Kommentar zum 8. März
Brauchen wir den Internationalen Frauentag noch?

8. März: Weltfrauentag. In diesem Kommentar äußere ich meine ungeschönte Meinung zu diesem Tag. | Foto: Mach
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8. März: Weltfrauentag. Während manche Demonstrationen dies zum Anlass nehmen, um auf strukturelle Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern aufmerksam zu machen, nutzen viele Unternehmen den Frauenkampftag für besondere Rabattaktionen und Sonderangebote. Das finde ich problematisch. Hier meine ungeschönte Meinung zum Thema Frauentag.

Es ist wieder so weit, der Internationale Frauentag wird gefeiert. Wobei das Wort "feiern" eigentlich ein wenig übertrieben ist – immerhin ist der Frauenkampftag (noch) kein Feiertag. Doch über diesen Umstand wissen Schokoherzen und Blumensträuße, die Frauen an diesem Tag weltweit hinterher geschmissen werden, hervorragend hinwegzutäuschen. 

Die Frauen stehen wieder einmal im Vordergrund! Und zwar jedes Jahr am 8. März. Damit gibt es zusätzlich zum Muttertag und Womens Day einen weiteren Tag, an dem das weibliche Geschlecht zelebriert wird. Ach, es ist ja so herrlich, 15 Prozent auf Parfum und 20 Prozent auf verführerische Dessous zu sparen. Dadurch rücken die gravierenden Ungerechtigkeiten, die es auch 2023 zwischen den Geschlechtern immer noch gibt, in den Hintergrund.

Blumen und Pralinen sind beliebte Geschenke zum Weltfrauentag. Was es meiner Meinung nach aber wirklich brauchen würde, ist Gerechtigkeit. | Foto: Jill Wellington/Pixabay
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Dafür macht man all die unbezahlte Care Arbeit im Haushalt, in der Kindererziehung und Pflege von Angehörigen doch gerne. Sollten dann doch einmal ein paar Tränen vor Wut und Verzweiflung die Wange hinunterlaufen, so kann man diese ja mit den Blütenblättern der Rosensträuße trocknen und etwaigen Frust durch gesteigerten Pralinen-Konsum ersticken. Wir Frauen dürfen eh schon alles, haben eh schon viel erreicht. Warum regen wir uns überhaupt so auf?

Jetzt ohne Ironie

Spaß beiseite, der Internationale Frauentag ist problematisch. Zumindest das, was viele Unternehmen daraus gemacht haben. Anstatt den Frauen tatsächlichen Respekt zu zollen und ihre Leistungen wertzuschätzen, werden ihnen kleine Aufmerksamkeiten überreicht, nur um am 9. März genauso weiterzumachen wie zuvor. 

Die niedrigeren Gehälter im Vergleich zu Männern sind dabei nur die Spitze des Eisberges (in Österreich verdienen Frauen rund 18,8 Prozent weniger Gehalt als Männer). Frauen übernehmen zumeist den Großteil der unbezahlten Hausarbeit und Kindererziehung, arbeiten oftmals in Teilzeit und müssen aus diesem Grund mit finanziellen Einbußen sowie mit dem Risiko, in die Altersarmut zu rutschen, rechnen.

Die Pandemie hat nochmal ganz eindrücklich gezeigt, was Frauen für unseren Staat leisten - in Krankenhäusern und Pflegstationen oder Kinderbetreuungseinrichtungen zum Beispiel.  | Foto: Becca Tapert/Unsplash
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Die Pandemie hat nochmal ganz eindrücklich gezeigt, wie abhängig unser Staat von Frauen ist - in Krankenhäusern und Pflegeanstalten oder Kinderbetreuungseinrichtungen leisteten sie Unvorstellbares. Auch in den eigenen vier Wänden waren viele Frauen ständig an der Arbeit: den Nachwuchs versorgen, Essen zubereiten, putzen und Wäsche waschen. Alles unentgeltlich natürlich, denn das bisschen Haushalt macht sich bekanntlich ja von allein und ist keine "richtige" Arbeit.

Was bringen in so einem Fall hübsch eingepackte Süßigkeiten und schöne Bouquets? Sie ändern nichts am ungerechten System, in dem Frauen leben - nicht nur in Österreich, sondern weltweit. Ganz andere Aufmerksamkeiten wären hier angebracht, Gerechtigkeit, Respekt und echte Wertschätzung zum Beispiel. 

Auch Themen wie sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz oder häusliche Gewalt sollten rund ums Jahr besprochen werden. Im Übrigen sind all die angesprochenen Probleme nicht nur Frauensache, sondern gehen uns wohlgemerkt alle etwas an. Auch Männer sollten Rahmenbedingungen vorfinden, die es ihnen erleichtern, sich um ihre Kinder zu kümmern.

Die Väterkarenz sollte ausgebaut und den Männern schmackhaft gemacht werden, es sollte bedarfsgerechte Betreuungsangebote für Kinder und Pflegebedürftige geben, die Löhne für gleiche und gleichwertige Arbeit sollten ENDLICH angeglichen werden, sodass kein Unterschied mehr darin besteht, wer genau den Job ausübt.

Es sind viele Akteure und Akteurinnen gefragt und es wird noch ein langer Weg sein, um das bestehende System, in dem wir alle groß geworden sind, zu ändern. | Foto: Joel Muniz/Unsplash
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Es sind also viele Akteure und Akteurinnen gefragt und es wird noch ein langer Weg sein, um das bestehende System, in dem wir alle groß geworden sind, zu ändern. Das Patriarchat hat uns allen gewisse Stereotype und Geschlechterbilder eingetrichtert, die schon lange überholt sind oder nie eine Daseinsberechtigung hatten.

Brauchen wir den Frauentag noch?

Ist der Internationale Frauentag also noch notwendig? Brauchen wir den Feminismus noch? Nun, meine Antwort hierzu fällt kurz und knackig aus: AUF JEDEN FALL!

Klar wäre es toll, wenn Frauen die gesellschaftliche Wertschätzung nicht nur an einem bestimmten Tag zuteil wird, sondern das ganze Jahr über, 365 Tage lang. Doch braucht es den 8. März meiner Meinung nach dennoch, um gezielt auf die vorherrschenden Baustellen und Barrieren hinzuweisen, die uns von der Gleichberechtigung nach wie vor trennen. 

Es braucht den 8. März meiner Meinung nach, um gezielt auf die Barrieren hinzuweisen, die uns von der Gleichberechtigung nach wie vor trennen.  | Foto: Monika Kozub/Unsplash
  • Es braucht den 8. März meiner Meinung nach, um gezielt auf die Barrieren hinzuweisen, die uns von der Gleichberechtigung nach wie vor trennen.
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Wir brauchen den Internationalen Frauentag, solange:

  • es einen prozentuellen Unterschied in der Höhe der Gehälter gibt, egal wie hoch oder niedrig dieser auch sein mag
  • es Politiker und Politikerinnen gibt, welche die Familien- und Sozialleistungen bei Teilzeitbeschäftigung kürzen möchten

  • Frauen in der Führungsetage nur selten anzutreffen sind und ihnen manche Ämter generell verwehrt bleiben 
  • Frauen dafür beschämt werden, eine "Quotenfrau" zu sein und ihnen aufgrund dessen Qualifikationen abgesprochen werden
  • Begriffe wie "Emanze" als Schimpfworte gehandelt werden und sich Männer nicht trauen, sich als Feministen zu bezeichnen
  • Frauen als das "schwächere Geschlecht" bezeichnet werden und Angst davor haben müssen, nachts allein nach Hause zu gehen
  • Frauen geraten wird, ein Pfefferspray mitzunehmen und ihr Getränk in der Bar nicht unbeaufsichtigt zu lassen
  • es Frauenparkplätze braucht
  • Frauen als humorlos abgestempelt werden, weil sie nicht über einen sexistischen Witz lachen
  • Frauen sich dafür rechtfertigen müssen, was sie wann anziehen, sich gehässige "Komplimente" zu ihrem Aussehen anhören müssen oder selbst nach einem sexuellen Übergriff noch damit konfrontiert werden, dass sie aufgrund ihres Outfits oder ihrer Freundlichkeit selbst schuld daran seien
  • graue Haare an Männern gefeiert und an Frauen kritisiert werden
  • Frauen in anderen Ländern, wie zum Beispiel dem Iran oder in Saudi-Arabien, strukturell unterdrückt und unsichtbar gemacht werden
  • das Recht auf Abtreibung in manchen Ländern der Welt, wie zum Beispiel in Polen oder in Teilen der USA, massiv eingeschnitten oder sogar ausgelöscht wird
Am 8. März wird jährlich der Weltfrauentag - auch Frauenkampftag genannt - begangen. | Foto: Zacke Feller/Unsplash
  • Am 8. März wird jährlich der Weltfrauentag - auch Frauenkampftag genannt - begangen.
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Diese Liste könnte ich endlos weiterführen. Ja, Frauen dürfen mittlerweile schon vieles, aber nicht alles. Ja, die feministische Bewegung hat bereits einiges erreicht, aber noch nicht genug. Und deshalb ist der Internationale Weltfrauentag, oder wie ich ihn auch gerne nenne: Frauenkampftag, weiterhin wichtig und relevant. Er hilft, ein Bewusstsein für die Missstände zu schaffen, denen Frauen immer noch ausgesetzt sind, und erinnert uns daran, dass wir noch lange nicht am Ziel angelangt sind. 

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Am 8. März wird jährlich der Weltfrauentag - auch Frauenkampftag genannt - begangen. | Foto: Zacke Feller/Unsplash
Die Pandemie hat nochmal ganz eindrücklich gezeigt, was Frauen für unseren Staat leisten - in Krankenhäusern und Pflegstationen oder Kinderbetreuungseinrichtungen zum Beispiel.  | Foto: Becca Tapert/Unsplash
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Es braucht den 8. März meiner Meinung nach, um gezielt auf die Barrieren hinzuweisen, die uns von der Gleichberechtigung nach wie vor trennen.  | Foto: Monika Kozub/Unsplash
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