Helden des Laufsports - Interview
70-jähriger Ultraläufer Josef Kladensky im Interview

"Helden des Laufsports" führt Interviews mit Menschen, die eine gemeinsame Leidenschaft haben, nämlich das Laufen. Zeiten spielen hier keine Rolle, es geht um die Person und die Geschichte dahinter. Vom Genussläufer bis zum WM-Teilnehmer, hier ist von jedem etwas finden. Heute stellt sich Josef Kladensky den Fragen.

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Josef „Seppi“ Kladensky ist 70 Jahre (jung) und seit 1985 bestritt der in Perchtoldsdorf bei Wien lebende Kladensky 85 Marathons und 93 Ultra-Wettbewerbe. Seine läuferischen Erlebnisse hat der Pensionist jetzt in einem Buch verpackt. Im Helden-Interview #42 erzählt er uns auch, was er abseits des Laufsports noch so macht.

Helden des Laufsports: Hallo Josef, fangen wir „klein“ an. Wann hat dich die Leidenschaft für den Laufsport gepackt?

Josef: Im Jahr 1981 hat man mich überredet, es doch mit dem Laufen als Selbstzweck zu versuchen. „Komm mit in die Wiener Prater Hauptallee und lauf ein paar Kilometer mit uns“, keine Selbstverständlichkeit damals, denn in den siebziger Jahren war laufen ja total uncool.

Hdl: 1985 bist du deinen ersten Marathon gelaufen. Heute boomt die Laufportszene. Früher war das, wie oben schon erwähnt, noch anders. Wie hat sich das Ganze zu damals verändert?

Josef: Laufen wurde zu einer Weltanschauung. Wurdest du in den frühen Achtzigern als Marathon-Finisher noch als Spinner abgetan, warst du später ein Held! Heute wirst du fast schon belächelt, wenn beim Marathon Schluss ist.

Hdl: Deine große Leidenschaft sind aber Ultraläufe! Also, alles über die klassische Marathon-Distanz hinaus. Wenn man deine Liste an Läufen so ansieht, weiß man nicht wo man beginnen soll. Ich frage jetzt mal so: Was war dein „härtester“ Wettkampf?

Josef: Der härteste war der „Spartathlon“ mit seiner scharfen Cutoff-Zeit (245 Kilometer in maximal 36 Stunden), aber auch der „Badwater Ultramarathon“ im Death Valley (217 Kilometer bei bis zu gemessenen 55° C) war eine harte Nummer.

Hdl: Welche Highlights gab es noch?

Josef: Den längsten, aber gleichzeitig auch den langweiligsten Lauf meines bisherigen Lebens bestritt ich im Jahr 2009 in Gols. Beim dortigen 48-Stundenlauf schaffte ich am Ende 267 ebene Kilometer. Der schönste Lauf meines Lebens war der „Grand Raid auf Reunion“ im Jahr 2004, mit 140 bergigen Kilometern und 8100 Höhenmetern in 36 Stunden und 29 Minuten. Der großartigste und aufregendste hingegen war der „Ultra Trail du Mont Blanc“ 2008, mit 166 Hochgebirgs-Kilometern und 9400 Höhenmetern. Ich benötigte dafür 41 Stunden und 8 Minuten. Das abenteuerlichste Gruppenerlebnis bot mir der „Des Sables“ im Jahr 2000 (sechs Wüstenetappen an sieben Tagen). Ein wunderschöner Abenteuerlauf. (41:38 Stunden Gesamtzeit). Nur um einige zu nennen….

Hdl: Ultraläufe werden zumeist im Kopf entschieden. Welche Tipps hast du für „Neulinge“ in der Szene? Wie schafft man es 10, 20 oder 40 Stunden am Stück zu laufen, ohne zu verzweifeln? 😉

Josef: Ich muss vorausschicken, dass ich ein Freund von angenehm abwechslungsreichen Geländeläufen bin und diese deshalb auch empfehle. Schöne Gebirgslandschaften, grüne Wiesen, dunkle Wälder, romantische Schluchten oder schroffe Felswände und zu überquerende Gebirgsbäche. Ich denke hier auch an einen Bergsee, einen Gipfel oder an eine Passüberquerung, einfach toll. Kurz gesagt: Herrliche Abwechslung und Abzuhakendes und im Gegensatz dazu – monotone Rundenläufe.

Hdl: Was bedeutet generell das Laufen für dich?

Josef: Laufen ist für mich fast so etwas Natürliches und Angeborenes wie atmen, wie „Blut im Kreis schicken“, es gehört einfach zu mir (… zu uns?). Ich glaube nicht, dass es nur Gewohnheit ist. Beobachten wir doch Kinder wie sie ihren Bewegungsdrang, lustvoll ausleben. Kinder rennen einfach gern. Es dürfte ja doch ein Teil unseres Bauplans sein oder zumindest eines unserer körperlichen Talente, die halt oft vernachlässigt werden und uns so vielleicht doch abgehen. Menschen mussten bis vor ganz Kurzem ausgesprochen viel laufen. Nicht schnell, aber viel, weit und lang. Viele Kilometer weit, das stundenlang und über 60000 Generationen hinweg. Aber wir „mussten“ nicht nur – wir konnten laufen! Diese profunde, heute allerdings eher obsolete Veranlagung, haben wohl alle Menschen irgendwo versteckt aber doch irgendwann wieder verlegt.

Hdl: Hattest du in deiner Läuferkarriere auch mit schweren Verletzungen zu kämpfen?

Josef: Relativ wenige. Lediglich lästige, längere, zunächst nur leichte bis mittlere Probleme mit einer Achillessehne. Vermutlich zurückzuführen auf den Schneeberglauf 1999. Sie wurden im Jänner 2002 akut. Dadurch hatte ich starke Behinderungen bis Herbst 2003, wenig Läufe und sogar nicht beendete Bewerbe in dieser Zeit. Danach einige Jahre wechselhaft. Im Februar 2007 wurde es immer schlimmer: Laufpause! … Operation im November 2007. Das Problem war damit Gott, und meinem Arzt sei Dank, gelöst.

Hdl: Du bist jetzt 70 Jahre, denkt man da nicht auch an die „sportliche“ Rente?

Josef: Eine leichte Frage und daher eine kurze Antwort: Nein. 🙂

Hdl: Etliche Erlebnisse hast du jetzt in ein Buch verpackt. Wann kam der Entschluss dieses Buch zu schreiben? Es läuft ja aktuell auch eine Crowdfunding-Kampagne?

Josef: Ja, bis 15. April besteht noch die Möglichkeit, das Buch „So weit? So gut!“ vorzubestellen. Würde mich freuen, wenn möglichst viele Interesse daran finden, zudem gibt es ein paar nette Dankeschöns. Unter www.startnext.com/soweitsogut erfahren Sie mehr!

Meine beiden Lauffreunde Drago Velebit und Reinhart Steindl haben sich, nachdem sie meine Berichte im Internet gefunden und gelesen haben, ebenfalls zu einigen Abenteuer angemeldet und diese genießen dürfen, was mich (ob dieser Wirkung) dazu bewogen hat, meine einzelnen Lauferlebnisse zu diesem bald vorliegenden Buch zusammenzufassen.

Hdl: Welche Hobbys außer dem Sport hast du noch?

Josef: Im Grunde meines Herzens bin ich seit vielen Jahrzehnten sowohl Jäger als auch Sammler. Ich erjage auf Flohmärkten und bei diversen Versteigerungshäusern leidenschaftlich „Mechanisches“. Vor allem altes, technisches Spielzeug, Film- und Fotoapparate, Uhren, Rechen- und Schreibmaschinen. Je exotischer umso lieber. Darüber hinaus jage ich möglichst historischen Mopeds, Motorrädern und Motorrollern hinterher. Ja, auch Puch-Autos haben mich schon seit den 60er-Jahren bewegt. Vice versa. Beim Roten Kreuz und als verlässlicher, regelmäßiger Blindenbegleitläufer versuche ich mich ein wenig sozial wichtig zu machen. Und einen ehrenamtlichen Job in meiner alten Firma bekleide ich auch noch.

Hdl: Danke für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!

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