Klang in den Fingerspitzen
Die bz besuchte Geigenbaumeisterin Bärbel Bellinghausen in ihrem Atelier
Bärbel Bellinghausen ist eine Meisterin ihres Faches. Sie hat sich dem Bau von Repliken alter, wertvoller Instrumente verschrieben. Und ihrem unvergleichlichen Klang, den sie sogar mit den Fingern erspüren kann.
Warum lassen Künstler ihre unbezahlbaren Stradivaris, Amatis oder Guaneris nachbauen? Ganz einfach: Die alten Instrumente haben ein Problem mit hoher Luftfeuchtigkeit und wechselnden Klimabedingungen. Weshalb die Musiker ihre Originale lieber zu Hause lassen und mit einer Meister-Replik verreisen. Ob die dann auch so klingt wie das Original? Bärbel Bellinghausen: „Ich glaube nicht an den Mythos, dass diese Klangqualität heute nicht mehr erreichbar ist.“
Aus Liebe zum Klang
„Die Sprache des Geigenbauers funktioniert über den Klang“, erklärt Bellinghausen. Um den zu erfassen, wird mit den Musikern, die ein Instrument bei ihr anfertigen lassen, lange geredet, beide erspüren dann ihr „Klangideal“.
Dann folgt das Ausloten der genauen Maße, die sie mit Magneten im Klangkörper misst. Bei den hübschen Wölbungen der alten Instrumente verlässt sie sich auf Nase und Fingerspitzen. „Ich fühle, drücke, rieche“, erklärt Bellinghausen. So erfasst sie „den Geist eines Instrumentes“, das ja auch zum Charakter und Temperament der Musiker passten soll.
Bellinghausen selbst hat sich schon mit 12 Jahren bei einem Cello-Konzert unsterblich in den Klang der Geigen verliebt.
Nach der Matura besuchte die gebürtige Deutsche die Geigenbauschule in Mittenwald, machte ihre Gesellenprüfung und den Geigenbaumeister.
Seit neun Jahren lebt und arbeitet sie nun in der Hamburgerstraße 7 in Margareten in ihrem Dachatelier, das eine besondere Wärme und Ruhe ausstrahlt.
Kopieren hat eine lange Tradition
„Schon Stradivaris Schüler haben den Meister kopiert, als Übung und Anerkennung“, plaudert die Geigenbaumeisterin aus der Geschichte der Kopisten. Auch für sie ist es immer eine Herausforderung, ein neues Instrument nach altem Vorbild zu erschaffen. Alles in Handarbeit zu machen, die besten Hölzer auszuwählen, ja sogar eine Fichte im Wald selbst zu fällen. Deshalb kann eine Geige schon mal drei Monate, ein Cello auch ein halbes Jahr dauern.
Bärbel Bellinghausen zeigt auf ein winzig kleines Geigenmodell: „Die baue ich gerade für meine 6-jährige Tochter.“ Die Mutter dreier kleiner Kinder ist übrigens auch mit einem Musiker verheiratet. Die Liebe zu schönen Klängen ist bei Bellinghausen also Familientradition.
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