Kaserne mit braunen Flecken

Endgültiges Aus für die Kaserne: Die militärische Nutzung des Grundstücks in Haag wird mit 30. Juni 2012 eingestellt.
  • Endgültiges Aus für die Kaserne: Die militärische Nutzung des Grundstücks in Haag wird mit 30. Juni 2012 eingestellt.
  • hochgeladen von Michael Holzmann

NEULENGBACH (mh). Zu einem Mindestpreis von 965.000 Euro steht das „Ausbildungszentrum Custozza“ der Republik Österreich derzeit zum Verkauf. Zuletzt tauchten aber vermehrt Gerüchte auf, wonach das Areal im Jahr 1938 „arisiert“ wurde und womöglich ein Restitutionsfall sei.

Enteignung durch Gestapo

Ein Blick ins Grundbuch offenbart tatsächlich eine düstere Vergangenheit des Areals. Von 1926 bis 1938 war dort ein Kinderheim des Wiener Jugendfürsorgevereins „Gute Herzen“ untergebracht. „Im Sommer versorgte der Verein 300 bis 400 erholungsbedürftige Kinder ohne Unterschied der Konfession“, weiß Historikerin Verena Pawlowsky von der Universität Wien, die den Fall untersuchte. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland im März 1938 wurde der als „jüdisch“ eingestufte Verein auf Befehl der Gestapo aufgelöst.

SS-Verein „Lebensborn“

Ab 2. Mai 1938 hieß der neue Eigentümer „Lebensborn“ – ein von der SS getragener Verein mit dem Ziel, die Geburtenrate „arischer“ Kinder zu erhöhen. „Das Haus dürfte von Lebensborn aber nie als Heim benutzt worden sein“, so Pawlowsky. „Während des Krieges wurde es als Kaserne verwendet.“

Langwierige Restitution

Nach dem Ende des NS-Regimes wurde versucht, das geraubte Areal an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben. Für Verena Pawlowsky dauerte dies beim Verein Gute Herzen „untypisch lang“. Erst 1967 wurden 525.000 Schilling für das Objekt und 18.160,47 Schilling Barvermögen zu je einem Drittel an das Kinderrettungswerk, die Kinderfreunde und die Israelitische Kultusgemeinde Wien restituiert. „Es ist anzunehmen, dass sich in dieser Vermögensaufteilung die politische, soziale und kofessionelle Zugehörigkeit der ehemaligen Betreiber des Vereinsheimes ausdrücken sollte“, sagt die Historikerin.

Kein neuer Restitutionsfall

Für die Israelitische Kultusgemeinde Wien ist der Fall der Kaserne Neulengbach abgeschlossen. Gefahr für eventuelle Käufer, in ein Restitutionsverfahren verwickelt zu werden, besteht nicht. Die Kultusgemeinde regt allerdings an, mit einer Gedenktafel auf die Geschichte des Gebäudes hinzuweisen.

ZUR SACHE

Die Geschichte der Liegenschaft im Überblick:

Jugendfürsorgeverein Gute Herzen (1926 bis 1938):
Wichtigste Geldgeber waren das Wiener Jugendhilfswerk, dieIsraelitische Kultusgemeinde
Wien (IKG) und die Post- und Telegraphengewerkschaft.

Verein Lebensborn (1938 bis 1945):
Der SS-Verein betrieb Heime zur „Züchtung“ „arischer“ Kinder. Ausgewählte Frauen wurden hauptsächlich mit SS-Angehörigen „gepaart“, aber auch „arisch“ aussehende Kinder verschleppt.

Ungeklärte Eigentumsverhältnisse (1945 bis 1948):
Das Heim galt infolge eines völligen „Wissensbruchs“ als Eigentum der IKG, obwohl noch immer „Lebensborn“ im Grundbuch stand. Erst nach genauester Prüfung verfiel die Liegenschaft 1948 aufgrund des Verbotsgesetzes an die Republik Österreich.

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