Pflegerin: "Du bekommst eins zu eins zurück, was du gibst"
Ina Löffler ist seit 35 Jahren in der Pflege tätig und leitet das Seniorentageszentrum in Währing. SIe übt ihren Beruf mit Leidenschaft aus, spart aber nicht mit Kritik am System Pflege.
WÄHRING. Ina Löffler ist eigentlich eine Art Wunderheilerin. Mit minimalen Ressourcen – einer Handvoll Mitarbeitern und wenig Budget – steht sie Tag für Tag vor der Aufgabe, rund 30 Senioren zu betreuen, von denen drei Viertel an Demenz leiden. Dass das kein einfacher Job ist, versteht sich von selbst. In ihrer Rolle ist sie nach eigenen Angaben "mehr Mutter als Leiterin". Für die Senioren im Tageszentrum des Hilfswerks ist sie schlichtweg "die beste Chefin Österreichs".
Wie viele andere Einrichtungen im Bereich Pflege und Gesundheit, ist auch jene in Währing unterbesetzt. Auf den Angestellten lasten doppelt so viele Aufgaben, wie eigentlich vorgesehen sind. Praktikanten und Zivildiener sind eine Stütze, ohne die ein normaler Betrieb kaum vorstellbar wäre. Im Zentrum selbst sucht man seit geraumer Zeit einen diplomierten Krankenpfleger sowie eine Pflegeassistenz – mit überschaubarem Erfolg.
Die 55-jährige Löffler arbeitet seit 35 Jahren im Pflegebereich. Und seit 35 Jahren hört sie von der Politik, wie wichtig die Pflege sei: "Aber seit 35 Jahren ist nichts passiert." Dass man Pflegeberufe in Zukunft attraktiver gestalten müsse, darum werde man nicht herumkommen, ist sich Löffler sicher. Schon gar nicht angesichts der demografischen Lage in diesem Land: "Es wird irgendwann nicht mehr möglich sein, immer nur noch mehr zu produzieren." Doch bis dato stehe das Streben nach immer mehr materiellem Wohlstand eben unangefochten an erster Stelle – zulasten von sozialen Berufen und der Bedürftigsten in unserer Gesellschaft.
Keine leichte Aufgabe
"Das beste Rezept gegen Demenzerkrankungen sind soziale Kontakte", erklärt Löffler. Gemeinsames Singen, Kartenspielen, Essen sowie Ausflüge stehen in der Gentzgasse 14 an der Tagesordnung. Es gehe darum, die Senioren nicht zu überfordern und nicht zu unterfordern, so Löffler. Bei 30 Personen, die das Tageszentrum täglich besuchen, keine leichte Aufgabe. Sämtliche Formen des Gedächtnistrainings sowie zur Verbesserung der Hand-Augen-Koordination finden sich in den Regalen des Zentrums: vom klassischen Memory bis hin zum virtuellen Wien-Spaziergang.
Im "großen Wohnzimmer", wie die Leiterin das Zentrum nennt, "ist unser wichtigstes Handwerkszeug die Sprache". Mit verschiedensten Formen des Rätselns und Knobelns, Sport und Bewegung, jeweils in verschiedenen Gruppen, sollen die Senioren geistig und körperlich fit bleiben. Im Programm sind auch ein Frühstück, ein Mittagessen sowie eine Jause enthalten. Jeweils von 8 bis 16 Uhr verbringen die Senioren Zeit im Tageszentrum, manche einmal in der Woche, andere fünfmal. Die meisten, erklärt Löffler, bleiben nach einem Monat dann für immer. Sie selbst sieht die Einrichtung als attraktive Alternative zum Pflegeheim.
"Bekommst alles zurück"
Nach wie vor suchen Ina Löffler und ihr Team Unterstützung, sowohl Fachkräfte als auch Praktikanten. Dass dieser Job viel Herzblut und Leidenschaft verlangt, lässt sich schwer kleinreden. Doch, so die Leiterin: "Am Ende bekommst du eins zu eins das zurück, was du gibst. Du weißt abends, was du gemacht hast. Und das ist einfach irrsinnig befriedigend."
Zur Sache:
Bei Interesse an den ausgeschriebenen Stellen können Sie sich an ina-maria.loeffler@wiener.hilfswerk.at wenden.
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