1918: Tage des Schicksals
Das Haus der Geschichte braucht Hilfe und sucht Ausstellungsstücke aus dem Bezirk Gänserndorf.
BEZIRK. Während in Wien seit Jahrzehnten über den Bau eines Hauses der Geschichte gestritten wird, werden in Niederösterreich Nägel mit Köpfen gemacht. Im Sommer 2017 eröffnet das Haus der Geschichte im Landesmuseum Niederösterreich. Für den Start werden noch Ausstellungsstücke aus dem Bezirk Gänserndorf gesucht. Manch Foto, Dokument oder Alltagsgegenstand aus den Kellern oder Dachböden des Bezirkes könnte schon bald zum Star der Schau werden.
Dass der Bezirk Gänserndorf in dieser Epoche eine bewegte Zeit durchgemacht hat, haben die Bezirksblätter von Experten aus Gänserndorf erfahren.
Zweimal blickte ganz Österreich bang auf unseren Bezirk. Zweimal wurde hier Weltgeschichte geschrieben: 1918 setzte der letzte Habsburgerkaiser Karl I. in Schloss Eckartsau seine Unterschrift unter die Verzichtserklärung. Binnen zweier Tage (11. und 13. November) endete die 640-jährige Herrschaft der Habsburger in Mitteleuropa. Österreich-Ungarn wurde mit Eckartsauer Tinte zur Geschichte. Das kleine Jagdschloss wurde zur letzten Heimatstätte der kaiserlichen Familie auf österreichischen Boden. Von hier aus trat man die Reise ins Exil an.
1955 wurden Begehrlichkeiten rund um die Zistersdorfer Ölfelder zum Stolperstein der Staatsvertragsverhandlungen. Denn die in der Zwischenkriegszeit entdeckten Bodenschätze machten den Osten Österreichs für alle Siegermächte besonders attraktiv.
Neben der Landwirtschaft prägte die Förderung von Erdöl die Geschichte des Landstrichs. Erste Schritte in diese Richtung wurden in den 1930ern von der RAG und einem Konglomerat kleinerer Förderer unternommen. "Schon in der Zwischenkriegszeit wurden Arbeitskräfte aus der Region beschäftigt", erklärt Benjamin Steininger, Projektleiter von "Rohstoff-Geschichte". "Viele Schätze zu diesem Thema sind dazu in Stadt- und Heimatmuseen erhalten oder in Privatbesitz."
Der Historiker Rudolf Streihammer aus Zistersdorf nennt weitere geschichtliche Eckdaten aus jener Zeit, wie den 40 Kilometer langen Donau-Eisstoß im Februar 1929, der die Donaugemeinden Gänserndorfs stark betraf.
U. Potmesil/K.Seidl
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.