Eine gelungene Kombination von Original und Modern
Amphitryon von Heinrich von Kleist

- Foto: Fotos: Johann Günther, Lalo Jodelbauer
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Perchtoldsdorf – Die Festspiele in Perchtoldsdorf gehen mit ihrem Regisseur und Intendanten Paul Kubelka neue Wege mit einer gelungenen Kombination von Original und Moderne. Die Texte von Heinrich von Kleist werden im Originaltext gespielt. Das Bühnenbild stellt dazu einen Kontrast dar, der die Verdoppelung von Figuren durch ein großes Wasserbecken, in dem die Schauspieler auftreten noch verstärkt.
Theaterstücke zeigen oft die Situation eines Ehepartners mit einem Liebhaber und den daraus reflektierenden Konflikten und Situationen. Heinrich von Kleist steigert das noch, indem der Liebhaber ein Doppelgänger des Ehemanns ist. Die Ehefrau ist aber der Meinung, es sei der eigene Mann, der von einem Feldzug zurückgekommen ist und sich ihr mit intensiver Liebe widmet. Eine weitere Kleist’sche Steigerung ist es, dass auch das Personal, der Diener des Herrn, einen Doppelgänger hat. Amphitryon schickte ihn schon voraus, um seiner Frau seine baldige Rückkehr mitzuteilen. Als der Diener Sosias beim Haus eintrifft, verweigert ihm sein Doppelgänger den Zutritt. Er ist verwirrt und hadert mit sich selbst. Wer ist wer? Bin ich das oder ist es er? Dem setzt Kleist noch eine weitere Steigerung auf, indem die Doppelgänger von Göttern kreiert wurden.
Zeitnäher könnte man ein Stück des 19. Jahrhunderts nicht bringen, den KI stellt uns heute vor ähnliche Probleme. Menschen im Internet können andere sein, als man selbst ist, aber mit der eigenen Stimme im eigenen Habit sprechen. Wer ist wer? Wer ist echt? Diese Doppelung wird vom Regisseur durch die Spiegelungen im Wasser noch verstärkt. Die Bühne ist ein riesiges Wasserbecken mit Inseln, auf den Skulpturen aus weißem Stein stehen. Sie sind die Kulisse, die der Regisseur Paul Kubelka selbst geschaffen hat, denn er ist auch Bildhauer.
Regelmäßige Besucher der Perchtoldsdorfer Sommerspiele vermissen die Musikkapelle. Sie wird durch eine Klanguntermalung des Komponisten und Medienkünstlers Patrick K.-H. ersetzt, die manche skurrile Situation noch verstärkt.
Der Regisseur hält sich an den Originaltext von Kleist, der wiederum Anleihe an einer griechisch-römischen Mythologie nahm. Deshalb kommt Gott als Zeus und Jupiter, der Gott der Händler und Diebe als Merkur und Hermes vor. Eine Spiegelung zwischen Römisch und Griechisch.
Die Hauptfigur stellt Jakob Seeböck – bekannt aus verschiedenen Fernsehfilmen – mit Amphitryon dar. Seinem Doppelgänger, dem Tänzer Miguel Angel Collado, gibt er ebenfalls seine Stimme; aber aus der Konserve. Gregor Seberg gehört schon zum bekannten Ensemble in Perchtoldsdorf. Er spielt den Diener Sosia, einen vorsichtigen und das Wasser meidenden Menschen. Die vielumworbene Frau Amphitryons Alkmene wird von der Russin Larissa Fuchs dargestellt. Sie erhielt in München ihre schauspielerische Ausbildung und spielt an verschiedenen deutschsprachigen Bühnen und seit 2020 am Theater in der Josephstadt. Sie lebt in Berlin und Wien.
Ist also die Ausstattung – die Schauspieler waten und spielen im Wasserbecken – sehr modern, so bleibt die textliche Aufführung beim Original. Eine sehr gelungene Kombination. Ein neuer Weg, den die Sommerspiele mit Paul Kubelka gehen.



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