Jubel für "Der Himbeerpflücker" im Stadttheater Baden
BADEN. Das im Jahr 1965 erstmals gezeigte Theaterstück "Der Himbeerpflücker" von Fritz Hochwälder (schwimmend über den Rhein in die Schweiz geflüchtet im Jahr 1938, gest. 1986) beleuchtet sarkastisch-pointiert die Verdrängung des Holocaust und die nie ganz vollzogene Entnazifizierung der "Behörden" und des Bewusstseins. Grandios das gesamte Ensemble, angeführt von Fernseh-Cop Martin Leutgeb als schleimiger "Bürgermeister". Dass schlussendlich ein "gewöhnlicher Dieb" das größte Herz hat und sich von einem Massenmord an 8000 Juden distanziert, ist die Moral von der Geschicht', deren Inszenierung auch Bezüge zur Jetztzeit erkennen lässt. Interessant das Einführungsgespräch mit dem österreichischen Dramaturgen Matthias Asboth, der erzählte, dass er und die deutsche Regisseurin Cilli Drexel durchaus "nationale" Unterschiede in der Verarbeitung der Nazi-Zeit in sich entdeckten. Deutschland gehe offener mit seiner Verantwortung um, in Österreich lüberleben geheime Fantasien immer noch "im Keller". Sehenswertes Gastspiel des NÖ Landestheaters in der Bühne Baden.
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