Integration für das Land Kärnten

Wissenschaftlerinnen Marika Gruber und Kathrin Stainer-Hämmerle zum Integrationsleitbild: "Vieles ist Beziehungsarbeit."
  • Wissenschaftlerinnen Marika Gruber und Kathrin Stainer-Hämmerle zum Integrationsleitbild: "Vieles ist Beziehungsarbeit."
  • hochgeladen von Gerd Leitner

Seit Ende letzter Woche touren die Verantwortlichen für das Integrationsleitbild durch das Land. In direktem Austausch mit der Bevölkerung in den Bezirken will man die Bedürfnisse und Stimmungen erheben und einholen. "Bis Ende des Jahres 2016 soll das Leitbild fertig sein", gibt Marika Gruber von der Fachhochschule Kärnten vor.
Zwar geht es in diesem Leitbild um Menschen ausländischer Herkunft, die bereits in Kärnten leben (insgesamt knapp 45.000), überlagert werden die Diskussionen aber von der aktuellen Flüchtlingskrise. "Das Positive ist, dass das Interesse gestiegen ist", so FH-Professorin Kathrin Stainer-Hämmerle. Die Herausforderung: "Wir dürfen auf jene nicht vergessen, die bereits hier sind." Gruber ergänzt: "Kärnten zeigt bereits ein buntes Bild.
Auch wenn im Vergleich zu anderen Bundesländern der Ausländeranteil gering ist – in Kärnten leben 8,1 Prozent Ausländer, der Österreichschnitt liegt bei 12,5 Prozent –, leben Menschen aus 144 Nationen bei uns. "Das Ziel ist es, die Chancen der Zuwanderung zu entdecken und zu nutzen", appelliert Stainer-Hämmerle. Schließlich schrumpfe die Kärntner Bevölkerung, was auch einen Fachkräftemangel zur Folge haben wird.

Vieles wurde versäumt

Das Problem: "Die Versäumnisse der Vergangenheit", so Stainer-Hämmerle. Als in den 60er-Jahren erste Gastarbeiter ins Land kamen, sei Zugang zu Bildung kein Thema gewesen. Aber: "In einer ersten Flüchtlingswelle kommen meist die Akademiker zu uns", weiß Stainer-Hämmerle. "Viele haben falsche Vorstellungen von den Menschen."
Mitterweile leben viele Menschen mit Migrationshintergrund bereits in der zweiten Generation in Kärnten – insgesamt knapp 15.000 Menschen. "Noch immer haben sie in vielen Bereichen nicht die gleichen Chancen", spricht Stainer-Hämmerle Bildung und Arbeitsmarkt an.
Ziel des Leitbildes ist es, in verschiedenen Bereichen Maßnahmen zu setzen – acht Arbeitskreise entwickeln Maßnahmenvorschläge für die nächsten Jahre (siehe Infobox). "Wir suchen den Kontakt zur Bevölkerung, um Ängste und Bedürfnisse zu erfahren", so Gruber über die Arbeit, denn: "Auch im ländlichen Raum soll das Leitbild lebbar werden."
Die Wissenschaftlerinnen appellieren an die Offenheit der Kärntner. "Abschotten wird nicht gehen", sind sie überzeugt. "Ängste baut man über den Kontakt und Kennenlernen am leichtesten ab."

Zur Sache - Ausländer in Kärnten

In Kärnten leben 44.873 Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit – das sind 8,1 Prozent der Bevölkerung.

Insgesamt hat Kärnten einen Bevölkerungsanteil von 11,7 Prozent von Menschen mit ausländischer Herkunft.

Den größten Anteil hat Villach mit 14,4 Prozent Ausländer, den kleinsten der Bezirk Wolfsberg mit 4,5 Prozent.

Rund 62 Prozent der Ausländer kommen aus dem EU-, EWR-Raum oder der Schweiz. 38 Prozent aus Drittstaaten.

Zur Sache – Kärntner Integrationsleitbild

Bis Ende 2016 soll für Kärnten ein Integrationsleitbild erstellt sein.

Bis Mitte Oktober finden Veranstaltungen in den Bezirken statt. Beginn ist jeweils um 18 Uhr. Die nächsten Termine:

Klagenfurt Land, 17. September, Veranstaltungssaal der BH
Villach-Land, 22. September, Kulturhaus St. Jakob/Ros.
Wolfsberg, 24. September, Sitzungssaal des Gemeinderates
Hermagor, 29. September, Veranstaltungssaal der BH
Feldkirchen, 06. Oktober, Sitzungssaal der BH
Völkermarkt, 13. Oktober, Sitzungssaal des Gemeinderates

In acht Arbeitskreisen erstellen Experten, in Kontakt mit der Bevölkerung, Maßnahmen und Empfehlungen für die Politik.

Die Themen der Arbeitskreise:
1. Sprache und Bildung
2. Arbeit, Beruf und Wirtschaft
3. Rechtsstaat, Gleichstellung und Mitbestimmung
4. Gesundheit und Soziales
5. Interkultureller und interreligiöser Dialog
6. Sport, Freizeit und öffentlicher Raum
7. Wohnen, Nachbarschaft und die regionale Dimension von Integration
8. Integration von Anfang an: Ankommen und Willkommenskultur

Erste Maßnahmen zur Förderung von Integration sollen bereits während des Prozesses der Erstellung des Leitbildes umgesetzt werden.

Ziel der Verantwortlichen ist es, einen möglichst breiten politischen Konsens zu finden, damit das Leitbild auch in weiteren Legislaturperioden Gültigkeit hat.

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