"Wir sind stinksauer"
Stadtchefin und Rot-Kreuz-Bezirksstellenleiter kritisieren "Schönwetterpolitik" um Klinikum.
GRIESKIRCHEN (mak). Nach der Kritik durch Betriebsräte des Klinikums äußern sich auch Grieskirchens Bürgermeisterin Maria Pachner und Rot-Kreuz-Bezirksstellenleiter Günter Haslberger. Vor allem die Akutversorgung der Patienten nach 19 Uhr sei im Klinikum Grieskirchen nicht zufriedenstellend. Haslberger nennt konkrete Beispiele: Besonders für die Bewohner der nördlichen Gemeinden ergeben sich nun lange Anfahrtswege. So musste etwa eine Mutter mit ihrem Kind, das schwere Fieberschübe hatte, das Klinikum Grieskirchen links liegen lassen und 20 Kilometer weiter nach Wels fahren. Nach der Kernarbeitszeit macht in Grieskirchen nämlich kein Kinderarzt mehr Dienst.
Eine Bewohnerin des Grieskirchner Alten- und Pflegeheimes hatte sich nach 19 Uhr am Kopf verletzt. Anstatt sie im benachbarten Klinikum untersuchen zu lassen, musste die Frau nach Wels gefahren werden. Dort wurde lediglich eine Beule festgestellt, und die Patientin wurde in das Altenheim zurückgebracht. "Wir bekommen zunehmend Mehrfahrten. Derzeit haben wir drei Rettungsautos in Grieskirchen, werden aber noch ein weiteres brauchen", berichtet Haslberger. Hinter der Krankenhausreform steht Maria Pachner. "Das System wäre sonst nicht mehr finanzierbar gewesen", ist sie überzeugt. "Allerdings sollten die Sparmaßnahmen die Häuser Wels und Grieskirchen betreffen. Gespart wird de facto aber nur in Grieskirchen." Sie fordert von der Klinikumsgeschäftsführung "eine Akutversorgung, die auch tatsächlich eine ist". Pachner hat zudem kein Verständnis dafür, "dass in Zeiten des Ärztemangels Primare, die arbeiten möchten, gekündigt oder derart drangsaliert werden, dass sie freiwillig gehen".
Klinikumsgeschäftsführung teilt Skepsis nicht
GRIESKIRCHEN. "Aufgrund des Ärztemangels – nicht aufgrund der Spitalsreform – ist in Bereichen wie der Unfallchirurgie nicht an beiden Standorten eine 24-Stunden-Anwesenheit eines Facharztes möglich. Es wurde festgelegt, dass entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen akutbehandlungsbedürftige Patienten ab 19 Uhr vom Facharzt für Anästhesiologie untersucht und notfallmäßig versorgt werden", so Geschäftsführer Dietbert Timmerer. Die am Standort Grieskirchen tätigen Fachärzte für Anästhesiologie verfügen laut Timmerer über eine notfallmedizinische Ausbildung und haben zum Großteil vor der Facharztausbildung auch die Ausbildung in Allgemeinmedizin absolviert. Sie seien jedoch nicht dazu ausgebildet, Patienten unfallchirurgisch zu versorgen, sondern sollen lediglich eine Erstuntersuchung und bei Bedarf eine notfallmedizinische Behandlung durchführen. Ob eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung im Bereich der Unfallchirurgie am Standort Grieskirchen vorzuhalten oder entsprechend den Regelungen im LKH Schärding und Klinikum Gmunden die Unfallchirurgische Ambulanz lediglich bis 19 Uhr offen zu halten ist, liege allein in der Entscheidungskompetenz der Politik. Die vorgesehenen Erreichbarkeitswerte für die Akutversorgung werden durch den Standort Wels eingehalten.
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