Diskussion auf der Bezirkszeitung: Werbung. Ein persönlicher kulturhistorischer Rückblick auf Werbespots der Achtziger Jahre.
(von Christoph Altrogge)
Bezieht sich hierauf:
http://www.meinbezirk.at/land-oesterreich/magazin/mitreden-nervt-werbung-oder-freuen-sie-sich-darauf-neue-produkte-zu-entdecken-d1372488.html#comment1723590
Erinnerungen an Werbespots aus dem damals noch Westfernsehen der Achtziger Jahre, welche ich damals gern gesehen habe:
Kann mich nur noch bruchstückhaft erinnern. Eine Frau mit langem, leicht gewelltem, spannkraftintensivem Haar braust in einem Auto eine Landstraße hinab. Nach ein paar weiteren Szenen endet der Spot vorläufig damit, dass ein etwas playboyhaft wirkender Mann mit weißem Hemd und weißer Hose eines Morgens am Strand eines Meeres sitzt und gelangweilt oder desillusioniert Steinchen in das Meer wirft.
Gleich darauf kommt die Traumfrau aus dem Auto im langen Kleid und mit tanzendem, langem, dauergewelltem Haar auf einem Pferd angeritten. Die Musik gewinnt an Dramatik. Die beiden fallen sich in die Arme. Kitschig, aber trotzdem irgendwie gut gemacht.
Untermalt war das Ganze von irgendeinem deutschsprachigen Jingle, der sich wie eine Liebesschnulze anhörte.
Wenn ich mich richtig erinnere, trat der deutsche Schauspieler Bernd Stephan mal in einem Werbespot für Hustenbonbons auf. Möglicherweise war es "Paroli". Die Handlung begann damit, dass er auf einer nächtlichen Straße von irgendwelchen Ganoven bedrängt wurde. Er ließ sie gekonnt k.o. gehen, indem er ihren Attacken auswich und sie mit Schwung gegen irgendwelche Hindernisse prallten. Eine Off-Stimme sagte in dem Moment: "Er weiß, wie man sich Ärger vom Hals hält."
Und dann kam die Werbebotschaft, dass er nur solche Heldentaten vollbringen konnte, weil er dank der beworbenen Hustenbonbon-Marke so tief durchatmen konnte. Das Ganze war zwar etwas dick aufgetragen, aber immerhin originell.
Ich glaube, es war ein Werbespot für "Ohne Gleichen"-Kekse von Bahlsen. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ein Mann am Klavier sitzt und in Richtung einer Traumfrau singt: "Dein Herz aus Schokolade ist für andre viel zu schade …" Beide sehen sie sehr elegant, aber nicht snobistisch aus.
Der Werbespot der "Nürnberger Versicherung", welcher Ende der Siebziger/Anfang der Achtziger Jahre lief. Weil in ihm die Mittelalteratmosphäre der Stadt so gut herübergebracht wurde.
Ziemlich cool fand ich den Werbespot für "Mars"-Riegel, der 1988 im Westfernsehen gesendet wurde. Man sah eine Gruppe junger Leute bei verschiedenen Freizeitaktivitäten. Die Musik zu dem Werbe-Jingle war so eingängig, dass ich sie heute noch im Geiste ganz deutlich höre.
Noch heute im Ohr ist mir ein Werbespot der AOK, der 1988 (zumindest meiner Erinnerung nach) ausschließlich im Radio gesendet wurde. Sein Jingle begann mit den Worten: "Was ist wie ein neuer Morgen, und die beste Medizin …"
Ein Spot für eine bekannte Kaffeemarke, unterlegt mit "Night and Day" von Frank Sinatra. Lauter Ehepaare waren darin zu sehen.
Ganz gut gemacht fand ich auch diesen "Doppelherz"-Werbespot mit der kreuzfidelen Großmutter, die eine Holzkiste über einen Gemüsemarkt schleppte.
Ein junges, ein wenig wie neureiche Yuppies wirkendes Paar hat in der Nacht in einer einsamen Gegend eine Autopanne. Sie betreten das nächstgelegene Anwesen. Dort entdeckt der Mann in einem düsteren Raum auf einem Tisch einen Computer stehen. Wie ferngesteuert zieht es ihm zu dem Gerät. Er setzt sich davor, ist völlig gepackt von den technischen Möglichkeiten, die es bietet.
Dadurch bemerkt er nicht die Gefahr, die sich währenddessen einschleicht. Aus dem Hintergrund kommt nämlich langsamen Schrittes ein Vampir heran. Die Frau oder Freundin erschrickt, hat Angst, versucht ihren Partner darauf aufmerksam zu machen. Doch der reagiert gar nicht, so gebannt ist er von dem Rechner und seinen Möglichkeiten.
Dann kam eine Zwischenblende, in der technische Details vorgestellt wurden.
Danach sah man, dass sich die Frau mit dem Vampir inzwischen einig geworden war. Denn er trug sie auf seinen Armen davon und sie winkte ihrem technikversessenen Freund spöttisch zum Abschied.
Fand ich insofern witzig, weil in dem Film am Ende jeder das bekommen hatte, was er wollte.
Auch von Ende der Achtziger Jahre: Ein Mann fährt auf einem Motorrad, einer ziemlich schweren Maschine, eine einsame Landstraße entlang. Ein besonders cooles Detail dabei war, wie sich zwischendurch die weiße Mittellinie in seiner Sonnenbrille spiegelte. (Er trug keinen Schutzhelm.) Zum Schluss sah man, wie er seine Freundin abholte. (Wenn ich mit dem Fahrrad draußen unterwegs war, hatte ich mir manchmal vorgestellt, dieser Typ zu sein.)
Ebenfalls von ungefähr 1988/89 eine Werbung für ein Aftershave namens Gammon. Da wurde im Hintergrund eine wahnsinnig coole Melodie namens "The Kiss" von Beagle Music Ltd.. eingeblendet.
Vermutlich ungefähr zu Beginn des Jahres 1989 kam ein Werbespot für irgendein Auto ins Fernsehen, bei dem in einem abgedunkelten Raum lauter so coole Designer-Typen um einen Computerbildschirm herumstanden. Auf welchem gerade in dünnen, grünen Linien das Skelett einer Autokarosserie entstand.
Was ich auch ziemlich gut fand: Den Werbespot für die Deutsche Bundespost von 1989. Verschiedene Sportler bei ihren Sportarten waren zu sehen, der Jingle aus dem Off lautete: "Wir machen uns fit für Ihre Zukunft, für Ihre Zukunft …"
Ein bekannter Schoko-Caramel-Riegel änderte 1991 seinen Namen. Der dazugehörige Werbe-Slogan "Raider heißt jetzt Twix – sonst ändert sich nix" wurde aufgrund seiner Griffigkeit bald zu einem festen Bestandteil der Popkultur.
Onkel Otto aus dem Werbefernsehen vom Hessischen Rundfunk: Mit ihm wurden kurze Trickfilm-Gags als Zwischenblenden in den Werbeblöcken gesendet.
Auch eine Fernsehwerbe-Gestalt meiner Kindheit war "Herr Kaiser" ("Hallo, Herr Kaiser"), eine fiktive Werbefigur der Hamburg-Mannheimer, die von 1972 bis 2009 in der Fernsehwerbung in Erscheinung trat.
Der erste Fernsehspot mit der Figur des fiktiven Versicherungsvertreters Herr Kaiser wurde am 5. September 1972 ausgestrahlt. 18 Jahre lang verkörperte Günter Geiermann den zunächst vornamenlosen Vertreter, der Kunden in Versicherungsfragen persönlich berät. 1980 wurde erstmals der Vorname Günter für Herrn Kaiser öffentlich eingeführt. 1990 übernahm Franz Michael Schwarzmann die Rolle, ab 1996 wurde sie von Nick Wilder verkörpert.
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