Die Wiege des Weltruhmes österreichischer Weine
Die spannende Geschichte der Südbahnweine, heute Thermenregion
Lesen Sie diesmal: Teil 4 der Serie mit Österreichs bekanntestem Weinkommentator, Ing. Günther Pozdina, aus Gumpoldskirchen.
THERMENREGION. „Die Zierfandler Violine mag mit ihren süßen Melodien manch leicht entflammbares Herz erweichen. Der Rotgipfler als Obligatgeige darunter, bringt die Erste richtig zur Geltung und macht jeden ihrer Weine zu einem Evergreen. Die Thermenregion, Heimat zweier der großen Weißweinsorten, welche den Weltruhm der Weine Österreichs begründeten.
Schon bei der großen Weltausstellung 1855 in Paris wurde bei einem Vergleich der besten Weißweine der Gumpoldskirchner Friedrich Faseth Champion ausgezeichnet und Kaiser Napoleon III. überreichte mit eigener Hand den Ehrenpokal. Das hatte sich die Grande Nation nicht erwartet, aber Faseth war ein Winzer von großem Format. 1857 erreichte er bei der ersten Vergleichsweinprobe der Kronländer der Donaumonarchie (durchgeführt vom K.K. Stadtgärtneramt in Wien) von 9.000 Weinen die einzige goldene Medaille, die von Erzherzog Franz Karl überreicht wurde.
Ja, man darf schon von den alten Südbahnweinen der heutigen Thermenregion schwärmen, waren sie doch die Lieblingsweine vieler gekrönter Häupter, bis in die heutigen Tage. Dieser großen Erfolgsgeschichte müssen wir uns in einem eigenen Beitrag widmen.
Die Thermenregion ist auch ein großes Rotweinland, deren Siegeszug in der Kurstadt Bad Vöslau begann. Mit Recht sagen sie:
‚Heilbäder, Thermen, Medizinalwasser bieten allen Gästen Erholung und Gesundheit. Kraft und Frohsinn bringt vor allem der Vöslauer Rotwein.‘
Dazu die einmalige Geschichte des Direktors Robert Schlumberger, der heute noch bestehenden Champagnerfabrik „Ruinart pere et fils“ in Reims: Er übersiedelte nach Wien und gründete 1843 eine Weingroßhandlung. Später verlegte er sein Unternehmen nach Vöslau, wo er vor allem Champagner erzeugte, der als Vöslauer Schaumwein allgemeine Anerkennung fand und machte den Vöslauer Goldeck zum ersten Rotwein, der weltweite Beachtung fand. Er scheute sich nicht, seinen Schaum-, aber auch Rotwein einem einmaligen Härtetest zu unterziehen. Das beweist der Bericht des Linienschiff-Fähnrichs Ernst Jacoby der österreichischen Fregatte Novara während der Weltumsegelung 1857 bis 1859. Bei viermaliger Überquerung des Äquators bewiesen Schlumberger Vöslauer Wein und Sekt ihre Tropenhaltbarkeit. Dies eröffnete ihnen den Weltmarkt.
Nicht zu vergessen den österreichischen Botschafter Friese, welcher eine Rebe aus Portugal mitbrachte, den Blauen Portugieser, welcher als Vöslauer einer der beliebtesten Rotweine des Landes wurde.
Lesen Sie über die berühmten Kunden der Thermenregion in unserer nächsten Ausgabe.“
Ing. Günther Pozdina
Zur Sache: Von Dichtung, Kunst und dem Glauben
Was wären die Dichtung, die Kunst und der christliche Glaube
ohne Wein. Diese herrliche Verbindung ist die Grundlage des Siegeszuges der Südbahnweine. Diese begnadete Region wurde auch die Heimat der bedeutendsten Klöster. Gumpoldskirchen war ein Zentrum, wo sich die Stifte niederließen. Die Zistersienser Mönche aus Heiligenkreuz, der Deutsche Ritterorden, das Benediktiner Stift Melk, das Kloster Weihenstephan zu Bayern, das Kloster Kremsmünster (dessen Kremsmünsterhof im sechzehnten Jahrhundert
der berühmte Humanist Johann Cuspinian- Spießheimer besaß): Diese Stifte haben mit ihrer segensreichen Tätikeit großes für
die Region geleistet. Aber schon Josef Weinheber hat mit den Worten „In königlicher Glorie“
das einmalige Kunstwerk von Giovanni Giuliani ( 1663-1744 )
in der Kapelle des Freigutes Thallern Christus am Weinstock gewürdigt. Im Hochaltar steht anstatt eines Bildes ein baumhafter Weinstock, dessen Reben Blätter und Trauben tragen den gekreuzigten Christus, von Engeln umschwebt, die in goldenem Kelch sein Blut bewahren.
Die gewählte Symbolig bedeutet – da der Weinstock als Lebensbaum gilt – die Überwindung des Todes. Dazu die passenden Worte: Christus ist der „wahre Weinstock“ und die Jünger sind die Reben ( Joh.15 ).
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