Kommentar "Unser Boden - unser Leben"

Wird unser Wein bald nimmer sein?

In Vino Veritas – in Wein steckt Wahrheit. Auch was Klima- und Strukturwandel betrifft. Die weitläufigen Weingärten sind Teil unserer Kulturlandschaft. Doch immer mehr Weinbauern geben auf. Wo früher Ortsbilder von Heurigenbetrieben und den typischen "Buschen" geprägt waren, ist jetzt immer seltener ausg'steckt. Wiese statt Weingärten, verlassene Innenhöfe statt geselliger Gemütlichkeit.

THERMENREGION. Mir fällt schon seit längerem auf: Die Weingärten werden weniger. Auch die Heurigen: Pension und keine Nachfolger, heißt es meistens. Doch auch unattraktive Preise für Trauben und Wein scheinen viele heimische Weinbauern zu veranlassen, ihre Weinstöcke aufzugeben, Weingärten zu roden. Das ist schade – zählt doch der Wein und die typische Landschaft zu den prägenden Attributen unserer schönen Region. Die Gemütlichkeit, wenn ausg'steckt ist, ebenso. Dabei wurde eben erst beschlossen, dass die Region ab 2023 zum DAC-Gebiet wird (Districtus Austriae Controllatus). Unsere Weine brauchen keinen internationalen Vergleich zu scheuen. Von Leobersdorf bis Oberwaltersdorf, von Pfaffstätten bis Sooß – die Thermenregion ist Top-Weinregion. 

Vielleicht ist das Verschwinden der kleinen Weinhauer auch unserer Zeit geschuldet. Wer hat denn noch Geld und Ruhe, um einen Nachmittag beim Heurigen zu versumpern? Die wenigen, die es noch gibt, ähneln eher Mittel- bis Spitzenklasse-Restaurants: Statt Schmalzbrot, Aufstriche und Fleischlaberl werden Beef Tatar und Spargel geordert. Wahrscheinlich will das Gros der Gäste das so. Mit der ursprünglichen Idee der Heurigen hat das wenig zu tun. Vielleicht besinnen sich ein paar wieder auf das Ursprüngliche. Leisten muss man es sich halt können – lukrativer für die Betreiber ist sicher ein Nobel-Heuriger für die Wiener Wochenend-Ausflügler. Aber wo gehen dann die Einheimischen hin? Ich hoffe jedenfalls, dass die Vielfalt erhalten bleibt. Prost und zum Wohl!

Beitrag zum Thema: