Ilse Chlan im bz-Interview
Mit Kunst die Welt ein Stückchen besser machen

  • Ilse Chlan in ihrem Atelier: hier lässt sie ihre oft großformatigen Ölbilder langsam "entstehen" - denn Malen sei etwas Prozesshaftes, eine Entwicklung, wie sie sagt
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Ilse Chlan ist Künstlerin aus Leidenschaft. Die bz durfte ihr in ihrem Margaretner Atelier einen Besuch abstatten.

WIEN/MARGARETEN. „Ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der ich nicht gemalt hätte“, sagt Ilse Chlan. „Es war immer mehr als ein Hobby. Bilder entstehen im Kopf, etwa beim Lesen oder beim Philosophieren, und leiten dann etwas Prozesshaftes ein“, erklärt sie. Ein großes Ölbild könne Jahre dauern, nicht nur wegen der Maltechnik, wie das Bild „Nach dem Sturm“, an dem sie seit 2018 in ihrem Margaretner Atelier arbeitet.

„Bilder spiegeln die Zeit, die sie brauchen, um vollendet zu werden, sie zeigen Entwicklungen, selbst wenn sie, wie meine, eher abstrakt sind“, sagt sie. Wenn Chlan nicht gerade malt, gestaltet sie Audio- und Videoinstallationen und fotografiert.

Kunst ist überall daheim

Seit einigen Jahren ist die Künstlerin vor allem mit ihren Installationen, Grafiken und Fotografien im In- und Ausland bei Ausstellungen vertreten. Schweden, Polen, London und Istanbul waren nur einige ihrer Stationen. Aber auch im Künstlerhaus, im Haus Wittgenstein und im Architekturzentrum Wien ist sie regelmäßig mit ihren Werken vertreten.

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„Jetzt wäre es schön, auch wieder meine Malerei ausstellen zu können. Malerei nur digital zu sehen, ist zu wenig, man muss sie spürbar machen“, sagt sie. Eigentlich hat Chlan Literaturwissenschaft und Philosophie studiert. „Aber gleich zu sagen, ich studiere Kunst, wäre für mich nicht infrage gekommen.“ Ihrer eigentlichen Leidenschaft, der bildnerischen Kunst, war sie trotzdem immer ganz nah. „Wenn ich lese, sehe ich Bilder. Mein ganzes Leben hat mich der Philosoph Wittgenstein inspiriert und begleitet", erzählt die Künstlerin.

Kreativ die Welt verbessern

Von 2014 bis 2017 leitete Chlan den Programmausschuss im Künstlerhaus, wo sie drei Jahresprogramme mitentwickelte. Seit sie im Jahr 2000 ihr Atelier im 5. Bezirk bezogen hat, widmet sie sich vorwiegend ihrer eigenen Kunst. „Es hat eine Weile gebraucht, dass ich mich als Künstlerin sehe, obwohl ich mich seit den 1970ern dem Kreis der feministischen Avantgarde verbunden fühle. Aber damals war es noch zu früh für mich, um mich als dazugehörig zu definieren“, erinnert sie sich.

Wie Chlan die Pandemie erlebt hat? „Mit großer Verwunderung. Und der Erkenntnis, wie nahe alles zusammengerückt ist, wie verletzlich unsere komplexe Welt ist", sagt sie. Die durch Corona verordnete Ruhe inspirierte die Künstlerin zu stillen Themen, etwa wie sich Schatten bewegen. 

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Vor allem ihre Umgebung hat sie bewusster wahrgenommen und die Veränderungen in einem originellen Video mit dem Namen „Gehen sehen“ dokumentiert. Es sei eine kleine Reise im nahen Umfeld in einer Zeit, in der das große Reisen nicht möglich sei, eine Art Spurensuche, meint sie. Sie schildert, wie sie aus dem Haus geht, dann nach links, die Kamera immer in der Bildmitte zwischen Hausmauer und Gehsteig. Und dabei Gras, Farben, Steine, Strukturen von Verfall und Erneuerung entdeckt. „Für den Weg um meinen Block brauche ich elf Minuten.“

Was sie sich für die Zukunft wünscht? „Zu akzeptieren, dass Musik, Literatur und bildende Kunst zum Leben dazugehören und in den Schulunterricht integriert werden sollten. Wenn jeder für sich beginnt, sein Umfeld kreativ zu gestalten, das könnte die Welt ein Stück weit verbessern.“

Noch mehr Infos über Ilse Chlan gibt es auf www.ilsechlan.at

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  • Ilse Clan in ihrem Margaretner Atelier. An ihrem Bild "Nach dem Sturm" (li.) arbeitet sie seit mehr als zwei Jahren
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