Gemeinsam für mehr Sicherheit in Tiroler Tunnel

Unfall samt brennendem Fahrzeug – derartige Szenarien werden im Überungstunnel der Feuerwehrschule in Telfs realitätsnah dargestellt.
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  • Unfall samt brennendem Fahrzeug – derartige Szenarien werden im Überungstunnel der Feuerwehrschule in Telfs realitätsnah dargestellt.
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Größtmögliche Sicherheit auch im Tunnel – das ist das erklärte Ziel der ASFINAG. Dafür investiert die ASFINAG in den kommenden fünf Jahren 1,5 Milliarden Euro in die Tunnel auf den Autobahnen und Schnellstraßen. Das Ziel ist, bis 2019 die Tunnel auf den technisch letzten Stand zu bringen und durch den Einsatz von innovativen Lösungen sogar darüber hinaus. Bewusstseinsbildung ist zusätzlich ein wesentlicher Bestandteil jedes Sicherheitspaketes.

Sicherheit hat Vorrang

„Die Sicherheit im Tunnel hat Vorrang – deswegen ist jeder Euro gut investiert. Wir investieren derzeit allein auf der S 16 Arlberg Schnellstraße über 300 Millionen Euro in Arlberg- und Perjentunnel – für noch mehr Sicherheit“, erklärt ASFINAG-Geschäftsführer Klaus Fink.
Bis 2019 werden 38 Tunnel und Tunnelketten in Österreich entweder neu gebaut oder saniert und jeweils mit neuester Sicherheitstechnik ausrüsten. Dazu kommen auch Besonderheiten, die von der ASFINAG eingebaut werden. „Der Arlbergtunnel wird der erste Tunnel, der Ohren für mehr Sicherheit erhält. Auch der erste Thermoscanner wird dort errichtet und ist ab Ende der ersten Vollsperre im November im Einsatz“, so Fink.

Zusammenarbeit

Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und ASFINAG: Bereits im Planungsstadium von Tunnelneubauten oder Sanierungen gibt es intensiven Kontakt mit der Feuerwehr, was Rettungskonzept oder Sicherheitsausstattung betrifft. Aber auch bei Tunnel im Betrieb erfolgen spätestens alle vier Jahre per Gesetz große gemeinsame Übungen. „Gute Abläufe können im Ernstfall Leben retten – das trainieren wir gemeinsam mit den Einsatzorganisationen“, so Fink.

Herausforderung für Feuerwehr

Tunneleinsätze stellen die Feuerwehr vor große Herausforderungen. Erschwerte Bedingungen durch räumlich beengte Verhältnisse, im Brandfall schlechte Sichtverhältnisse und hohe Temperaturen sowie lange Anmarschwege belasten die Mannschaft psychisch und physisch mehr als bei anderen Einsätzen. Die ASFINAG als Tunnelbetreiber ist ständig bestrebt, die sicherheitstechnische Infrastruktur der Tunnel zu verbessern, aber auch die Feuerwehren bei der Geräteausstattung und der Ausbildung zu unterstützen.

Österreichweit einziger Übungstunnel

Für den Tunnelnutzer bleibt weiterhin das Selbstrettungskonzept, das selbständige Flüchten von Personen in sichere Bereiche eines Tunnels vorrangig. Die Tiroler Feuerwehren und der Einsatzbereitschaftsdienst (EBD) des Arlbergtunnels werden an der Landes-Feuerwehrschule Tirol in Telfs ausgebildet. Im österreichweit einzigen Übungstunnel an einer solchen Ausbildungsstätte kann das Vorgehen im Tunnel, die Suche nach vermissten Personen uvm. in realistischer Umgebung trainiert werden. Darüber hinaus werden Ausbildungen in Zusammenarbeit mit der International Fire Academy (ifa) in der Schweiz ermöglicht. Zusätzlich zu Ausbildung und Training ist die Ortskenntnis im Tunnel für die Einsatzkräfte von großer Bedeutung. Diese Kenntnis wird bei Übungen und Begehungen in den Tunnelanlagen erarbeitet.
Bei einem Einsatz gibt es eine enge Zusammenarbeit mit der ASFINAG als Anlagenbetreiber, gesteuert über die Tunnelwarte.

Drei Sicherheitssysteme

Die ASFINAG geht aber über den europaweit gültigen Sicherheitsstandard hinaus und entwickelt auch selbst sowie mit Hilfe heimischer Unternehmen und Forschungs-einrichtungen Verbesserungsmöglichkeiten. Drei Systeme kommen zum Einsatz: das akustische Tunnelmonitoring AKUT, Thermoscanner und Sprühnebelanlagen!

Mit dem Akustiksystem AKUT

... bekommen die Tunnel „Ohren“! Mit der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research hat die ASFINAG das akustische Tunnelmonitoring zur Serienreife gebracht, das nun in mehr als 30 Tunnelanlagen, vor allem in langen Tunneln, eingebaut wird. Dabei nehmen Mikrofone im Tunnel alle Geräusche auf, eine Software in den Überwachungszentralen filtert die normalen Geräusche heraus und schlägt bei unüblichen Alarm (splitterndes Glas, Stimmen). Der Zeitgewinn kann bis zu zwei Minuten betragen – im Fall eines Unglücks kann diese Zeitspanne lebensrettend sein.

Thermoscanner erkennen überhitzte Schwerfahrzeuge

In der Praxis bewährt hat sich auch der Thermoscanner vor dem Karawankentunnel, der überhitzte Schwerfahrzeuge und Busse zum Abkühlen aussortiert. Mit dieser Technologie, die in dieser Art europaweit einzigartig eingesetzt ist, verhindert die ASFINAG bereits im Vorfeld, dass im Tunnel eventuell ein Fahrzeugbrand ausbricht. Seit dem Start im Mai 2012 wurden bereits mehr als 500 überhitzte Schwerfahrzeuge vor dem Karawankentunnel zum Abkühlen ausgeleitet. Das System – Spezialkameras scannen Fahrzeuge auf überhitzte Teile wie etwa Bremsen, Turbolader oder auch Motor - kommt jetzt auch bei anderen Tunnelanlagen zum Einsatz, darunter zwei Anlagen beim Gleinalmtunnel (beide Fahrtrichtungen) und jeweils eine bei Bosrucktunnel, Tauern- und Katschbergtunnel sowie beim Semmeringtunnel. In Summe sind dafür knapp zwölf Millionen Euro geplant. Beim Arlbergtunnel sind ebenfalls zwei Thermoscanner-Anlagen vorgesehen, diese sind schon in Bau und sollen im Herbst in Betrieb gehen.

Sprühnebelanlagen bekämpfen Brände im Tunnel

Eine Besonderheit, die bereits beim Citytunnel auf der A 14 Rheintal Autobahn im Einsatz ist, wird auch bei anderen Tunnelanlagen umgesetzt. Der Walder Tunnel auf der A 9 in der Steiermark, Liefering bei Salzburg sowie der Arlbergtunnel bekommen diese Brandbekämpfungsanlage. Die Hochdruck-Sprühnebelanlage garantiert den Brandschutz im absoluten „worst case“. Die Anlage kann 90 Minuten lang mit Sprühnebel den Brand bekämpfen, ein eigenes Reservoir speichert dafür Hunderte Kubikmeter Wasser. Die Kosten dafür betragen pro Kilometer 1,5 Millionen Euro.

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