Tiertransporter-Unfall auf der A4: Madeleine Petrovic fordert strengere Kontrollen
Trauriges Unglück beweist einmal mehr: Massentiertransporte haben auf Europas Straßen nichts mehr verloren.
VÖSENDORF/BRUCK AN DER LEITHA. Der tragische Unfall eines Tiertransporters auf der Autobahn A4 bei Göttlesbrunn sorgt auch im Wiener Tierschutzverein (WTV) für blankes Entsetzen. Nicht nur dass der Lkw-Lenker selbst den Unfall nicht überlebte, auch mehrere der 25 geladenen Kälber und Kühe wurden auf die Fahrbahn geschleudert und überstanden diese Qualen nicht. Über die Notrufnummer hat der WTV in der Nacht von der Katastrophe erfahren und stellte umgehend
Kontakte zu den tierärztlichen Notdiensten her, um das Leiden der verletzen Tiere zu beenden. "Das Entsetzen aller Beteiligten war spürbar", sagt WTV-Präsidentin Madeleine Petrovic.
Tiroler Lkw wollte nach Ungarn
Dem Vernehmen nach war der Lkw von Tirol aus aufgebrochen, um die Tiere nach Ungarn zu bringen. Auch wenn im konkreten Fall die genauen Umstände noch nicht geklärt sind, ruft dieser schreckliche Unfall dennoch wieder die grausamen Praktiken der Massentiertransporte in Erinnerung. "Hungerlöhne, übermüdete Fahrer, schwarze und graue Schmuggelgeschäfte, kaum Kontrollen und unfassbares Tierleid - es geht so nicht mehr. Die Politik muss nun endlich aufwachen, entsprechend handeln und EU-weit geltende Regelungen einführen", sagt Petrovic.
Beinhartes Geschäft mit Tieren
Denn solche und andere Unglücke sind keine Einzelfälle in dieser brutalen Massentierhaltungsindustrie. So ist der Verkauf der Nutztiere auf maximalen Profit ausgerichtet. Dementsprechend wird an allen Ecken und Enden gespart. "Das beginnt schon bei den Transporteuren selbst, die sehr oft nicht über eine profunde Ausbildung verfügen und dementsprechend überhaupt nicht geschult sind und endet bei den Todestransporten, die hunderte eingepferchte Tiere tagelang über den
ganzen Kontinent karren", so Petrovic. Zwar gelte EU-weit ein so genannter Schulungsnachweis für den Transport von Tieren, Papier sei aber allem Anschein nach besonders in dieser Angelegenheit sehr geduldig, so die WTV-Präsidentin.
5.500 Kilometer unterwegs
Der Wiener Tierschutzverein spricht sich daher erneut vehement gegen Langstreckentiertransporte aus. "Bei Schlacht- und Nutztieren wäre eine Obergrenze von acht Stunden für den Transport längst erforderlich", so Petrovic. Des Weiteren fordert der WTV ein Verbot des Transports nicht entwöhnter Jungtiere sowie ein Verbot des Exports von Zuchttieren per LKW. Österreich ist nach Deutschland der
Hauptexporteur von Zuchttieren über die Grenzen der EU hinaus, beispielsweise nach Usbekistan. Es handelt sich dabei um eine Strecke von 5.500 Kilometern, welche die Tiere hier per Lastwagen über sich ergehen lassen müssen. "Hier gibt es dringenden gesetzlichen Aufholbedarf seitens der EU", so Petrovic.
Strengere Kontrollen nötig
Doch selbst das beste Gesetz nützt wenig, wenn nicht entsprechend streng kontrolliert wird. In Österreich erfolgen derartige Kontrollen derzeit nur selten. "Das liegt zu einem großen Teil am Regional-Egoismus der Bundesländer. Jedes Bundesland fühlt sich nur für sich selbst verantwortlich, während die Todestransporte durch Österreich und in weitere Folge durch den ganzen Kontinent rollen. Das ist eine Schande für Europa". Zudem würden redliche Tierärzte, die ihre Arbeit ernst nehmen und diese Massentransporte dennoch streng kontrollieren, von den Behörden nicht unterstützt beziehungsweise oft sogar zurückgepfiffen, so Petrovic abschließend.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.