"Schmäh führen mit den Kollegen"

Foto: Gemeinde Wr. Neudorf

WR. NEUDORF. Seit Anfang Juli arbeiten zwei der knapp 30 in Wiener Neudorf wohnhaften Flüchtlinge für den Wirtschaftshof der Gemeinde. Zweimal die Woche ist mindestens einer der beiden bei der Müll-Tour mit dabei. Auch die Grünflächenpflege gehört zu ihrem Aufgabengebiet. Bürgermeister Herbert Janschka (ÖVP) begrüßt das Engagement der Asylsuchenden:  “Es ist absolut notwendig, dass sie etwas zu tun haben. Wenn sie nur herumsitzen und warten bringt das niemandem etwas. Das Gehalt der beiden - jeweils 110 und 270 Euro pro Monat - hat keine Einschränkungen für ihre sonstigen Zuschüsse zur Folge. Ich sehe die Arbeit als einen Teil der Integration. Wir bringen sie in den Arbeitsmarkt, sie lernen die österreichische Mentalitat am Arbeitsplatz kennen und sie können Deutsch sprechen. Statt Almosen geben wir ihnen die Möglichkeit, etwas zu leisten und dafür auch entsprechend entlohnt zu werden. Das schafft Perspektive.”
Der Ortschef ist mit der Integration der Flüchtlinge in Wiener Neudorf zufrieden. Das verdankt er “den kleinen Einheiten, die betreut werden. Einzelpersonen, Familien und Wohngemeinschaften sind wesentlich einfacher zu betreuen als große Gruppen. Nach unserer Betreuung gehen bloß viele lieber nach Wien, da sie dort mehr Bezüge erhalten. Das entwurzelt sie wieder, oft ist es finanziell aber leider notwendig. Da braucht es eine einheitliche Lösung.”
Einer der neuen Gemeindearbeiter ist der 30-jährige Ibrahim, ein kurdischer Syrer. Er ist seit einem halben Jahr in Österreich und auch mental schon angekommen. Auf die Frage hin, woher er stammt, antwortet er nämlich souverän: Wiener Neudorf. Über seine Arbeit erzählt er: “Ich bin froh, dass ich meine Familie unterstützen kann. Das ist das Wichtigste für mich. In Syrien war ich Lkw-Fahrer, das möchte ich hier auch wieder machen aber ich darf noch nicht. Leider dauert das sehr lange, ich warte seit vier Monaten auf eine Antwort von den Behörden. Darum bin ich froh, dass ich überhaupt etwas machen kann. Die Kollegen sind super und ich kann das, was ich im Deutschkurs gelernt habe, anwenden. Ich muss noch viel üben und verstehe noch nicht alles, aber jeden Tag ein bisschen mehr. Ich möchte arbeiten und es ist gut, dass ich es wieder darf.”
Wirtschaftshof-Leiter Walter Wistermayer zeigt sich mehr als zufrieden mit seinen neuen Mitarbeitern: “Es sind wirklich fleißige und gründliche Leute. Sie kommen verlässlich und pünktlich zur Arbeit, packen mit an und sind sehr umgänglich. Keiner von ihnen ist alibihalber da, das merkt man an ihrer Motivation. Besonders freut mich, dass sie nach einem Monat schon mit ihren österreichischen Kollegen Schmäh führen. Da sieht man einfach, wie gut ihnen die Beschäftigung tut.”
Auch die Gemeindeangestellte Karin Hassan engagiert sich seit geraumer Zeit für Flüchtlinge. Seit Februar 2016 wohnt ein mittlerweile 18-jähriger Syrer bei ihr und ihrem Partner. “Wir haben über das SOS-Kinderdorf Kontakt zu ihm bekommen und da unsere beiden Kinder ausgezogen waren und ihre Zimmer leer standen, wollten wir den Wohnraum zur Verfügung stellen. Natürlich waren wir am Anfang unsicher - immerhin wohnt plözlich ein Fremder bei einem zu Hause. Mittlerweile sind wir wirklich froh darüber, dass wir uns getraut haben - er ist nämlich eine wirkliche Bereicherung für unser Leben geworden.”
Für Frau Hassan steht die Integration im Alltag im Mittelpunkt, das möchte sie durch das Familienleben ermöglichen: “Wir lernen und kochen zusammen und gestalten seine Freizeit abwechslungsreich. Im Endeffekt ist er ein ganz normaler Jugendlicher, so wie jeder Österreicher auch. Das bedeutet auch, dass man nicht immer miteinander klar kommt. Ein Mal haben wir so gestritten, dass er eine Woche lang bei einem Freund gewohnt hat. Danach haben wir uns aber wieder vertragen und er war sofort wieder bei uns. Das gehört eben auch dazu.”
Aktuell holt der junge Mann seinen Schulabschluss nach. Zwei von vier Prüfungen hat er bereits bestanden - Deutsch mit einem Einser. Über die Zukunftspläne ihres Schützlings erzählt Hassan: “Er wird im Herbst fertig, danach möchte er eine Optiker-Lehre machen. Bis dahin wird er auch bei uns wohnen, danach soll er auf eigenen Beinen stehen können. Aber selbst, wenn wir ihn nicht mehr täglich sehen - er ist und bleibt ein Teil unserer Familie.”

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