Hunger nach ...? Wenn essen kein Genuss mehr ist
GRIESKIRCHEN (medu). Schlank zu sein, bedeutet in unserer Gesellschaft Attraktivität, Sportlichkeit, Erfolg. Täglich suggerieren uns das Mode und Medien. Besonders junge Menschen – Mädchen wie Jungs – tappen in diese Falle und verlieren zusehends das Gespür für normale Körperformen. Die Selbstwahrnehmung entrückt so immer mehr der Realität.
Signale
Erste Anzeichen für Magersucht (Anorexia nervosa) können sein: Kalorien zählen, niederkalorische Nahrungsmittel in kleinen Mengen aufgenommen, selektives Kochen sowie herumstochern im Essen oder langes Kauen. Anders die Brechsucht (Bulimie): Hier fällt die abnorme Nahrungsaufnahme hinsichtlich Menge, Zusammensetzung, Form und Zeit auf. Häufiges Verlassen des Tisches während der Mahlzeit ist auch ein Signal. Der Mix aus Leistungsbestreben, Perfektionismus und Selbstdisziplin gibt den jungen Menschen ein Gefühl von Selbstbestimmung, geht aber manchmal mit Verhaltensänderungen von Aggression bis allgemeine Lustlosigkeit oder auffälligen Gemütsveränderungen einher. Und die Waage ist ständige Begleiterin.
Doch nicht nur die Gewichtsabnahme, sondern auch Veränderungen an Haut, Haaren, Leistungsvermögen, Mundgeruch werden von Mitmenschen mit der Zeit bemerkt. Die Zahngesundheit, Knochendichte, Störung des Hormonhaushalts sowie zahlreiche andere Folgen verminderter Nähr- und Vitalstoffaufnahme stellt der Arzt fest. Weil aber Betroffene um die Folgen meist ohnehin gut informiert sind, scheuen sie den Gang zum Arzt. Oft steckt auch emotionaler oder seelischer Schmerz dahinter, dem auf den Grund zu gehen, lebensrettend sein kann. Medizinische Abklärung ist nötig, um andere Erkrankungen als Ursache für Abnahme-Verhalten und Gewichtsverlust auszuschließen. „Langes Zuwarten ist schädlich für Körper, Geist und Entwicklung“, sagt Adrian Kamper, Standortleiter an der Abteilung Kinder- und Jugendheilkunde mit Schwerpunkt Psychosomatik im Klinikum Grieskirchen.
Hilfe
Eltern müssen oft verzweifelt mit ansehen, wie ihr Kind immer weniger wird. Andererseits ist Adrian Kamper vom Klinikum Wels-Grieskirchen immer wieder erstaunt, wie lange mit dem Aufsuchen von Hilfe zugewartet wird. Die Abteilung für Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters am Klinikum Grieskirchen ist auf die Behandlung von Mager- und Brechsucht spezialisiert. Kontaktaufnahme: 07248 – 601-0. Weitere Informationsquellen: www.hungrig-online.de oder www.magersucht.de
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