Bald trockene Keller in Watschig
Nicht nur in Venedig gibt’s von Zeit zu Zeit „acqua alta“, sondern auch in den Kellern der Häuser von Watschig
HERMAGOR (jost). Seit Generationen quält die Watschiger Bevölkerung ihr hoher Grundwasserpegel. Das wirkt sich so aus, dass Kellerräume, Schächte, Gruben usw. temporär unter Wasser stehen. Bedingt durch Schneeschmelze oder stärkeren Regen eben einmal mehr, einmal weniger. Von der Stadtgemeinde in Auftrag gegebene Experten-Untersuchungen ab dem Jahr 2001 führten schlussendlich 2006 zur Ausarbeitung einer Vorstudie und in weiterer Folge zur Kosten-Ermittlung. Bürgermeister Siegfried Ronacher: „In zähen Verhandlungen mit Bund und Land haben wir uns schlussendlich vor ca zwei Jahren auf ein Projekt geeinigt, dessen Effizienz von allen involvierten Fachleuten klar erwartet wird, und kostenmässig mit € 560.000,-- trotzdem enigermassen im Rahmen bleibt. Der Umsetzungstermin ist beschlossen – die Bauarbeiten erfolgen gleichzeitig mit den nach dem Kanalbau in Watschig noch erforderlichen infrastrukturellen Massnahmen (Strassensanierungen etc). Jedenfalls sollen sämtliche Arbeiten bis Jahresende 2014 abgeschlossen sein.“
Keine Pumpen
Helmut Wilscher, Leiter der Tiefbauabteilung der Stadtgemeinde, beschreibt die in den Ausführungsplänen des Büros Walter Brieger dargestellten Massnahmen kurz und zusammenfassend so: „Es wird ein ausgeklügeltes Netz an Drainagen, Rohrleitungen und Hochwasserabflussmulden geben, das mit natürlichem Gefälle in der Lage sein wird, steigendes Grundwasser rechtzeitig und feingliedrig abzuleiten. Damit wird der bisher entstandene Wasserdruck abgebaut, d.h. wir helfen einfach der Natur etwas nach. Pumpen oder sonstige Maschinerien werden nicht erforderlich, womit automatisch technische Schwachstellen und Störquellen eliminiert sind.“
Bisheriger Alltag
Etliche seinerzeitige Keller wurden im Laufe der Jahre von ihren Besitzern aus Resignation und Aussichtslosigkeit zugeschüttet. Landwirt Stefan Schabus: „Wir haben festgestellt, dass sich die problematische Grundwassersituation seit dem Hochwasser aus dem Jahre 1983 von Jahr zu Jahr deutlich verschlechtert hat. In einem unserer Keller steht das Wasser immerwieder etwa 1,50 m hoch. Dass solche Situationen auf Dauer keine Freude machen, versteht sich von selbst. Ähnlich ist es bei unseren Güllegruben und Pumpenschächten. Wir hoffen jedenfalls, dass die jetzt beschlossenen Baumassnahmen wirklich spürbar greifen, damit auch unsere Keller bald trocken werden.“
Keller nicht empfehlenswert
Baumeister Ernst Dobringer, erfahrener Bau-Profi, in Watschig zu Hause: „Am Beispiel meines eigenen Wohnhaus-Neubaues kann ich meinen Kunden nur dringend davon abraten, einen Hochbau im Raum Watschig zu unterkellern. Ich habe selbst leidvoll erfahren müssen, dass auch bei hochwertigstem Dichtbeton der steigende und unter hohem Druck stehende Grundwasserspiegel seinen Weg in die Keller findet. Wenn schon nicht durch den Beton, dann durch Kellerfenster- oder Leitungs-Öffnungen. Die jetzt geplante und abgesegnete Drainage-Lösung ist ein richtiger und wichtiger Schritt zur Verbesserung, aber Garantien wird es sicher keine geben. Meine Empfehlung lautet daher: Nur stabile Bodenplatten, aber keine Keller in Watschig!“
Laune der Natur
Leopold Astner, Stadtrat und Raumordnungsreferent, erklärt die Besonderheit in Watschig wie folgt: „Watschig liegt am östlichen Ende des durch die Oselitzen entstandenen Schuttkegels zwischen Watschig und Tröpolach, welcher das ganze Tal quert und bis zur Gail reicht. Durch hohen Grundwasserstand im östlich angrenzenden Watschiger Moos und der Überlappung mit dem versickerten Wasser aus dem Oselitzenbach kommt es speziell bei länger andauernden Niederschlägen im Ortsbereich immerwieder zu Wassereintritten in den Kellern. Durch die geplante Ringdrainage sollte hier Abhilfe geschaffen und somit für die bestehenden Gebäude eine Verbesserung erreicht werden. Das in der letzten Gemeinderatssitzung beschlossene neue örtliche Entwicklungskonzept weist aber gerade für Watschig erhebliches Baulandpotential aus, sodass mit diesem Entwässerungsprojekt auch optimalere Voraussetzungen für neue Baulandentwicklungen geschaffen werden.“
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