Polit-Diskussion um Neuro-Fachärzte
Zu wenig Ärzte in der Gailtal-Klinik?

Die medizinische Direktorin der Gailtal Klinik in Hermgor, Christina Hohenwarter. | Foto: Kabeg
2Bilder
  • Die medizinische Direktorin der Gailtal Klinik in Hermgor, Christina Hohenwarter.
  • Foto: Kabeg
  • hochgeladen von Iris Zirknitzer

"Prettner vs. Preiss" lautet das Motto beim Ärzteprotest. Auch die Situation in der Gailtal-Klinik ist Thema.

HERMAGOR, KÄRNTEN. Eiszeit zwischen Petra Preiss (Sprecherin der Kärntner Spitalsärzte) und Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ): Vor und nach dem Demozug mit 350 Ärzten in Klagenfurt am 6. Mai 2024 haben sich die Wogen hochgeschaukelt. Prettners Sprecherin, Claudia Grabner, pocht darauf, dass die Gesundheitsreferentin von der Aktion "nie informiert wurde", und nennt das Verhalten Preiss' eine "Respektlosigkeit". "Was will sie (Anm.: Beate Prettner) von mir? Seit 15 Monaten haben wir Forderungen am Tisch, am Freitag vor dem Marsch, den wir seit zwei Wochen ankündigen, will mich Frau Prettner anrufen?" Dass die Gesundheitsreferentin erst aus den Medien vom Marsch erfahren habe, kann Preiss nicht nachvollziehen: "Ich habe in der Zeitung gelesen, dass sie (Anm.: Prettner) nur mit der GÖD (Anm.: Gewerkschaft Öffentlicher Dienst) verhandelt", so Preiss. Bei der Demo betonte Preiss, dass die Landesregierung nicht mehr bereit sei, mit der Ärztekammer zu verhandeln.

Verhandlungsangebot

Prettner wiederum zeigt sich in einer aktuellen Aussendung gesprächsbereit. "Ich setze jedenfalls weiterhin auf konstruktive Gespräche – vor allem zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten. Ich weiß, der Weg dorthin führt auch über zufriedene Ärztinnen und Ärzte. Deshalb verhandeln wir auch über zusätzliche mittel- und langfristige Maßnahmen, die den KABEG-Mitarbeitern zugutekommen", teilt Prettner mit. Weiters unternehme man alles, "um die Gehälter der KABEG-Ärzteschaft auch in Zukunft in der Spitzenposition zu halten. Parallel dazu befinde ich mich in laufendem Austausch mit Ärztekammerpräsidenten Markus Opriessnig."

Zukunftsängste

Der Protestmarsch letzten Montag sollte als Warnung für die Politik verstanden werden, Kärntens Ärzte sind in Sorge um Kärntens Gesundheitssystem, auch in unserer Region. "Engagierte Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte haben der Gailtal-Klinik in Hermagor als neurologischem Zentrum mit fast 200 Betten und rund 4.000 Patienten pro Jahr überregionale Bedeutung verschafft. Doch die Zukunft für diese über viele Jahre aufgebaute Rehabilitationseinrichtung und Akutabteilung sieht düster aus. Doch die Zukunft für diese über viele Jahre aufgebaute Rehabilitationseinrichtung und Akutabteilung sieht düster aus. Es fehlen Fachärzte, auf deren Spezialwissen der Standort angewiesen ist", sagt Preiss und geht ins Detail: "Die Richtlinien der neurologischen Fachgesellschaft schreiben eine ständige fachärztliche Präsenz für die schwer kranken Patienten der Frührehabilitation vor, die nach einem neurologischen Akutereignis wie einem Schlaganfall therapiert werden. "Seit Jahren kommt keine Vollzeit-Verstärkung. Der Zeitpunkt, an dem der fachärztliche Dienst über 24 Stunden nicht mehr gewährleistet werden kann, ist absehbar. Ende 2026 wird der Großteil der fachärztlichen Stammbelegschaft das Pensionsalter erreicht haben. Die Ausbildung eines Facharztes dauert aber sechs Jahre."

Kurzfristige Ausfälle stellen Problem dar

Die Klinik, einer der größten Arbeitgeber im Gailtal, läuft laut Preiss ohne die erforderlichen Neurologen Gefahr, ihren Betrieb in der gegenwärtigen Form und im gegenwärtigen Umfang nicht aufrechterhalten zu können. "Es kommt immer wieder zu Notfällen. Um adäquat darauf reagieren zu können, müssen in jeder Nacht ein Facharzt und ein Assistenzarzt anwesend sein. Das medizinische Team mit neun Fachärzten und neun Assistenzärzten, das ja auch untertags mit der Therapie der 200 Patienten voll ausgelastet ist, kann diesen Anspruch gerade noch unter Erbringung unzähliger Überstunden erfüllen. Jeder kurzfristige Ausfall wird zum Belastungstest." Die Sprecherin der Kärntner Spitalsärztinnen und -ärzte Petra Preiss vermisst ein langfristiges Personalmanagement der KABEG. „Es kommt ja nicht überraschend, wenn Mitarbeiter das Pensionsalter erreichen. Es wurde verabsäumt, rechtzeitig die nötigen Fachärzte auszubilden.“ Sie richtet an die politisch Verantwortlichen im Land die Frage, mit welchem Konzept die fachärztliche Versorgung des Standortes langfristig sichergestellt werden soll. Preiss stellt sich auch die Frage, "wie die Pensionsversicherungsanstalt, die für die Rehabilitation ihrer Versicherten in Hermagor jährlich über 5 Millionen Euro bezahlt, reagiert, wenn die Empfehlungen für eine fachärztliche Versorgung nicht mehr eingehalten werden können."

"Stellenplan ist gut besetzt"

Dem, von Preiss angesprochenen Personalmangel widerspricht Christina Hohenwarter, Medizinische Direktorin der Kabeg-Gailtal Klinik Hermagor: "Der Stellenplan ist in der Gailtal-Klinik gut besetzt. Derzeit besteht ein Bedarf von rund einer Arztstelle. In Relation zum gesamten Stellenplan im medizinischen Bereich entspricht dies 7,4 Prozent. Kolportierte Meldungen, wonach der Erfolg der Gailtal-Klinik gefährdet sei, sind entschieden zurückzuweisen." Hohenwarter merkt an: "Natürlich sind auch wir – wie sämtliche Branchen – von den Umwälzungen am Arbeitsmarkt betroffen. Seit Jahren steuern wir als größter Arbeitgeber des Bezirkes diesem Trend auf vielfältige und kreative Weise entgegen. Dies betrifft einerseits die wichtige Bindung unserer erfahrenen Mitarbeiter als auch unsere intensiven Rekrutierungsstrategien auf vielen Kanälen."

Nachwuchs-Förderung 

Einen besonderen Stellenwert hat laut der Medizinischen Direktorin in der Gailtal-Klinik auch die Förderung des Nachwuchses. "Sowohl bereits im Studium, als auch in der weiteren Ausbildung der jungen Kollegen bringen wir das interessante Feld der Neurorehabilitation näher und diese schätzen die hochwertige Ausbildung und den persönlichen Austausch im Haus. Insbesondere bei den Jungmedizinerinnen und Jungmedizinern verzeichnen wir in den größeren Häusern eine höhere Anzahl an Bewerbungen als zu besetzende Stellen. Das bescheinigt die hohe Attraktivität der KABEG als Arbeitgeber Ich bin überzeugt, dass wir dadurch mittelfristig auch bei uns den Ärztenachwuchs sichern und damit die Neurorehabilitation in der Gailtal-Klinik weiterhin professionell betreiben können." 

"In Spitzenposition"

Dass die Gehälter der Kabeg-Ärzinnen und Ärzte im Vergleich mit anderen Bundesländern zu niedrig sei, will Hohenwarter nicht stehen lassen. "Generell bescheinigt ein Gehaltsvergleich (Datenbasis Februar 2024) der KABEG eine Spitzenposition bei den Gehältern von Fachärzten: Bei Karrierebeginn liegt das Durchschnittseinkommen bundesweit am dritten Platz und mit dem hohen Gehaltssprung bei Erreichen des Gehaltssprungs in die Stufe ks4/12 bleiben wir konstant bis Karriereende gemeinsam mit einer zweiten Trägergesellschaft in der Spitzenposition. Zudem bestätigt dies der Bericht des Kärntner Landesrechnungshofes „Finanzierung der Krankenanstalten des Landes Kärnten“, herausgegeben im Mai 2020, dass „die Jahresvergütung der KABEG bei den dargestellten Kriterien (Einteilung nach Fach/Oberarzt, Allgemeinmediziner, Ausbildungsarzt zum Facharzt…, Anm.) deutlich über dem österreichischen Durchschnitt lag und belegte hierbei in der Reihung der Träger bei zwei von sechs Berufsgruppen den ersten Rang und bei vier Berufsgruppen den zweiten Rang“.
Hohenwarter verweist abschließend auf die gute Zusammenarbeit: "Mein Dank gilt meinem großartigen Ärzteteam, das trotz zunehmender Herausforderungen, unsere Patienten auf höchstem Niveau medizinisch versorgt. Gemeinsam mit dem interdisziplinärem Rehateam der Gailtal-Klinik wird tagtäglich einfühlsam und hochprofessionell an der Verbesserung der Selbständigkeit und Lebensqualität, sowie Reduktion der Beeinträchtigung und Pflegebedürftigkeit unserer Patienten gearbeitet. Und das mit großem Erfolg."

Die medizinische Direktorin der Gailtal Klinik in Hermgor, Christina Hohenwarter. | Foto: Kabeg
Petra Preiss, Sprecherin der Kärntner Spitalsärzte | Foto: Privat/Ktn. Spitalsärzteverband
Anzeige
Mitspielen und "Fleurie Lounge Set 4-teilig" gewinnen! | Foto: Hagebau Mössler
1

Woche Quiz
Hagebau Mössler Wertgutscheine gewinnen. Jetzt mitspielen!

Jetzt mitmachen und gewinnen: Wir verlosen im Mai wöchentlich € 50,00 Wertgutscheine von Hagebau Mössler in Villach Landskron und am Monatsende unter allen Teilnehmern als Hauptpreis ein „Garden Impressions Outdoor“ Gartenmöbel-Set. "Hier hilft man sich", so das Motto des Unternehmens. Hagebau Mössler in Villach Landskron ist DER serviceorientierte Baumarkt für die Bereiche Heimwerken und Wohnen. Hier finden Heimwerker und Profis Top-Angebote von Bodenbelägen und Türen sowie Werkzeuge,...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.