Wien urig statt chic
- hochgeladen von Gabi Mihats
Wien hat mittlerweile viele Lokale, die sehr cool, durchgestyled, exklusiv, edel, teuer sind. Das hat es zu meiner Weg-Geh&Trink-Zeit nicht gegeben. Wir haben uns fürs Schulschwänzen im Krugerhof verschanzt, wo der alte Herr Scharnagl noch hinter seiner Kassa ein skeptisches Auge auf uns Halbwüchsige geworfen hat. Schön war es auch beim Joe Albert, dem ehemaligen Boxer, der uns mit der Melange gleich Manieren beigebracht hat. Später dann das Kleine Café und einige Hütten, die schnell auf- und bald wieder zugesperrt haben. Beim Heurigen waren wir auch ganz gern, oder im Apostelkeller. Cool war das alles nicht. Chic auch nicht. Aber maximal lustig. Manchmal denke ich mir, dass wir nicht abgelenkt oder beeindruckt wurden von diversem Einrichtungs-Pi-Pa-Po. Wir haben in den schmucklosesten Beiseln am lautesten, am meisten gelacht. So benimmt man sich eben nicht im coolen Ambiente. Wo es vielleicht mehr um Verpackung als um Inhalte geht. Sich dem Lachen hingeben, mit den anderen auf einer Schmähwolke schweben und immer tiefer ins Absurde stürzen, so was geht eben nicht auf cool und sexy. Wenn die Tränen kommen beim Lachen schaut jeder ein bissel dumm aus der Wäsche. Und wenn schon.
Mein heutiger Spaziergang mit dem Hund hat mich zu einem versteckten Gastroschmankerl geführt, das weder Beisl, noch Heuriger, noch Lokal irgendeiner Art ist, das ins Hier und Jetzt passt. Irgendwie ein bissel schäbig und doch ein Juwel, das es zu bewahren gilt. Gelingt am besten mit Hingehen. Aber High Heels bitte zaus lassen.
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