Community Nurse Claudia Kuss
"Erste Hilfe" für Trumauer im Pflegefall
Community Nurse Claudia Kuss kümmert sich in Trumau um Gesundheitsförderung und hilft bei Pflegeproblemen.
BEZIRKSBLÄTTER: Können Sie jetzt schon sagen, welche Anfragen häufig vorkommen?
CLAUDIA KUSS: Prinzipiell melden sich vermehrt pflegende Angehörige mit einem aktuellen Pflegeproblem, die nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen, was sie in der aktuellen Situation tun können und wie es mit ihren Angehörigen weitergehen kann. In diesem Fall führe ich zuerst ein Beratungsgespräch, um den Ist-Zustand zu erheben und somit den Bedarf zu ermitteln. Danach kann ich mit den Angehörigen entscheiden, welche weiteren Maßnahmen zu planen sind.
Es melden sich auch viele Betroffene selbst, die schon in medizinischer Betreuung sind und wissen wollen, welche zusätzlichen Leistungen und finanzielle Unterstützung sie erhalten können.
Was ist an ihrer Position besonders reizvoll bzw. herausfordernd?
Ich sehe mich in der Schlüsselposition als Vermittlerin zwischen unseren sozialen Einrichtungen, den niedergelassenen Ärzten, den Behörden und meinen Klienten. Ich versuche, aus einem umfangreichen Topf an Förderungen und Hilfeleistungen das individuell Beste für meine Klienten zu finden. Wenn ein pflegebedürftiger Mensch durch mein Engagement rascher eine Pflegegeldauszahlung oder eine Unterstützung im Haushalt erhält, dann konnte ich mit meinem Beitrag die Lebensqualität meiner Klienten wesentlich verbessern. Herausfordernd ist, dass das Konzept der Community Nurse ein völlig neues Modell in Österreich ist, das sich erst etablieren muss, was sehr viel Öffentlichkeitsarbeit erfordert.
Wo herrscht – Gesundheit und Pflege betreffend – viel Informationsbedarf?
Viele wissen nicht, welche gesundheitsfördernde Maßnahmen und Projekte es in den einzelnen Gemeinden bzw. Förderstellen gibt, wo man sich diesbezüglich informieren und auch kostenlos daran teilnehmen kann. Vor allem pflegende Angehörige, welche das erste Mal mit dem Thema „Pflegegeld“ oder „Aufnahme in ein Pflegeheim“ konfrontiert sind, sind oft überfordert und wissen nicht welche administrativen Schritte nötig sind, um Leistungen zu beziehen. Häufig ist das Thema „Demenz“ eine große Unbekannte und die meisten wissen nicht, wie sie mit der Diagnose umgehen sollen und welche Unterstützung man bekommt.
Wo sehen Sie in Zukunft die gravierendsten Probleme im Gesundheits- bzw. Pflegebereich?
Dass die Menschen immer älter werden, aber auch schon viel früher gesundheitliche Probleme bekommen, macht sich natürlich im Gesundheitssystem bemerkbar und die Belastung des Pflegepersonals ist extrem hoch. Ich bin der Meinung, dass jede:r Einzelne schon viel früher - bevor es zu Problemen kommt - aktiv etwas für seinen Gesundheitszustand tun müsste. Schließlich will man nicht nur länger zu Hause in den eigenen vier Wänden wohnen, sondern will dies auch in gesünderem Zustand tun, als es jetzt häufig der Fall ist. Die Pflege sieht sich mit der Problematik täglich konfrontiert: Die Leute werden immer älter, aber werden nicht „gesund“ alt. Und da muss man aus meiner Sicht ansetzen. Frühzeitig ein Bewusstsein für seine Gesundheitsressourcen entwickeln, Eigenverantwortung für einen gesunden Lebensstil übernehmen und dadurch unser Gesundheitssystem entlasten und stärken.
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