Wenn eine Blinddarm-Entzündung existenzbedrohend ist
Wenn in einem Kleinbetrieb plötzlich der Chef oder die Chefin ausfällt, kann dies existenzgefährdend sein. Bei Krankheit, Spitalsaufenthalt oder Babypause springt die Betriebshilfe ein – seit nunmehr zwanzig Jahren. Nicht nur der Sitz des Vereins ist in Klosterneuburg, auch die Initiative ging von hier aus: Ins Leben gerufen hat die Betriebshilfe die heutige Präsidentin der niederösterreichischen Wirtschaftskammer, Sonja Zwazl.
KLOSTERNEUBURG (cog). Seit ihrer Gründung leistete die niederösterreichische Betriebshilfe schon rund 2.500 Einsätze. An der Spitze stehen Operationen, schweren Krankheiten und Unfällen. Etwa zwanzig Prozent fallen auf "Baby"-Einsätze – die auch Gründungsgedanke der Betriebshilfe waren. "Ich habe mir erlaubt, zwei Kinder zu bekommen", erinnert sich die Wirtschaftskammer-Präsidentin Sonja Zwazl. Eine Betriebshilfe gab es damals schon – allerdings nur auf dem Papier. Forsch habe sie sich damals über den Missstand in der Kammer beschwert.
Ausfall kann existenzbedrohend sein
Zwazl: "Wir Unternehmerinnen sind Frauen wie jede andere auch, aber Mutterschutz bekommen wir keinen." Gemeinsam mit "Frau in der Wirtschaft" wurde aus der Idee, eine Art DorfhelferInnen, die auf Bauernhöfen einspringen, auch für Kleinbetriebe als Absicherungsmöglichkeit zu schaffen.
Finanzielle Unterstützung dafür gibt es vonseiten der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA). "Ich halte das für eine großartige Möglichkeit, denn wenn ein Unternehmer ausfällt, kann das schon existenzbedrohend sein", betont Alexander Herzog, stellvertretender Obmann der SVA-Gewerbe. Man überlege mittlerweile, die Betriebshilfe auszubauen. Österreichweit wurden bereits 800.000 Stunden Unterstützung geleistet, niederösterreichweit waren es 160.000 Stunden. Herzog: "Ein wichtiger Stein in dem Puzzle der Absicherungsmöglichkeiten für Unternehmer."
Peter McDonald, Vorstandsvorsitzender im Hauptverband streut der WKNÖ-Präsidentin Blumen: "Der Weitblick der damaligen Unternehmerin Zwazl zeigt sich heute mehr denn je, wo es branchenabhängig einen Frauenanteil bei Unternehmensgründungen von zwischen 40 und 50 Prozent gibt."
13 fixe und 48 befristete BetriebshelferInnen
Bis 2002 wurde das Burgendland und bis 2005 Wien von der NÖ Betriebshilfe mitbetreut. Mittlerweile gibt es diese auch in Oberösterreich, Salzburg, Kärnten, Steiermark, Tirol und Vorarlberg. "Die Betriebshilfe stellt sicher, dass ein Spitalsaufenthalt aber auch die Babypause bei kleinen Unternehmen nicht in eine wirtschaftliche Notlage führen", resümiert Zwazl.
Derzeit gibt es 13 fix angestellte und professionell ausgebildete BetriebshelferInnen und 48 befristete. Es sind Menschen, die sich beruflich neu orientieren, ehemalige Selbstständige, WiedereinsteigerInnen nach der Karenz und auch ältere Arbeitskräfte, die besonders wegen ihrer Kompetenzen und Routine gefragt seien. Herausforderung sei weniger das Finanzielle, so Zwazl, als viel mehr die richtigen Personen zu finden.
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