Am Anfang war es noch wunderschön

Am 25. November ist Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen. Das Gewaltschutzzentrum hilft Opfern.

(emp). Seit 15 Jahren bietet das Gewaltschutzzentrum (GSZ) Kärnten Opfern von häuslicher Gewalt und Stalking Hilfe an, um der Gewaltspirale zu entkommen. Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November, gewährt GSZ-Leiterin Roswitha Bucher Einblick in einen ihrer Fälle.

Mann mit Doppelleben

"Mit Anfang 20 lernte die Frau ihren vermeintlichen Traummann kennen. Anfangs empfand sie die Beziehung als liebevoll, wurde auf Händen getragen", sagt Bucher. Doch der Mann führte ein Doppelleben und musste nach der Geburt des ersten gemeinsamen Kindes wegen einer Schlägerei ins Gefängnis. "Als er aus der Haft entlassen worden ist, wurde die Frau zum zweiten Mal schwanger", so Bucher.

Immer mehr Streitereien

Schleichend veränderte sich das Verhalten des Mannes. Das Paar geriet immer öfter in Streit, bis er anfing, seine Frau verbal zu attackieren. "Er beschimpfte sie wörtlich sie Schlampe und Drecksau und demütigte sie zusätzlich, in dem er ihr von anderen Frauen vorschwärmte."
Die Frau sei ruhig geblieben, weil sie mittlerweile von der Gewaltbereitschaft ihres Mannes wusste. "Sie bemühte sich noch mehr, für ihn alles richtig zu machen." Oftmals sei er auch betrunken in der Nacht nach Hause gekommen. "Dann zwang er sie, ihm Essen zu kochen oder mit ihm Sex zu haben." Zu dieser Zeit wurde der Mann auch zum ersten Mal physisch gewalttätig.

Die ersten Schläge

"Er würgte und boxte seine Frau." Diese traute sich nicht, etwas gegen ihn zu unternehmen. "Erst, als er anfing, seine eigenen Kinder zu schlagen, ging sie dazwischen, aber er wehrte sie immer ab." Die Frau entschloss sich, sich vom GSZ beraten zu lassen.
Eines nachts eskalierte die Situation, als der Mann wieder einmal betrunken heim kam: "Er wollte ein Essen, das ihm aber nicht gepasst hat. Daraufhin flog der Teller durch die Wohnung." Die Frau bekam es mit der Angst zu tun und wollte die Wohnung verlassen, woran er sie hinderte.
"Als er ihr auch noch mit dem Umbringen drohte, wurde aus Angst Todesangst. In einem unbeobachteten Moment konnte sie gemeinsam mit ihren Kindern zur Nachbarin flüchten", erläutert Bucher.

Flucht nach Todesdrohung

Die Nachbarin brachte die Frau samt Kinder zur Polizei, "wo sie erstmals über ihr jahrelanges Martyrium sprach." Über den Mann wurde ein zweiwöchiges Betretungsverbot ausgesprochen, das mit Hilfe des GSZ durch eine einstweilige Verfügung auf sechs Monate ausgedehnt werden konnte. "Gleichzeitig zeigte die Polizei den Mann wegen fortgesetzter Gewaltausübung an", berichtet Bucher.
Das GSZ stellte der Frau einen Anwalt zur Verfügung und begleitete sie bis zum Urteil gegen den vorbestraften Gewalttäter. "Dieser kam wieder ins Gefängnis", schließt Bucher.

ZUR SACHE
Im Jahr 2014 betreut das Gewaltschutzzentrum Kärnten rund 900 Personen – Opfer von häuslicher Gewalt und Stalking aus dem gesamten Bundesland.

In Paarbeziehungen sind rund 97 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt Frauen.

In allen anderen familiären Beziehungen sind zwei Drittel der Opfer weiblich, ein Drittel männlich.

Die Beratung durch das Gewaltschutzzentrum Kärnten ist anonym und kostenlos. Das Angebot umfasst u.a. die Erstellung eines Sicherheitsplans bis hin zur Begleitung zu Gerichtsverhandlungen, psychologische Betreuung und vieles mehr.

Kontakt: Erreichbar ist das Gewaltschutzzentrum Kärnten mit Sitz in Klagenfurt telefonisch unter 0463 /590 290 oder per Mail an
info@gsz-ktn.atn