Schulabbrecher sind Kärntens Sorgenkinder
Klagenfurter Volkswirt sieht Arbeit für schlecht Qualifizierte ausgehen und mahnt Maßnahmen in der Bildung ein.
KÄRNTEN. Relativ betrachtet habe sich der Kärntner Arbeitsmarkt im letzten Jahr gut gehalten. Das meint der Klagenfurter Uni-Professor Robert Klinglmair. Dennoch rechnet er im heurigen Jahr mit einem Anstieg der Zahl der Arbeitslosen. "Wenn dieser sich auch abflachen wird", so der Volkswirt.
Ein großes Problem sieht er darin, dass Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt oft nicht zusammenpassen. "Es geht uns nicht die Arbeit insgesamt aus, allerdings jene für Menschen mit geringer Qualifikation", so Klinglmair. Eine rasche Lösung sieht er für die Situation nicht. "Es braucht tiefgreifende Reformen in unserem Schulsystem", mahnt er ein.
Viele Schulabbrecher
Vor allem für Maßnahmen für Schulabbrecher spricht er sich aus. "Rund sieben Prozent eines Jahrgangs beenden die Schule nicht", erklärt Klinglmair. "Wir können uns nicht leisten, sie zu verlieren." Zum Problem der Abbrecher komme auch noch die Kompetenzarmut trotz einer abgeschlossenen Ausbildung.
Eine Ausbildungspflicht – inklusive möglicher Strafen – bis zum 18. Lebensjahr sieht er dennoch kritisch. "Die Jungen brechen die Ausbildung nicht ab, weil sie lustig sind", weiß Klinglmair von seinen Studien, "sondern weil sie keine Möglichkeiten haben."
Die Maßnahmen des AMS in Kärnten hätten in der Jugendarbeitslosigkeit Wirkung gezeigt – sie ist im letzten Jahr gesunken. "Wir brauchen Offensiven, die die Lehre attraktiv machen und müssen Voraussetzungen dafür vermitteln."
Zur Sache – Arbeitslosigkeit in Kärnten
Das AMS weist im Monat Februar 198.000 Beschäftigte in Kärnten aus – das sind um 0,9 Prozent mehr als 2015.
31.692 Kärntner waren im Februar auf Arbeitssuche. 19.577 davon sind Männer.
Während die Zahl der arbeitslosen Männer im Februar um 2,1 Prozent abnahm, stieg jene der Frauen um 6,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Jugendarbeitslosigkeit hat insgesamt um 3,4 Prozent abgenommen. 3.689 Personen unter 25 Jahren sind in Kärnten auf Arbeitssuche.
Bei den bis 19-Jährigen konnte die Arbeitslosigkeit um 6,4 Prozent verringert werden.
Bei den älteren Arbeitslosen kommt es zu einem Anstieg von 4,2 Prozent. 9.137 Kärntner über 50 Jahren sind ohne Arbeit.
Bei den Langzeitarbeitslosen über 6 Monate kommt es zu einer Zunahme der Arbeitslosigkeit um 1.447 Personen (22 %) auf 8.015. 3.960 sind seit mehr als einem Jahr ohne Job.
Im Februar gab es 1.774 offene Stellen.
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