Schneller als Kanonenkugeln

Schleuder-Profi Christian Sam in Aktion. | Foto: E. Schmidbauer
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Christian Sam ist "Schleuder"-Vizeweltmeister - eine Sportart mit großem historischen Hintergrund.

EBREICHSDORF/DEUTSCH-BRODERSDORF. Die Inuit taten es. Die Spanier taten es. Die Bolivianer taten es, genauso wie Ägypter, Tibeter, Inder oder Indonesier: sie alle jagten und kämpften mit der Steinschleuder. Und Christian Sam aus Deutsch-Brodersdorf, seinesgleichen 41 Jahre alt, tut es auch - und zwar sehr gut sogar. Mit seinem "Schlingel Team Austria" ist er amtierender Vizeweltmeister. Und das kommt nicht von ungefähr. "Ich bin vor 15 Jahren auf die Schleuder gekommen und seitdem hat sie mich nicht mehr losgelassen", erzählt der passionierte Schleuderer. "Vor ein paar Jahren gründete ich mit ein paar Schleuder-Kollegen eine Trainingseinheit, dieses Jahr kam dann der eigene Verein dazu: das Schlingel Team Austria." Trainiert wird in der Kantine in Ebreichsdorf. Vor einem Wettbewerb sei das etwa zweimal die Woche.

Historischer Hintergrund

Neben den sportlichen Erfolgen ginge es dem Verein vor allem um Wissensvermittlung, denn der Sport habe einen enormen kulturellen und historischen Hintergrund, so Sam. "Die Schleuder wurde weltweit zu allen Zeiten verwendet", erzählt er. "Erst durch Feuerwaffen wurde sie dann verdrängt und geriet teilweise in Vergessenheit." Allerdings nicht überall: es gäbe Regionen, wie Spanien, wo das Schleudern immer noch gerne als Sport betrieben würde und sehr beliebt sei. "Auch heute noch verwenden weltweit Viehhirten die Schleuder, um ihre Herden zusammen zu halten", so Sam. "Und in Tibet war die Schleuder bis in 19. Jahrhundert hinein eine Standardwaffe der Armee." Archäologische Funde deuten darauf hin, dass die Schleuder vor etwa 12.000 bis 15.000 Jahren entwickelt wurde. Auch in Österreich sei die Schleuder ein gängiges Jagdwerkzeug und Waffe gewesen. Das würden Funde in Carnuntum oder auch im Weinviertel belegen.

Bis zu 300 km/h

Beim Sport-Schleudern stehe aber vor allem der Spaß und die Treffsicherheit im Vordergrund. "Bei den Wettbewerben geht es darum, die Zielscheibe zu treffen", erklärt Christian Sam. "Dabei nehmen sowohl Männer, als auch Frauen und Kinder teil." Denn das Schleudern kann einfach jeder lernen: "Es ist sehr einfach in der Handhabe: man braucht nur eine Schleuder und ein Geschoss", so Christian Sam. "Wichtig ist allerdings, dass man immer auch auf die Sicherheit achtet: man muss in alle Richtungen 200 Meter weit freie Sicht haben, um sicher zu gehen, dass man niemanden trifft." Denn die Geschosse könnten bei richtiger Handhabe eine Geschwindigkeit von bis zu 300 km/h aufweisen - schneller als historische Kanonenkugeln. "Daher sollten Anfänger mit Tennisbällen oder Sockenbällen trainieren", meint Profi Sam. Oder am besten gleich beim Schlingel Team vorbeischauen.

Schleuder-Profi Christian Sam in Aktion. | Foto: E. Schmidbauer
Verschiedene Schleudertypen aus Israel, Spanien, Inuit, Bolivien, Ägypten und Tibet (von oben) mit unterschiedlichen Geschossen. | Foto: E. Schmidbauer

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