Edi Finger (1949 - 2021)
Sein letztes Interview
BEZIRK MÖDLING. Auf ein bewegtes Leben konnte der in der Nacht vom 27. Mai verstorbene Sportmoderator Edi Finger jun. zurückblicken. 1949 in Kärnten geboren und am Wörthersee aufgewachsen kam er 1966 nach Niederösterreich, wo er fortan im Bezirk Mödling wohnte. „Wenn ich aus Wien herausfahre, empfinde ich ein gewisses Urlaubsgefühl. Die Häuser werden kleiner, die Straßen schmäler – einfach alles gemütlicher,“ erzählte Edi Finger jun. erst vor wenigen Wochen, als er den BEZIRKSBLÄTTERN sein letztes Interview gab.
Leben außerhalb der Großstadt genossen
Darüber hinaus genoss er sehr die Heurigenkultur. Ehrliche, faire Weine und gutes Essen zu einem vernünftigen Preis schätzte Finger. Die Menschen seien kultiviert, es gäbe keine Raufereien und er konnte sich frei bewegen. „In der Großstadt arbeiten und in der Kleinstadt wohnen ist die ideale Mischung,“ war Finger überzeugt. Doch auch Wien war ihm seit Jugendjahren sehr vertraut. So begleitete er seinen Vater zu den Berichterstattungen im ORF wo er – redselig, wie er immer war – rasch die entscheidenden Personen kennenlernte. Finger empfand das jedoch mehr als Hürde: „Das hat es nicht vereinfacht, denn Freunde deines Vaters können dennoch Feinde von dir sein. Feinde deines Vaters hingegen sind sicher deine Feinde.“ Dennoch ging Finger entschlossen seinen Weg, wurde bald zur gewichtigen Moderatorenstimme des ORF und es war notwendig sich vom Vater, der ebenfalls Edi hieß, unterscheiden zu können. „Mein Vater meinte er werde sicher kein Senior. Daher wurde ich zum Edi Finger Junior,“ erinnerte sich der Moderator zurück.
Zwei Kinder hinterlässt Edi Finger. Sein Sohn Edi ist Golfprofi, seine Tochter Viktoria arbeitet in der Agentur ihrer Mutter Marion. 25 Jahre war Edi Finger mit ihr verheiratet. Die Scheidung stand im öffentlichen Interesse und verursachte auf beiden Seiten Verletzungen. Finger verriet in diesem Zusammenhang sein Lebensmotto: „Natürlich ist es nicht leicht, sich nach so langer Zeit von seinem Partner zu trennen und man ist enttäuscht,“ und fügte hinzu, „die größte Lebenskunst ist es nicht immer in alten Sachen zu verharren, sondern sie auch beenden zu können.“
Obwohl eine schillernde Persönlichkeit des ORF, war Edi Finger nicht immer auf der Gewinnerseite. Dies jedoch stets unverschuldet. Lange Zeit musste er sich Sorgen um das Wohl seines geliebten Sohnes machen, der in der U-Bahn von zwei Migranten zusammengeschlagen und schwer verletzt wurde. Finger zeigte dabei einen Fehler im Rechtssystem auf: „Ich gebe hierfür die Schuld der Justiz, die Vorbestrafte unter Bewährung nicht genügend beobachtet.“ Ein weiterer Schicksalsschlag ereilte ihn durch den Tod seiner geliebten Schwester, die Anfang Februar im Wilhelminenspital verstarb. Ein Todesfall war auch schuld am Ende des Filmballs, der jährlich internationale Schauspielstars nach Wien brachte.
Doch es wäre nicht Edi Finger gewesen, wäre er dadurch untergehen. Und so hatte sich Finger bereits ein neues Ziel gesetzt: So wollte er OE24 zur stärksten Kraft im Privatfernsehen Österreichs machen und war stolz, dass der Sender bereits unter den Nachrichtensendern führend war. Besonders freute er sich auf die kommenden EM-Spiele, deren Rechte auf die Übertragung sich OE24 bereits gesichert hatte. Und privat hatte das Glück ihm auch zugelächelt: Edi Finger freute sich sehr darauf im September erstmals Großvater zu werden.
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