Landesrätin Dunst: „Durch regionale Marktnischen entstehen auch Chancen“
LR Verena Dunst möchte den Anteil von regionalen Lebensmitteln steigern
Agrar- und Familienlandesrätin Verena Dunst im BEZIRKSBLÄTTER-Interview über die Aktion „Wir essen burgenländisch“ und ihre Pläne.
Welche Schlüsse ziehen Sie aus dem Selbstversuch der Familien, sich ausschließlich regional zu ernähren?
DUNST: Ich muss zu dieser Initiative gratulieren. Sie hilft mir auch in der Entwicklung der Landwirtschaft. Die Familien haben gezeigt, dass das Angebot regional sehr verschieden ist. Und wir haben auch gesehen, wo die Grenzen sind.
Gab es noch weitere Erkenntnisse für Sie?
Die Familien legen auf das Wert, was mir auch sehr wichtig ist: Die landwirtschaftlichen Produkte sollen ehrlich, authentisch und ökologisch sein. Und es muss dafür auch einen fairen Preis geben.
In welchen Bereichen haben wir noch Nachholbedarf mit regionalen Lebensmitteln?
Im Rinderbereich und bei Geflügel haben wir einen hohen Selbstversorgungsgrad, auch bei Gemüse und Obst schaut es in einigen Regionen ganz gut aus. Was mich aber überrascht hat: Wir haben bei Fisch nicht einmal einen Selbstversorgungsgrad von 10 Prozent.
Wie kann man diese regionalen Lücken füllen?
Durch Marktnischen entstehen auch Chancen. Es ist ein großer Wunsch von mir, mit einer neuen Gründerinnen- und Gründerinitiative diese Nischen zu füllen.
Wer sollen dabei die Ansprechpartner sein?
Ich hoffe auf die Menschen, die das vielleicht im Nebenerwerb beginnen wollen. Wir haben viele Menschen, die zuwandern und auch viele Hektar Grund besitzen. In ihnen sehe ich die neuen Produzenten.
Außerdem müssen wir die Menschen wieder dazu bringen, dass sie zu Selbstversorgern werden – und wenn es nur die Paradeiser oder Kräuter sind, die auf dem Balkon gezogen werden.
Welche Maßnahmen wurden bereits von Ihrer Seite gesetzt, um die Regionalität zu stärken?
Das Land muss Vorbild sein. Deshalb haben wir eine Initiative gestartet, alle Beteiligungen des Landes mit regionalen Produkten zu versorgen. Im Tourismus oder im Bereich der Krankenhäuser funktioniert das schon sehr gut.
Es wird in Zukunft bei der Burgenländischen Landesholding eine Plattform geben, wo sich alle landwirtschaftliche Produkterzeuger einbringen können. Und dann werden wir sehen, wo gibt es Versorgungsengpässe gibt.
Versorgungsbilanz 2015 im Burgenland für den tierischen Bereich
Rind und Kalb: 47 Prozent
Schwein: 45 Prozent
Schaf und Ziege: 30 Prozent
Pferd (Daten 2003): 134 Prozent
Geflügelfleisch: 47 Prozent
Truthühner: 294 Prozent
Masthühner: 7 Prozent
Gänse: 32 Prozent
Legehennen: 143 Prozent
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.