Ein Gasthaus voll Geschichten
Im Gasthaus Ahorn erscheint die Zeit besonders relativ, weil man sie spürt, aber auch vergisst.
WEIGELSDORF (mec). Seit gut 100 Jahren betreibt die Familie Ahorn das gleichnamige Gasthaus in Weigelsdorf. Hannes Ahorn hat es von seiner Mutter Anna Kainzmayer-Ahorn übernommen, als diese in den Ruhestand ging.
Liebe und Idealismus
Warum sich Hannes Ahorn entschloss, einen sicheren Posten bei der Gemeinde Wien aufzugeben, um das "Ahorn" weiterzuführen, hat "viel mit Idealismus bzw. Berufung zu tun", wie er sagt:
"Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass dieses Gasthaus einfach geschlossen wird."
Dass es ihm an Idealismus nicht mangelt, merkt man gleich, wenn er zu erzählen anfängt. Später erzählt Ilse Ahorn, dass auch die Liebe ihrer Schwiegermutter zum Gasthaus mit ein Grund war, dass wir heute mit drei Generationen Ahorns beim Mittagessen sitzen. Der Jüngste lässt einen Ball über den geschichtsträchtigen Holzboden rollen.
Ein Stück Geschichte
Das "Ahorn" ist Clublokal des MRC Weigelsdorf und des Ersten Österreichischen Darts Clubs. Schon in den 80ern wurde hier Live Musik gespielt. Begonnen hat es damals mit den „POTATOES“. Das „Ahorn“ war für junge Musiker aus der Umgebung die erste Bühne, die sie mit ganz großen Namen teilten.
„Ulli Bär, Hannes Jaric, Lakis&Achwach (rema`su:ri) BluesPumpn, The Untouchables, Monty Beton, FOAK, Barefoot Basement, Swamp....“, zählt Hannes Ahorn ein paar Namen auf, die weitaus größere Häuser gefüllt haben. „Da sind die Leute vor den Fenstern gestanden“, erzählt Ilse Ahorn und lächelt: „Schön war das!“
So viel unter einem Dach
"An dieser Stelle 1000 Dank an Peter Barborik! Legendär sind mittlerweile auch die „ly:rik“ Abende vom Joe mit seiner Truppe, wie auch die genialen Gestaltungen, der Geburtstagspartys", ergänzt der Wirt. Langsam wird klar, dass nicht nur das Mobilar und die Küche dem "Ahorn" dieses besondere Flair verleihen sondern auch warum man hier gerne sehr, sehr lange sitzen bleiben würde.
Tradition und Revolution
Altes so lange zu erhalten, dass es mittlerweile als locker als "Retro" durchgeht, ohne Spießigkeit zu verbreiten, macht den Charme des "Ahorn" aus. Beim Schnitzel mit Reis und Salat kann man darüber nachdenken, dass Veränderung nicht per se etwas Positives ist. Stillstand hat hier aber trotzdem nicht stattgefunden. "Politisch aktiv bin ich nicht", meint Hannes Ahorn, aber Gleichgültigkeit kann man ihm keinesfalls vorwerfen. Er erzählt vom Musiker Gery "Mr. Miller" Kornmüller, der mit seinen drei Dutzend Schülern bei "Rocking the Musikschule" im "Ahorn" mit einigen Konventionen gebrochen hat. "Damit hat er sich eine Stiege in den Himmel verdient", sagt er über den 2018 verstorbenen Bassisten. Im "Ahorn" war auch schon ein Grunge-Konzert. Und am Samstag ist wieder Sautanz. Alles ist möglich.
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