlich den idyllischen Garten in Ruhe genießen. Dieser Garten ist übrigens etwas Besonderes: Er wurde vor Kurzem vom Netzwerk Natur als „Naturnahe Grünoase“ ausgezeichnet.
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